EHS im Funkloch "Green Bank" nicht immer willkommen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 14.04.2015, 09:52 (vor 3541 Tagen) @ H. Lamarr

Die Welt berichtet in einem langen Artikel über die überzeugten Elektrosensiblen im Funkloch Green Bank. Neu ist der Aspekt, dass die Einheimischen dort nicht allzu gut auf die EHS zu sprechen sind:

[...] Es ist ja auch nicht so, dass sie hier allen willkommen wären. Vielen Einheimischen wäre es lieber, sie würden wieder verschwinden. Es ist ein Ort der Eigenbrötler, die nichts mehr verabscheuen als Veränderung.

Nicht unterkriegen lassen

Diane Schou hat ihnen schon einiges zugemutet. Sie hat in der Kirche darum gebeten, die elektrische Heizung abzudrehen und keine schnurlosen Mikrofone mehr zu verwenden. Im Supermarkt, in der öffentlichen Bibliothek oder beim Mittagstisch im Seniorenzentrum hat sie verlangt, dass jemand die Neonleuchten rausnimmt. Sie findet, sie hat ein Anrecht darauf. "Das Licht macht mich krank, es ist Behindertendiskriminierung, das nicht anzuerkennen."

Die Einheimischen finden das sonderbar, bestenfalls. Der Mann an der Kasse in Henry's Quick Stop, der Lehrer in der Highschool, die ehrenamtlichen Helfer in der Bücherei. Die EHS-Leute, sagen sie, seien lästige Eindringlinge. Die verlangen immer eine Extrawurst. Die vergraulen die Touristen. Die schlafen mit Alufolie um den Kopf gewickelt. Die wollen sich nicht anpassen, die stören unsere Ruhe, die haben hier nichts zu suchen.

Diane Schou wird ärgerlich, wenn sie so etwas hört. Sie steht vom Sofa auf, läuft unschlüssig im Wohnzimmer umher, räumt ein paar Akten ins Regal. Sie sagt: "Ich werde auf der Straße beschimpft." Schon mehrfach hätten Leute aus dem Ort sie und andere eingekesselt, bewaffnet mit batteriebetriebenen Geräten – um zu beweisen, dass diese EHS-Spinner doch bloß Simulanten sind.

In ihr Haus sei eingebrochen worden, nachts bekomme sie Drohanrufe. Einmal habe ein totes Opossum in ihrem Briefkasten gelegen. Sie wird sich von diesen Hinterwäldlern nicht kleinkriegen lassen. "Ich bin lang genug auf der Flucht gewesen."

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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