UMTS & Krebs: Freispruch zweiter Klasse durch Prof. Lerchl (Forschung)
Die soeben vom BfS vorgestellte UMTS-Nachfolgestudie von Prof. Alexander Lerchl hat ein Ja-Aber-Ergebnis hervorgebracht, das einen erleichtert Aufatmen lässt, gäbe es da nicht einen bitteren Wermutstropfen ...
Vor rund drei Jahren sorgten Wissenschaftler der Jacobs University, Bremen, für Aufregung: Ihnen gelang die Replikation einer Studie, die UMTS-Mobilfunk in den Verdacht brachte, die Entstehung von Tumoren im Körper zu begünstigen. Fachleute nennen dies eine kokarzinogene Wirkung. Der alarmierende Befund begeisterte Mobilfunkgegner in aller Welt. Doch jetzt hat eine Folgestudie diesen Verdacht ausgeräumt: UMTS begünstigt die Entstehung von Krebs nicht! Wermutstropfen: Dafür wirkt UMTS tumorpromovierend. Sind Tumoren erst einmal da, wachsen sie unter Befeldung schneller. Warum das so ist weiß keiner, doch es gibt erste Erklärungsmodelle. weiter ...
Das Bundesamt für Strahlenschutz weist darauf hin, dass Tierstudien nicht 1:1 auf Menschen anzuwenden sind, sieht sich von der Nachfolgestudie jedoch in seiner Empfehlung bestätigt, die Exposition gegenüber EMF zu minimieren:
Die Frage nach der Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen kann durch keine der drei Studien beantwortet werden [gemeint sind Tillmann 2010, Klose 2015 und Lerchl 2017, Anm. Spatenpauli]. Bei kleinen Tieren wie Mäusen werden die inneren Organe stärker von den Feldern erreicht als beim Menschen.
Bereits die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Tiermodelle ist schwierig, denn bei Ratten (Hirntumore) und anderen Mausmodellen (Lymphome) wurde ein krebsfördernder Einfluss hochfrequenter elektromagnetischer Felder nicht gefunden.
Zur Ableitung von Grenzwerten können die Ergebnisse nicht herangezogen werden. Sie stützen aber die Empfehlungen des BfS zur Minimierung der Exposition gegenüber hochfrequenten EMF.
Auf Anfrage des IZgMF teilte Prof. Lerchl mit, er bereite gegenwärtig die wissenschaftliche Publikation der neuen Arbeit in einem Fachblatt vor.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –