Kargo-Kult-Wissenschaft ist Pseudowissenschaft (Allgemein)
H. Lamarr , München, Mittwoch, 22.02.2017, 23:30 (vor 2812 Tagen)
Der Physiker und Nobelpreisträger Richard Feynman hat 1974 anlässlich einer Festrede vor einem Abschlussjahrgang der Elite-Universität California Institute of Technology („Caltech“) einen interessanten Ausdruck verwendet. Feynman sprach von „Cargo Cult Science“. Das Wort kann nicht unmittelbar übersetzt werden, im Deutschen spricht man von Kargo-Kult-Wissenschaft. Der Ausdruck „Cargocult“ bezeichnet eine (natur-)religiöse Richtung, die das nahe Ende der gegenwärtigen Welt zu erkennen glaubt. Cargo Cult Science ist nach Feynman eine Form von Wissenschaft, die im Gegensatz zu den vielen Pseudowissenschaften (Astrologie, Wünschelruten, Kreationismus u.a.) die formalen Kriterien einer wissenschaftlichen Vorgehensweise erfüllt, der es aber an Integrität und Geschlossenheit mangelt. Cargo Cult Science kann auch als Inbegriff der Selbsttäuschung gesehen werden.
Feynman beschreibt ein Beispiel für Cargo Cult Science. Auf den pazifischen Samoainseln bewunderten die Einheimischen die Flugzeuge, die während des 2. Weltkrieges gelandetet waren und faszinierende Dinge gebracht hatten. Bald darauf entwickelte sich ein merkwürdiger Ritus. Die Eingeborenen legten künstliche Landebahnen an, neben denen sie Feuer entzündeten, um die Signallichter nachzuahmen. In einer Holzhütte hockte ein Eingeborener mit hölzernen Kopfhörern, aus denen Bambusstäbe ragten, die Antennen darstellen sollten. Auch Radartürme aus Holz wurden gebaut und einige andere scheinbar wichtige Geräte um so die Flugzeuge anzulocken, die ihnen mehr schöne Dinge bringen sollten. Sie machen der Form nach scheinbar alles richtig, aber es funktionierte nicht. Kein einziges Flugzeug landete.
Feynman wollte sich nicht über die Eingeborenen lustig machen. Er verwendete das Beispiel nur, um seinen Studenten klar zu machen, wie schwer manchmal Cargo-Cult von konsistenten Wissenschaften zu unterscheiden ist. Es ist so gut wie unmöglich, den Betreibern einer Cargo Cult Science die Aussichtslosigkeit ihres Bestrebens zu erklären, denn nichts ist so mächtig wie eine Selbsttäuschung. weiter ...
Hintergrund
Original-Vortrag von R. Feynman (1974): Anmerkungen über Wissenschaft, Pseudowissenschaft und die Kunst, sich nicht selbst zu täuschen.
Esoterik statt Physik: Glaubt das Wasser auch daran?
Kargo-Kult-Politik
Forscher narren Fachzeitschrift mit Quatsch-Studie
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Kargo-Kult-Wissenschaft: Beispiel Ameisenforschung
H. Lamarr , München, Donnerstag, 23.02.2017, 13:07 (vor 2812 Tagen) @ H. Lamarr
Sie machen der Form nach scheinbar alles richtig, aber es funktionierte nicht. Kein einziges Flugzeug landete.
Ein typisches Beispiel für Kargo-Kult-Wissenschaft (KKW) ist für mich die Ameisenforschung von Marie Claire Cammaerts, zuletzt verbreitet von dem Anti-Mobilfunk-Verein Diagnose-Funk. Der Form nach passt bei Cammaerts scheinbar alles, sie arbeitet an einer Universität, publiziert in wissenschaftlichen Zeitschriften und sie sieht sogar so aus, wie man sich eine Wissenschaftlerin kurz vor dem Ruhestand vorstellt (die flotte Blondine unten ist nicht Cammaerts, sondern deren Ansagerin in einem 2 Minuten dauernden TV-Bericht von RTL-Belgien).
Doch bei genauerem Hinsehen zeigen sich deutliche Symptome von KKW. So ist die Dosimetrie von Cammaerts auf dem Niveau von "Jugend forscht", sie befeldet ihre Ameisen nicht gezielt und definiert, sondern legt lediglich ein handelsübliches Smartphone in die Behälter mit den Ameisen. Wegen ähnlich "unorthodoxer" Exposition von Fruchtfliegen ist der griechische Labortechniker Dimitros Panagopoulos (Uni Athen) als Experte der Klageseite in einem Hirntumorprozess von einem US-Gericht abgelehnt worden. Diagnose-Funk kümmert dies nicht, der Anti-Mobilfunk-Verein sekundiert der belgischen Wissenschaftlerin gewohnt dilettantisch und schreibt:
Die Ameisen reagierten schon auf das ausgeschaltete Handy mit Akku, sie wichen von ihrer normalen Laufstrecke leicht ab.
Betrachtet man das Video wird allerdings deutlich, den Ameisen blieb kaum eine andere Wahl, sie mussten ihre "normale Laufstrecke" notgedrungen verlassen, weil das Smartphone diese versperrte. Und selbst wenn: Ursache für das Verhalten der Ameisen könnte z.B. auch chemische Ausdünstungen des Smartphones sein, akustische Störeffekte der Elektronik oder niederfrequente Magnetfeld-Emissionen der Stromversorgung. Irritierend auch der wenig schonende Umgang von Cammaerts mit den Insekten, zu sehen ab 1:10 Minute. Gut vorstellbar, dass das eine oder andere Insekt dadurch verletzt wurde und von Cammaerts später irrtümlich als "verstört" und "paralysiert" wegen der Einwirkung des Smartphones eingestuft wurde.
Bezeichnend: Cammaerts ist die einzige Wissenschaftlerin weltweit, die sich mit der Auswirkung von Mobilfunk auf Ameisen beschäftigt, eine andere Arbeitsgruppe untersuchte, ob Ameisen einen Magnetsinn haben. Die Belgierin kann daher unbeobachtet vor sich hin wurschteln und von der Fachwelt unbemerkt eine KKW-Studie nach der anderen produzieren. Es fehlt der für ordentliche Wissenschaft essenzielle kontroverse wissenschaftliche Austausch. Im Gegenteil: Mit Olle Johansson hat sich Cammaerts für diese Ameisenstudie einen Mitstreiter gesichert, der als glühender Mobilfunkkritiker gilt und in Schweden deshalb mit dem Schmähpreis "Irreführer des Jahres" (Misleader of the Year) ausgezeichnet wurde. Diese Verdichtung von Voreingenommenheit spricht für KKW und nicht gegen KKW.
Ebenfalls ein Alarmzeichen für KKW ist die Vermarktung der Cammaerts-Entdeckungen durch einen privaten TV-Sender. Kargo-Kult-Wissenschaft adressiert immer Laien und so gut wie nie Wissenschaftler, denn diese können in aller Regel die Tricks der KKW durchschauen. Laien-Vereinigungen wie Diagnose-Funk fehlt dazu die fachliche Kompetenz, sie sind deshalb bevorzugtes Angriffsziel und dankbarer Abnehmer für KKW.
Hintergrund
Marie-Claire Cammaerts: Scientific fraud?
Ameisen lieben GSM-Mobilfunk (englisch)
Mobilfunkstudien: Bewertung der Ergebnisse durch Laien
Die wichtigsten Fachbegriffe biologischer Mobilfunkstudien
Die richtige Dosimetrie: Achillesferse von Mobilfunkstudien
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Kargo-Kult-Wissenschaft: Beispiel Kressewachstum
H. Lamarr , München, Donnerstag, 23.02.2017, 16:36 (vor 2811 Tagen) @ H. Lamarr
Anno 2013 erschütterte ein Schülerexperiment in Dänemark die Welt der Mobilfunkgegner: Unter W-Lan-Einwirkung wuchs Kresse nicht so wie sie sollte. Nun sind solche Schülerexperimente im Zeitalter von "Jugend forscht" nichts Ungewöhnliches, ungewöhnlich ist vielmehr das, was passierte, nachdem das Experiment der Mädels aus Dänemark weltweit Mobilfunkgegner in Extase versetzte: Zwei ausgewachsene und der Rente nahe Wissenschaftler aus dem Kreis der Anti-Mobilfunk-Szene kündigten an, das Kresse-Experiment der Schülerinnen auf wissenschaftlichem Niveau replizieren zu wollen. Diese beiden sind Olle Johansson, Schweden, und Marie-Claire Cammaert, Belgien.
Zwei Jahre später wurde die "Profiversion" des Schülerexperiments tatsächlich publiziert, doch einiges deutet darauf hin, dass es sich hierbei um pure Kargo-Kult-Wissenschaft handelt. Der niederländische Mathematiker Pepijn van Erp vergibt auf seiner Website für die Studie die Tags "Bad Science" und "Pseudo Science" und hält sie qualitativ für noch schlechter als die Original-Schülerstudie. Van Erp bemängel z.B., dass bei Cammaerts/Johansson anstelle von W-Lan, wie im Original, zwei GSM-Antennen eines Netzbetreibers als Feldquelle verwendet wurden und zur Intensitätsbestimmung ein Hobbymessgerät HF35C aus bayerischer Produktion zum Einsatz kam. Oder dass mit nur nur je zwei Pflanzschalen experimentiert wurde, zwei nahe der GSM-Quelle und zwei weiter davon entfernt. Die Schülerinnen konnten dies qualitativ besser, sie experimentierten mit immerhin sechs Pflanzschalen pro Gruppe. Fragwürdig auch die genannten Immissionswerte, denn ein HF35C kann wahlweise Spitzenwert oder Mittelwert messen. Welchen Wert Cammaerts/Johansson gemessen haben wird nicht verraten, dabei können bei GSM die Unterschiede je nach Auslastung der GSM-Antennen beträchtlich sein. Und so ließen sich sicher noch weitere Schwachstellen der "Replikationsstudie" finden, die den Verdacht weiter erhärten, dass es sich hierbei um Kargo-Kult-Wissenschaft handelt.
Der wissenschaftliche Wert der Studie dürfte niedrig sein wenn nicht sogar Null. Doch warum gibt es sie dann überhaupt? Weil sich die Bevölkerung damit gut beunruhigen lässt und Ängste gegenüber Elektrosmog scheinbar wissenschaftlich gesichert wecken oder schüren lassen. Weltweit hat sich eine Subkultur von "Fachinformationsdiensten" gebildet, die sich auf die Verbreitung von echten und Kargo-Kult-Alarmmeldungen über Elektrosmog/Mobilfunk spezialisiert haben. Abonnenten dieser Dienste sind Selbstständige in diversen Branchen (Baubiologie, Umweltmedizin/Heilpraktiker, Messtechniker ...), die einen mehr oder weniger großen Teil ihrer Umsätze damit bestreiten, ihren Kunden zuvor gezielt injizierte Ängste gegenüber Elektrosmog zu nehmen oder zu mildern. Die Belieferung mit "Besprechungen" von Kargo-Kult-Studien ist für diese Profiteure elementarer Bestandteil des Geschäftsmodells. In Deutschland nimmt die Funktion des Informationsdienstes aus meiner Sicht der "Elektrosmog-Report" wahr (kostenpflichtig) und der Verein Diagnose-Funk (meist unentgeltlich).
