Eine Autorengruppe in Südkorea untersuchte, ob sich im Zeitraum von 1984 bis 2017 zwischen dem Gebrauch von Mobiltelefonen im Land und der Inzidenzrate von Hirntumoren eine Korrelation ausfindig machen lässt. Das Ergebnis veröffentlichten die Autoren im September 2021 in Bioelectromagnetics: Mobile Phone Use and Time Trend of Brain Cancer Incidence Rate in Korea. Die chronisch klamme Munitionskammer organisierter Mobilfunkgegner wird von dieser Studie nicht befüllt.
Fünf Monate später: In der Alarmstudiendatenbank EMf-Data von Diagnose-Funk suchte ich soeben die zitierte Studie vergeblich. Dies darf mit Fug und Recht als weiterer Beleg gewertet werden, dass Besucher von EMF-Data sich in eine Echokammer oder Filterblase begeben und bevorzugt oder sogar exklusiv mit alarmierenden Studien bedient werden.
Im Diagnose-Funk-Webinar Nr. 3 versucht Peter Hensinger den Vorwurf, EMF-Data sei einseitig auf Alarm ausgerichtet, mit flachen Behauptungen zu widerlegen (min 43:09):
[...] Vorwürfe, wir würden die Studien nicht einbeziehen die keine Risiken gefunden haben, stimmen nicht. Die besprechen wir. Aber unsere Aufgabe ist es nicht, die vielen Studien die die Industrie auch produziert, um Entwarnung zu geben, zu veröffentlichen, sondern wir veröffentlichen die Studien die Risiken zeigen. Wir wollen diese Studien bekannt machen, welche sonst niemand anders bekannt macht. [...]
Soso, Peter Hensinger will also entwarnende Studien "besprechen". Wo und mit wem? Auf der Herrentoilette? Oder will er sie vielleicht auf Friedhöfen hinter Grabsteinen wie Warzen besprechen, damit sie auf Nimmerwiedersehen verschwinden? Keiner weiß es.
Wie man sich anhand der bibliographischen Daten der Korea-Studie leicht überzeugen kann, hat bei diesem Paper "die Industrie" nicht mitgewirkt. Die zehn Autoren kommen von drei Universitäten, einem nationalen Krebszentrum und einem staatlichen Forschungsinstitut für Telekommunikation. Finanziert wurde die Studie von einem koreanischen Ministerium (MSIT) und einem staatlichen Institut (IITP). Nicht einmal Hensinger sollte bei dieser Konstellation Verdacht schöpfen. Dennoch fehlt die Studie in seiner Datenbank und ich meine der einzige Grund dafür ist: Die Ergebnisse sind dem gelernten Drucker nicht genehm, sie könnten seine an Alarm gewöhnten "Stopfgänse" nur verstören und dazu bringen, dass sie anfangen nachzudenken und ihm am Ende von der Fahne gehen.
Offensichlich entscheidet Hensinger nach Gutdünken und glaubt man seinen Worten, sind ihm sogar Industriestudien willkommen, so sie alarmierende Befunde zeigen. Zeigen sie diese nicht, sind sie nicht willkommen. Über Top oder Hopp entscheidet nach im Detail unbekannten Kriterien wieder mit Peter Hensinger ein Drucker im Ruhestand. Alles was recht ist, man muss schon eine willenlose "Stopfgans" sein, um derart dilettantische und willkürliche Fütterungen widerstandslos über sich ergehen zu lassen.
Und am Schluss noch der Höhepunkt mit dem Eingeständnis: Wir wollen diese [Alarm-]Studien bekannt machen, weil's sonst keiner tut. Das ist a) glatt gelogen, denn auch das EMF-Portal veröffentlicht alarmierende Arbeiten und b) kommt Hensinger nicht auf die Idee, dass Studien von anderen vielleicht deshalb nicht einmal mit der Beißzange angefasst werden, weil sie qualitativ grottenschlecht sind und man sich mit ihrer Verwurstung in Fachkreisen nur lächerlich machen würde. Da Diagnose-Funk die Kompetenz fehlt, selbst grobe Schrottstudien zu erkennen (Beispiel) ist die Alarmstudiendatenbank des Vereins für Fachleute ohne Bedeutung, sie wendet sich ausschließlich an Laien. Aber: Was können Laien schon mit wissenschaftlichen Papers anfangen, deren Inhalte sie nicht wirklich verstehen? Zu einem reicht es für Laien immer: Sich öffentlich lächerlich machen, indem man sich aufspielt, als wäre man ein sattelfester Vertreter der wissenschaftlichen Community.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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