Text von Doris (Elektrosensibilität)

Schmetterling @, Sonntag, 02.12.2007, 05:48 (vor 6203 Tagen) @ H. Lamarr

Gedanken über die Bedeutungslosigkeit von ES (Allgemein)
verfasst von Doris , 01.12.2007, 22:28

Bei der Diskussion um Elektrosensibilität ist es wie bei der "theoretischen" und "praktischen" Kindererziehung, da kommt man auch irgendwie nie zusammen.

In dem Moment, als Sie Ihren Beitrag eingstellt habe, hatte ich spatenpaulis Text fertiggelesen und die für mich darin enthaltene Botschaft deckt sich eigentlich mit dem, was ich hier die letzten Tage immer wieder mal andiskutiert habe und nicht weitergekommen bin.
So z.B. meine Frage an Schmetterling "ob sie sich von den Frontleuten gut vertreten fühlt" Leider wurde die Diskussion nicht weitergeführt, Sie haben das Thema auch im Gigaherz aufgenommen, dort zwar erklärt, es liegt nicht an den Frontleuten, aber zu einem konstruktiven Ergebnis ist für mich die Sache nicht gekommen.
Deshalb würde mich eine detaillierte statt einer pauschalen Kritik an spatenpaulis Beitrag interessieren.
Auch wenn die Fragen nicht an mich gerichtet sind, möchte ich mich dazu äußern, da ich der Elektrosensibilität auf der einen Seite anders gegenüberstehe wie manche hier im Forum, aber ich mich auch darüber ärgere, dass man da oft gegen eine Wand läuft.

Hängt es für Sie von der Anzahl ab, ob ein Leid bedeutungslos ist oder nicht?

Es hängt nie von der Anzahl ab, ob ein Leid bedeutungslos ist. Aber es hängt speziell bei diesem Thema, wo sich eine Gruppe Betroffener (deren Anzahl je nach Strömung in der Größenordnung sehr stark schwankt) gegen den Rest der Welt stellt, zum einen sehr stark davon ab, wie groß ist die Anzahl der Leidenden, wie anerkannt ist dieses Leiden und wie ernst kann man sowohl die Anzahl als auch das Leiden nehmen. Und daran hapert es m.E. stark. Darauf gehe ich weiter unten nochmals ein.

Ab welcher Anzahl wäre ES für Sie bedeutungsvoll?
Wäre es für Sie ebenso bedeutungslos, wenn es Sie oder Ihre Familie treffen würde?

Ich verstehe diese Frage von Ihnen als Betroffene, die gegen das maßlose Aufrüsten antritt. Aber es ist eigentlich eine Frage, die einem nur ein schlechtes Gewissen macht. Denn Leid, das einen selber oder die eigene Familie betrifft, ist nie bedeutungslos. Aber es gibt viele seltene KRankheiten, die für den Betroffenen unweigerlich tödlich verlaufen, aber aufgrund der geringen Anzahl der von dieser Krankheit Betroffenen nicht erforscht wird, weil es der breiten Masse "nichts bringt".

Ich fand spatenpaulis Beitrag deshalb gut, weil er für mich das geschrieben hat, was mir heute mittag durch den Kopf ging, als ich caros Schilderung gelesen habe. Ich gehe jetzt mal davon aus, dass es caro nach Auszug aus ihrer stark belasteten Wohnung so gut geht, dass sie mit anderen Funkbelastungen, die das tägliche Leben mit sich bringen, leben kann. Bei Ihnen scheint die Sache anders zu sein. Auch ich setze auf Betroffene wie Caro, aber auch Schmetterling, - die ihr Problem sehr analytisch angeht -, die m.E. eher was erreichen können. Sie wissen auch, dass ich Ihre Anwesenheit als Betroffene hier im Forum immer für wichtig erachtet habe. Allerdings unterscheiden sich oft Ihre Beiträge hier von denen die Sie im Gigaherz einstellen. M.E. stellen Sie dort unter Gleichgesinnten Ihre Leidensdruck oft anders dar als hier. Allerdings gehören Ihren Beiträge im Gigaherz trotzdem zu den größtenteils sachlichen Beiträgen. Dieser Vorwurf, dass die Betroffenen sehr häufig in die Psychoecke gestellt werden, liegt m.e. auch daran, dass leider doch einige durch ihre Selbstdarstellung dafür sorgen, dass es so ist. Jeder Betroffene weiß selber, dass er durch diese Schilderungen von Nicht-Betroffenen gerne erst mal als Spinner gesehen wird. Meine Bekannte z.B. war immer sehr vorsichtig mit ihren Symptomschilderungen, weil ihr sehr wohl bewusst war, dass Nicht-Betroffene sie nur ungläubig anschauen und sie für verrückt halten.

Ich würde z.B. Caro niemals in diese Spinnerecke stellen, das sind die Menschen, die was bewegen könnten und ich bin immer noch der Meinung, dass Euch die Frontleute nicht wirklich gut vertreten. Egal wie bemüht und engagiert diese sind, diese werden euch nicht weiterbringen. Ich möchte das starke Engagement von Frau Dr. Waldmann-Selsam und auch von den anderen nicht runtermachen, aber ich bin der Meinung, die haben ihre Chance vertan. Glauben Sie ein BfS oder eine andere Institution wird urplötzlich einen Dr. Scheiner ernstnehmen, nachdem die ihn vom Runden Tisch schon ausgeschlossen haben, oder einen weiteren ewig gleichen Brief von Frau Dr. Waldmann-Selsam nun plötzlich ernstnehmen? Nach wie vor vertrete ich die Meinung, dass hier eine Strategieänderung stattfinden muss und zwar unter der Führung von anderen, unverbrauchten Frontleuten, die aus den Fehlern der "ersten Generation" lernen und die Sache anders angehen. Und da das maßlose Aufrüsten immer weitergeht und es somit nicht ausgeschlossen ist, dass tatsächlich immer mehr Leute elektrosensibel reagieren können, ist es nicht zu spät sich zumindest über einen Blickrichtungswechsel mal ernste Gedanken zu machen.
Und klar, das ist für Sie vielleicht jetzt so, wie wenn man als Erziehender "gute Ratschläge" von kinderlosen Leuten bekommt, aber ich zumindest nehme mir da schon manche Ratschläge auch zu Herzen, weil diejenigen ja oft nicht so falsch liegen, sondern ich aus einer Emotion raus reagiere und diese Reaktion oft falsch ist.

Tags:
Kritik, Frontleute, Vertretung, Erziehung


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