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Kargo-Kult-Wissenschaft: Beispiel Krebscluster
H. Lamarr , München, Freitag, 24.02.2017, 12:26 (vor 2811 Tagen) @ H. Lamarr
Sie machen der Form nach scheinbar alles richtig, aber es funktionierte nicht. Kein einziges Flugzeug landete.
Ein Paradebeispiel für Kargo-Kult-Wissenschaft erschütterte 2008 die Welt: Dr. med. Gerd O., Amtsarzt für Umweltmedizin des Landes Salzburg, veröffentlichte seinerzeit die Aufsehen erregende Studie "Umweltepidemiologische Untersuchung der Krebsinzidenz in den Gemeinden Hausmannstätten & Vasoldsberg". Auf 111 Seiten wies der Mediziner nach scheinbar allen Regeln der wissenschaftlichen Kunst nach, eine in den Jahren 1984 bis 1997 im Ort Hausmannstätten betriebene Mobilfunksendeanlage hatte im Umkreis von 1,2 km auf die Bevölkerung verheerende Auswirkungen: Das allgemeine Krebsrisiko war im Studiengebiet 5- bis 8-fach höher als normal, das Brustkrebsrisiko 23-fach und das Hirntumorrisiko sogar 121-fach. Die Distanzauswertung zeigte für den Bereich 0-200 m um den Sender gegenüber dem Bereich 201-1200 m in allen drei Stichproben ein signifikant erhöhtes Krebsrisiko und damit eine eindeutige örtliche Häufung. Diese Häufung zeigte sich insbesondere für Brust- und Hirntumoren! Die Welt stand unter Schock und Dr. O., ein überzeugter und bis dahin sehr aktiver Mobilfunkgegner, stand auf dem Gipfel seines Wirkens.
Ein Wissenschaftler in der Schweiz bescheinigte Dr. O. eine methodisch gut gemachte Expositionsabschätzung. Zugleich erkannte der Wissenschaftler in der Studie jedoch ein typisches Merkmal des Kargo-Kults der Samoainsulaner. Er gab zu bedenken: Dass Mobilfunkbasisstationen das Krebsrisiko in diesem Ausmass erhöhen, ist jedoch unplausibel. Wäre dies nämlich der Fall, müsste in den letzten Jahren, parallel zum Aufbau der Mobilfunknetze, eine drastische Zunahme der Krebserkrankungen beobachtet worden sein. Dies war nicht der Fall.
Der Verdacht auf Kargo-Kult sollte alsbald Bestätigung finden. Mit einer beglaubigten Luftaufnahme des angeblichen Senderstandorts konnte noch 2008 der Nachweis geführt werden, dass es den Sender am behaupteten Standort gar nicht gegeben hat. Dr. O. hatte sich leichtsinnig auf Behauptungen von Anwohnern verlassen, konnte die Existenz des Senders seinerseits jedoch nicht nachweisen. Im November 2008 musste er deshalb abschwören und seine Studie ersatzlos zurückziehen.
Auf Samoa landeten trotz Pseudoflughafen keine Flugzeuge. Und in Hausmannstätten wartet die Bevölkerung trotz Pseudostudie noch immer auf eine Erklärung für den dortigen Krebscluster.
Doch die Studie erwies sich als unerwartet zählebig. Obwohl sie zu keiner Zeit in einem wissenschaftlichen Journal publiziert wurde, sondern lediglich kurzzeitig als Papier von Dr. O. in Umlauf und auf der Website des österreichischen Bundeslandes Steiermark zu haben war, tauchte das Papier 2013 als Referenz in der großen Studienübersicht der IARC auf (Monograph 102), als wäre nichts gewesen. Dies hätte nicht passieren dürfen, sämtliche Kontrollinstanzen der IARC hatten versagt. Immerhin: Nach einigem hin und her regierte die IARC und nahm im Juli 2013 die Kargo-Kult-Studie aus dem Monograph 102 heraus.
Hintergrund
121-faches Hirntumorrisiko um C-Netz-Sender
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C-Netz, Krebsrisiko, Hausmannstätten, Unabhängig, Kargo-Kult-Wissenschaft
Kargo-Kult-Wissenschaft: Beispiel Diabetes 1 wegen EMF
H. Lamarr , München, Mittwoch, 24.05.2017, 16:15 (vor 2721 Tagen) @ H. Lamarr
Funkfeldeinwirkung erhöht angeblich die Blut-Glukose und die Körpertemperatur eines 40-jährigen Mannes mit Diabetes Typ 1. Bemerkenswert ist, wer dieses Studienresultat vorzuweisen hat.
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Kargo-Kult
Kargo-Kult-Wissenschaft: Beispiel Fettleibigkeit
H. Lamarr , München, Montag, 29.05.2017, 23:18 (vor 2716 Tagen) @ H. Lamarr
Sam Milham ist ein amerikanischer Wissenschaftler im Ruhestand, der sich nicht mehr um seine Karriere sorgen muss und deshalb risikolos verwegene Hypothesen pflegen kann. Teilnehmer "Charles" machte <hier> auf eine solche Hypothese aufmerksam, die der Buchautor 2013 in der Zeitschrift Electromagnetic Biologie and Medicine veröffentlicht hat (Volltext). Milham meint, eine neue Erklärung für die weltweite Zunahme der Fettleibigkeit und Diabetes gefunden zu haben: Ursache wären hochfrequente Störsignale, die bei der Erzeugung von Elektrizität mit Generatoren entstehen. Milham fasst solche hochfrequenten Störungen auf Stromleitungen unter dem Begriff "Dirty Electricity" zusammen. Als Beleg für die Richtigkeit seiner Hypothese sieht der Ruheständler die besonders auf kleinen Inseln zu beobachtende Fettleibigkeit der Bewohner. Milhams Erklärung: Da auf diesen Inseln der Strom mit Diesel-Generatoren erzeugt wird, die wiederum mit ihrem Bürstenfeuer für starke Signale im Hochfreuenzbereich (HF) stünden, denen die Bewohner nicht durch Abstand entrinnen könnten, liegt für ihn der Zusammenhang zwischen ungesund hohem Körpergewicht und HF-Einwirkung auf der Hand.
