Warum der Sender Schwarzenburg wirklich abgeschaltet wurde (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 30.11.2012, 15:14 (vor 4374 Tagen)

[Strang abgetrennt am 2.12.12 um 03:46, Absprung hier]

Und noch einer, wie konnte ich Ihn nur übersehen :no:.

Hans-Ulrich Jakob nutzt seinen Nachruf ziemlich ungeniert für Eigenwerbung:

Es war mir eine grosse Ehre, zusammen mit ihm an Orientierungsveranstaltungen rund um den Kurzwellensender von Radio Freies Europa in Holzkirchen bei München auftreten zu dürfen, welcher dann ebenso wie der Kurzwellensender Schwarzenburg von Schweizer Radio International, in Folge massiver Gesundheitsschäden in der Bevölkerung abgebrochen werden musste.

Das ist natürlich Quatsch, was er da behauptet: Keiner der Sender musste wegen massiver Gesundheitsschäden in der Bevölkerung abgebrochen werden. Das ist lediglich eine der Legenden, die der Gigaherz-Präsident liebend gerne verbreitet, um sich wichtig zu machen. Es gibt keinen belastbaren Beleg für seine Behauptung. Auch die durchgeführten Studien am Sender Schwarzenburg, der im Vergleich zu Mobilfunksendern mit erheblich höherer Leistung sendete, ergaben keinen zweifelsfreien Zusammenhang zwischen der Immission und den aus der Bevölkerung gemeldeten Beschwerden.

Merklich plausibler als Herrn Jakobs zweifelhafte Siegesmeldung klingt das, was Nicolas Lombard, Direktor des Betreibers swissinfo/SRI, 2004 über den Abbruch des Senders Schwarzenburg sagte:

Nach dem Fall der Berliner Mauer Ende der 80-er Jahre und dem Abbau der Spannungen zwischen Ost und West konzentrierten sich die Medien auf die nationale Berichterstattung. Die internationalen Sender gerieten in eine Identitätskrise.

Plötzlich stand SRI vor einer neuen Herausforderung: "Jetzt wurde plötzlich eine unserer Hauptaufgaben überflüssig. Wir mussten uns fragen, was wir nun machen", sagt Lombard.

"Wir erkannten, dass es in der 'Nach-Kalten-Kriegszeit' nicht mehr möglich war, auf internationaler Ebene gegenüber anderen Kurzwellen-Sendern, wie zum Beispiel der BBC, konkurrenzfähig zu bleiben", erklärt Lombard.

"Deshalb begannen wir uns auf das Konzept der 'Swissness' zu konzentrieren. Wir wussten, dass wir im Bereich der weltweiten Information über die Schweiz Marktleader sein können."

1998 zeichnete sich das Internet als neue Richtung ab. Im gleichen Jahr wurde der KW-Sender Schwarzenburg abgeschaltet. Ein Jahr später, am 24. Dezember 1999, wurde die strategische Neuausrichtung von SRI hin zur Multimedia-Plattform vom Bundesrat genehmigt – "ein richtiges Weihnachtsgeschenk", so Lombard.

Hintergrund
Die Probleme beim Kurzwellensender Schwarzenburg (Schweiz)
Suchmaschinentreffer zum Stichwort "SRI Sender Schwarzenburg"
Nachtrag - Der Siegeszug des HUJ: letzte MW-Sender werden stillgelegt

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Schwarzenburg, Kurzwellensender, Fehlschlag


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