Aus meiner Sicht eine typische Nonsense-Studie der Kargo-Kult-Wissenschaft, die mit Vorliebe zufällige oder auch nur herbeigeredete Zusammenhänge in den Rang von Kausalzusammenhängen erheben möchte. Auffällig bei Milhams Schwabbelstudie: Er drückt sich um die Bezifferung der Immission herum, also wie stark denn nun die Hochfrequenz oder die Spannungstransienten dU/dt sein müssen, ab der Insulanern die Verfettung droht.
Man möchte es fast nicht glauben, doch der Amerikaner hat anlässlich seiner kühnen Hypothese sogar einen ernsthaften Leserbrief aus der Wissenschaftsgemeinde erhalten. Wie Frank de Vocht und Igor Burstyn Sam Milham widerlegen möchten, kann man ebenfalls im Volltext nachlesen. Die Reaktion der beiden Doktoren ist für Milham so etwas wie die halbe Miete, denn nun kann er sich rühmen, trotz Nonsense-Studie von der Wissenschaft bemerkt worden zu sein. Der alte Sam hat den Angriff der beiden freilich nicht kommentarlos hingenommen, sondern er verteidigt sein Papier. Er hat ja nichts mehr zu verlieren und kann nur gewinnen, indem sein Bekanntheitsgrad steigt und damit der Absatz seiner Dirty-Electricity-Bücher. Fettsein, nicht wegen Verzehr der Produkte von Burgerbratereien (schuldig), sondern wegen unfreiwilliger Elektrosmog-Einwirkung (unschuldig), dies dürfte allen Dicken gut gefallen.
Hintergrund
Hier erfährt man von der Danksagung (Acknowledgements), dass für die Bebilderung in Milhams Buch "Dirty Electricity" die vielseitige Magda Havas, Kanada, zuständig war. Eine Hand wäscht die andere. Der Name "Stetzer" (Anbieter unnötiger Produkte gegen Dirty Electricity) taucht in Milhams Buch mindestens 13-mal auf. Stetzer war 3-mal Milhams Co-Autor, auch Magda Havas schwört öffentlich auf Stetzer-Produkte.
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Junk-Science, Vocht, Kargo-Kult-Wissenschaft, Adipositas
Wie Junk Science funktioniert
H. Lamarr , München, Dienstag, 01.08.2017, 16:27 (vor 2652 Tagen) @ H. Lamarr
Wie Junk Science funkioniert
Das Leben von Pseudo-Wissenschaftlern ist einfach: Mixen, hochrechnen, klauen - und daran glauben. Von Hans-Joachim Maes.
Wie gut haben es doch die Eichhörnchen, sinnierte der Satiriker Carl-Julius Weber vor 180 Jahren. Forscher hätten nicht den Instinkt jener possierlichen Tierchen, die "eine hohle Nuss sogleich erkennen und wegwerfen, die wir erst mühsam aufknacken, ehe wir so klug werden wie sie". Das verehrte Publikum wird sich noch weniger als Forscher um die hohlen Nüsse der Wissenschaft kümmern können und wollen. Und genau davon leben jene, die Junk Science produzieren. Junk Science ist Desinformation, Manipulation, Unfug, tatsächlich übler Müll und besonders gefährlich, weil seine Produzenten und deren Helfer ihren wahren Charakter verschleiern. In diesem Artikel werden einige Merkmale von Junk Science und Junk-Science-Journalisten beschrieben.
Junk Science hat nur einen Bezug zur Wissenschaft: Sie reklamiert für sich, "Wissenschaft" zu sein. Formalien werden eingehalten, soweit es für die Tarnung sinnvoll erscheint. Auch Junk-Science-Studien enthalten Quellenverzeichnisse; in der Regel vertrauen die Produzenten aber darauf, dass die Qualität der Nachweise von den meisten Lesern nicht geprüft wird. Hier aber eröffnen sich bereits Chancen, solide wissenschaftliche Arbeiten von Junk Science zu unterscheiden. Nachweise in Junk-Science-Produkten sind häufig schlampig erstellt mixen Quellen unterschiedlicher Qualität (echte Nachweise, "persönliche Informationen", banale Zeitungsartikel etc.). Findet man solches, kann man sich eigentlich sparen, die genannten Quellen im Detail auf die korrekte Verwendung zu prüfen; die Absicht, zu täuschen, wird bereits hier offensichtlich. weiter ...
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Desinformation, Manipulation, Junk-Science, Fake-News, Kargo-Kult
Kargo-Kult-Wissenschaft: Beispiel Senderstudie Japan
H. Lamarr , München, Mittwoch, 30.08.2017, 22:48 (vor 2623 Tagen) @ H. Lamarr
Musterbeispiel einer Kargo-Kult-Studie ist die Senderstudie von Tetsuharu und Akemi Shinjyo, Japan. An dieser Studie stimmt meiner Einschätzung nach nichts:
- Publikation (deutsch) in einem wissenschaftlich unbedeutendem Verbandsblatt für niedergelassene Umweltmediziner (UMG) mit Pseudo-Peer-Review.
- Finanzierung der Übersetzung aus dem Japanischen durch einen Nutznießer der Angst vor Elektrosmog (Baubiologe).
- Erwähnung der "Studie" ausschließlich auf den Webseiten kommerzieller und nicht-kommerzieller Mobilfunkgegner.
- Keine Erwähnung auf Wissenschaftsseiten.
- Vage Beschreibung des Senderstandorts, dadurch keine Kontrollmöglichkeit.
- Autoren (Ehepaar) sind mutmaßlich selbst Bewohner des betroffenen Hauses.
- Äußeres Erscheinungsbild wie bei einer seriösen Studie, inhaltlich hingegen Dilettantismus.
- Verzerrte Resultate wegen fehlender Verblindung.
- Keinerlei selbstkritische Einschränkungen in der Diskussion der Ergebnisse.
Hintergrund
Japanische Senderstudie: Masten weg, Symptome weg
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Prof. Karl Hecht auf Senderstudie Japan hereingefallen
H. Lamarr , München, Donnerstag, 31.08.2017, 12:49 (vor 2623 Tagen) @ H. Lamarr
An dieser Studie stimmt meiner Einschätzung nach nichts:
Weil sie missraten ist, hat die Senderstudie sogar in Kreisen der Mobilfunkgegner nur sehr begrenzt Anklang gefunden. Denn wer auf die grottenschlechte Studie referenziert, blamiert sich bis auf die Knochen. Umso erstaunlicher sind einige Namen derjenigen, die keine Hemmungen hatten und ein unerwartetes Zeugnis von Inkompetenz abgaben:
- Die sogenannten Ärzte gegen Mobilfunk (Markus Kern und Co., Splittergruppe der "Kompetenzinitiative") verlinken auf das PDF.
- Memon, kommerzieller Nutznießer der Angst vor Elektrosmog.
- Mobilfunk Oberfranken (Website des Baubiologen Weise), kommerziell.
- Dr. Klaus Scheler, "Physiker" des Vereins Diagnose-Funk, Lobby-Organisation zugunsten Baubiologie in den D-A-CH-Ländern.
- Prof. Karl Hecht & B. Irmfrid Budzinski patzen in "Natur und Recht" und weil es so schön ist sich zu blamieren, gleich noch einmal auf Französisch.
Die kurze Liste entstand in der Mittagspause, sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
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Kargo-Kult-Wissenschaft: Beispiel Gabriel-Chip
H. Lamarr , München, Freitag, 27.04.2018, 18:31 (vor 2383 Tagen) @ H. Lamarr
Der Gabriel-Chip (ab 35 Euro) ist ein Aufkleber, der, auf den Akku von Mobiltelefonen geklebt, bestimmte Belastungen und damit auch mögliche gesundheitliche Risiken reduzieren soll. So verspricht es der Hersteller. Zugleich räumt der Hersteller auf seiner Website jedoch ein:
Beim der Gabriel-Chip handelt es sich weder um ein Arzneimittel nach dem Arzneimittelgesetz noch um ein Medizinprodukt nach dem Medizinproduktegesetz. Weder das Wirkprinzip, noch die Herstellungstechnologie noch eine positive Wirkung auf das gesundheitliche Wohlbefinden sind bisher allgemein wissenschaftlich anerkannt.
Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Chip ist auf Psiram zu finden.
Von aller Kritik unbeirrt versucht der Hersteller seinen Chip weiter zu vermarkten, er bedient sich dazu des bewährten Mittels "wissenschaftlicher" Studien. Zu diesem Mittel soll die Firma Gabriel-Tech bereits mehrfach gegriffen haben, zuletzt wurde nun am 4. April 2018 eine neue Studie von Autoren der Unis Mainz und Göttingen veröffentlicht (eingereicht am 8. September 2017):
Ohne Gabriel-Chip oder mit nur einer Imitation des Chips in einem Mobiltelefon (iPhone) haben drei deutsche Wissenschaftler beträchtliche Auswirkungen der elektromagnetischen Felder des Telefons auf das EEG von Probanden beobachtet. Anders verhielt es sich, wenn auf den Mobiltelefonen ein Original-Gabriel-Chip klebte: Dann waren die Auswirkungen der Funkfelder auf das EEG signifikant schwächer. So berichten es Diana Henz, Wolfgang I. Schöllhorn und Burkhard Poeggeler in ihrer Studie "Mobile Phone Chips Reduce Increases in EEG Brain Activity Induced by Mobile Phone-Emitted Electromagnetic Fields", die in Frontiers in Neuroscience veröffentlicht wurde (Volltext).
Die Studie wurde von der Stiftung für Gesundheit und Umwelt (SfGU), Berlingen (Schweiz) in Auftrag gegeben und die drei Autoren weisen jeglichen Interessenkonflikt kommerzieller oder finanzieller Art weit von sich. Doch da gibt es bei mir Zweifel, denn am 28. Oktober 2017 brachte RTL in der Boulevardsendung "Explosiv" einen Bericht über Elektrosmog im Auto. In diesem Bericht sind die beiden Autoren Diana Henz sowie Wolfgang I. Schöllhorn zu sehen – und ein Mitarbeiter (Harry Roos) der Firma Gabriel Tech. Der TV-Bericht (Dauer ca. 10 Minuten) sorgte seinerzeit in der Szene für Aufregung und Begeisterung, wurde von RTL zwischenzeitlich jedoch vom Netz genommen. Heute noch zu sehen ist lediglich eine 5 Minuten dauernde Kurzfassung, in der von Gabriel-Tech jede Spur fehlt.
Die neue Studie zeigt die typischen Merkmale wissenschaftlicher Studien, etwa umfassende Verweise auf andere Literatur. Und doch ist diese Auftragsarbeit schon wegen ihrer Begleitumstände wissenschaftlich wertlos, ich bin sicher, keine seriöse Studienreview weltweit wird sie bei der EMF-Risikobewertung berücksichtigen. Nur einer wird sie gerne nutzen, für schnöde Werbung nämlich, die Firma Gabriel-Tech in Kelkheim, 35 Autominuten von der Uni Mainz entfernt. Welche Rolle der TV-Programmanbieter RTL in dieser zwielichtigen Geschichte spielte, das werden wir wahrscheinlich nie erfahren. Möglicherweise überblickte der Sender seine Rolle gar nicht, ähnlich wie einfältige Mobilfunkgegner, die unentgeltlich für die Verbreitung der ursprünglich im TV-Beitrag enthaltenen werblichen Botschaften zugunsten der Firma Gabriel-Tech sorgten.
Auch der Anti-Mobilfunk-Verein Diagnose-Funk zählte zu den einfältigen Mobilfunkgegnern, die den RTL-Bericht unverzüglich in der werblichen Langfassung völlig unkritisch verbreiteten. Erst rund 1 Monat später (Ende November 2017) hatten sogar die Diagnose-Funker begriffen, dass sie für dumm verkauft worden sind und sie ersetzten ihren Hofbericht gegen die Zerknirschtheit, die man noch heute auf der Website des Vereins vorfindet. Der Rest der vom Schicksal geschlagenen Textlücke wurde von dem Verein mit viel BlaBla aufgefüllt, das mit dem ursprünglichen Thema der Seite nicht das geringste zu tun hat.
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Kargo-Kult-Wissenschaft: Beispiel Gabriel-Chip
hans, Freitag, 27.04.2018, 19:35 (vor 2383 Tagen) @ H. Lamarr
Warum so teuer? Die Blume des Lebens kann das auch. In Doppelblid-Tests nachgewiesen. Und das beste daran: Man kann sie, gemäss zuverlässigen Angaben in Foren, selber zeichnen. So einfach ist das. Nur Frau W. aus O. in M will das partout nicht glauben und leidet mehr oder weniger still vor sich hin.
Dazu fleissig singen, am besten mehrmals täglich, winkt einem schon fast das unendliche Leben. Dass hohes Alter nicht vor Torheit schützt, sieht man hier
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Hunde die bellen beissen nicht. Wuff.
Ein Gnadenschuss wäre eine schnelle und menschliche Lösung (Zitat Eva Weber, München)
Kargo-Kult-Wissenschaft: Beispiel Gabriel-Chip (II)
H. Lamarr , München, Freitag, 27.04.2018, 20:27 (vor 2383 Tagen) @ H. Lamarr
Die Studie wurde von der Stiftung für Gesundheit und Umwelt (SfGU), Berlingen (Schweiz) in Auftrag gegeben
Diese Stiftung (siehe Stiftung Verum, Stiftung Pandora) muss enge Verbindung zu den Autoren aus Mainz haben. Denn SfGU hat nicht nur (offiziell) die Studie beauftragt und bezahlt (vermutlich als Firewall für den wahren Geldgeber Gabriel-Tech), sondern berichtet auch in dem eigenen Gesundheitsblättchen "Meine Gesundheit" (Ausgabe Frühjahr 2018) über den RTL-Videoclip (Seite 23). Anschließend bringt das Blatt ein Interview mit Diana Henz, in dem sie zwar ganz ungeniert über "Entstörungsmaßnahmen" mit der Gabriel-Technologie redet, also dezent für das Produkt wirbt, ansonsten jedoch sehr vage bleibt und im Grunde genommen nichts aussagt. Der Grund für diese merkwürdige Hinhaltetaktik ist mMn auf Seite 25 zu sehen: Dort betreibt die SfGU Eigenwerbung für eine komplementärmedizinische Veranstaltung am 17. Mai 2018 in Zürch (Tagesseminar «Herausforderung Elektrosmog») mit Diana Henz als Referentin! Die Artikel in "Meine Gesundheit" sind offensichtlich zwei Appetizer für Henz. Wie klein die Welt manchmal doch sein kann! Und sie ist diesmal sogar noch viel kleiner als klein, denn Henz' Co-Referent in Zürch ist Andreas Scheler, und das ist niemand anderes als der verkabelte Proband aus dem RTL-Videoclip!
Der TV-Bericht (Dauer ca. 10 Minuten) sorgte seinerzeit in der Szene für Aufregung und Begeisterung, wurde von RTL zwischenzeitlich jedoch vom Netz genommen.
Auf YouTube habe ich dank eines SfGU-Tipps noch ein Exemplar der Langfassung aufgestöbert. Jetzt kann sich jeder exakt das Video ansehen, das im Oktober 2017 die Dilettanten unter den Mobilfunkgegnern so begeistert hat und in dem am Schluss auch Gabriel-Tech vorkommt. Viel Vergnügen ...
[Nachtrag vom 5. August 2019: Die Raubkopiejäger von RTL haben inzwischen auch dieses Exemplar des unsäglichen TV-Berichts entdeckt und zur Strecke gebracht. Gut so. Um der Pseudowissenschaft nicht abermals Publikum zuzuführen, suche ich auf YouTube nicht mehr nach einem weiteren Ersatz.]
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Kargo-Kult-Wissenschaft: Beispiel Gabriel-Chip (III)
H. Lamarr , München, Freitag, 27.04.2018, 22:35 (vor 2383 Tagen) @ H. Lamarr
Denn SfGU hat nicht nur (offiziell) die Studie beauftragt und bezahlt (vermutlich als Firewall für den wahren Geldgeber Gabriel-Tech), sondern berichtet auch in dem eigenen Gesundheitsblättchen "Meine Gesundheit" (Ausgabe Frühjahr 2018) über den RTL-Videoclip (Seite 23). Anschließend bringt das Blatt ein Interview mit Diana Henz ...
In dem Interview geht Frau Henz auch auf die Zweifel an der technisch korrekten Aufzeichnung des EEGs im Auto ein (siehe RTL-Videoclip):
Sowohl in den EMF-, als auch in den EEG-Messungen wurden maximale wissenschaftliche und «baubiologische» Standards gewährleistet – durch Abschirmungen der Messgeräte, Testungen an einem Dummykopf im Fahrzeug und im Labor sowie durch aufwändige analytische Verfahren bei der Auswertung der EEG-Daten. Aus messtechnischer und wissenschaftlicher Sicht sind die Ergebnisse evident. Messfehler durch Artefakte, wie z. B. durch EMF oder auch muskulär bedingte – z. B. durch Bewegungen des Probanden sowie Vibrationen am Auto während der Fahrt – wurden durch online-Korrekturen während der EEG-Messungen und durch mathematische Verfahren bei der anschliessenden EEG-Signalanalyse ausgeschlossen.
Das liest sich jetzt gar nicht so übel, hätte sie nur die "baubiologischen" Standards weggelassen, die, wenn sie damit die sogenannten Richtwerte gemäß SBM meint (Standard der baubiologischen Messtechnik), bei wissenschaftlichen Untersuchungen nichts zu suchen haben.
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Kargo-Kult-Wissenschaft: Beispiel AkuRy-Duett
H. Lamarr , München, Sonntag, 29.04.2018, 23:46 (vor 2381 Tagen) @ H. Lamarr
So berichten es Diana Henz, Wolfgang I. Schöllhorn und Burkhard Poeggeler in ihrer Studie "Mobile Phone Chips Reduce Increases in EEG Brain Activity Induced by Mobile Phone-Emitted Electromagnetic Fields", die in Frontiers in Neuroscience veröffentlicht wurde (Volltext).
Für Frau Henz und Herrn Schöllhorn war dies nicht die erste Stützstudie für ein Produkt der pseudowissenschaftlichen Esoterik. Wie Psiram berichtet, haben die beiden zuvor schon (2014/2015) dem Scharlatanerieprodukt AkuRy-Duett eine konzentrationsfördernde Wirkung unter dem Einfluss von Funkfeldern bescheinigt. Schöllhorn und Henz sollen auch Autoren weiterer EEG-Studien zu diversen Produkten und Qigong sein, stets mit positivem Erfolg.
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Wie ein Pharmahersteller den Gabriel-Chip vermarktet
H. Lamarr , München, Sonntag, 29.07.2018, 17:00 (vor 2290 Tagen) @ H. Lamarr
Die Studie wurde von der Stiftung für Gesundheit und Umwelt (SfGU), Berlingen (Schweiz) in Auftrag gegeben ...
Eine Stiftung, das klingt schon mal gut. Eine Stiftung für "Gesundheit und Umwelt" klingt noch besser, fast schon nach dem legendären Albert Schweizer, dem Inbegriff tatkräftig helfender Selbstlosigkeit.
Doch so edel ist die SfGU nicht, sie ist lediglich ein von den Inhabern der Hepart AG, Kreuzlingen, gegründetes Marketingvehikel. In der Eigendarstellung sieht sich die Hepart Group als der "Schweizer Spezialist für individuelle Gesundheitskonzepte rund um orthomolekulare, Ernährungs- und Präventivmedizin". An anderer Stelle der Website heißt es "Die Hepart AG ist der Schweizer Spezialist rund um individualisierte Orthomolekular- und Komplementärmedizin". Profan gesagt: Hepart verkauft Produkte und Dienstleistungen der Alternativmedizin. Geschäftsführer und (Mit-)Inhaber der Firma ist Andreas Hefel, weitere Informationen über Hepart z.B. auf Kompass.
So weit so gut.
Die SfGU wiederum wurde im April 1989 von der Familie Walter und Margrit Hefel-Lehmann ins Leben gerufen, der Stiftungsrat ist heute fest in der Hand von Andreas Hefel und anderer Mitglieder der Familie, deren "wissenschaftlicher Beirat" gegenwärtig die Allgemeinärztin und Naturheilkundlerin Dr. med. Padia Rasch ist.
Kurz: Die SfGU bildet die Firewall zwischen der Hepart AG und Ärzten, Therapeuten, Apotheker und Drogisten, denen die Stiftung z.B. auf kostenpflichtigen Tagesseminaren das Programm von Hepart näher bringt. Clever! Dieses durchtriebene Geschäftsmodell bringt es offensichtlich fertig, den Kunden auch noch die Eigenwerbung in Rechnung zu stellen. In der Anti-Mobilfunk-Szene schaffte dies bislang allein der "unabhängige Standortplaner" Ferdinand Eisenreich (Pseudonym).
Doch damit ist der Gipfel der Cleverness noch nicht erreicht, denn noch fehlt das Bindeglied zu Gabriel-Tech, dem Anbieter der berühmt-berüchtigten "Schutzaufkleber", die Handys von schädlichem Elektrosmog befreien sollen. Vor der spektakulären Auflösung dieses Rätsels noch ein kleiner Ausflug zurück zu "Kompass". Dort heißt es über die Ziele der Firma Hepart unter anderem:
Die Gesellschaft kann Zweigniederlassungen und Tochtergesellschaften im In- und Ausland errichten und sich an anderen Unternehmen im In- und Ausland beteiligen sowie alle Geschäfte tätigen, die direkt oder indirekt mit ihrem Zweck in Zusammenhang stehen.
Womit wir beim Finale angekommen sind, denn Andreas Hefel ist auch Geschäftsführer der Gabriel-Tech Swiss GmbH mit Sitz in Zürich. Gesellschafter der GmbH sind zu gleichen Teilen die Gabriel-Tech GmbH, Kelkheim (Taunus, Deutschland) und die Wheli Inter AG, Kreuzlingen (Schweiz), bei der Andre(a)s Hefel im Verwaltungsrat sitzt. Wheli ist allem Anschein nach eine Briefkastenfirma, ihre Geschäftsadresse ist mit der der Hepart AG identisch. Weitere Details über den Gabriel-Chip, seinen Erfinder und die Vermarkter weiß Psiram.
Zusammenfassung
Ein TV-Bericht des bekannten Wissenschaftssenders RTL vom 28. Oktober 2017 erigierte die Anti-Mobilfunk-Szene merklich, denn zwei Sportwissenschaftler (Uni Mainz) meldeten, Funk im Auto täte dem Fahrzeuglenker nicht gut, die Wellen würden das Hirn beinflussen. Rein zufällig tauchen in dem Film ein Mitarbeiter und die Geschäftsräume der Firma Gabriel-Tech auf.
Ein paar Monate später: Die beiden Sportwissenschaftler veröffentlichen eine Studie, in der sie bekunden, Handys mit aufgeklebtem Gabriel-Chip würden Hirne weniger beinflussen als Handys ohne diesen Chip.
Auftraggeber der Studie ist die Stiftung für Gesundheit und Umwelt (SfGU), Schweiz, in der Andreas Hefel Stiftungsrat ist. Zugleich ist Hefel Geschäftsführer des Pharmaherstellers Hepart und der Gabriel-Tech Swiss GmbH.
Kommentar: Aus meiner Sicht ist die Indizienkette schlüssig genug, um sagen zu dürfen: Hinter alledem, bis hin zu dem TV-Beitrag auf RTL, steckt der schweizerische Pharmahersteller Hepart. Diesem geht es in Person des dominanten Firmeninhabers Andreas Hefel (noch) nicht darum, selbst zusammen gemischte Pülverchen gegen Elektrosmog salonfähig zu machen, sondern das Geschäft mit den Chips der Beteiligungsfirma Gabriel-Tech in Schwung zu bringen, etwa, indem man eine Dr. med. Jutta Frenkel (Geophysikalische Forschungs-Gruppe e.V. Bad Honn) im Hepart-Kundenmagazin eine Lobeshymne auf den Chip singen lässt.
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Das Phänomen der pseudowissenschaftlichen Raubverlage
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
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Unabhängige Wissenschaft oder doch nur Pseudowissenschaft
KlaKla, Montag, 30.07.2018, 09:19 (vor 2290 Tagen) @ H. Lamarr
bearbeitet von KlaKla, Montag, 30.07.2018, 09:41
Nicht zu vergessen das Anzeigenblatt "Meine Gesundheit". Chefredakteur Andreas Hefel und Beraterin Dr. Padia Rasch. Wie man dem Anzeigenblatt aus dem Jahr 2014 entnehmen kann, waren sie schon damals dran an dem Thema. Der Quellenangabe zufolge nach, dilettantisch. Sie führen auf: Diagnose-Funk, Ulrich Weiner und Geophysikalische-Forschungs-Gruppe e.V. Verfasser des Artikels ist Hans Heigel und der steht mit Pressemeldungen der Firma Gabriel-Tech in Verbindung.
Seeblick Talk nicht vergessen. Da treffen sich Hefel, Rasch und Scheler. Siehe hier ....
Dann noch das Salusmed Center Kreuzlingen. Zum Team, gehört auch noch Bettina Zahnd.
Zahnd, da war doch was. Ja, siehe da, EHS Martin Zahnd.
Nicht zu vergessen, bekannte Anti Mobilfunker mit medizinischer Ausbildung werden bei Gabriel-Tech im Beirat gelistet. Unter anderem Joachim Mutter, Juliane Sacher, Hans Tolzin, Dr. John G. Ionescu oder Ortwin Zais. Hatte ich hier schon mal erwähnt.
Immer wieder die Gleichen.
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Seeblick Talk hier, Seegespräche dort
H. Lamarr , München, Donnerstag, 08.08.2019, 23:51 (vor 1915 Tagen) @ KlaKla
Seeblick Talk nicht vergessen. Da treffen sich Hefel, Rasch und Scheler. Siehe hier ....
Seeblick Talk?
Moment mal, da war doch erst kürzlich wegen 5G-Paranoia was ähnliches!
Treffer: Zwar nicht "Seeblick", sondern "Seegespräche" – das Strickmuster aber ist das gleiche.
Unheimlich , werden wir systematisch von Zweifel säenden Pseudowissenschaftlern unterwandert?
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Kargo-Kult-Wissenschaft: Panagopoulos vs. Henz
H. Lamarr , München, Samstag, 03.08.2019, 18:30 (vor 1920 Tagen) @ H. Lamarr
Die neue Studie zeigt die typischen Merkmale wissenschaftlicher Studien, etwa umfassende Verweise auf andere Literatur. Und doch ist diese Auftragsarbeit schon wegen ihrer Begleitumstände wissenschaftlich wertlos, ich bin sicher, keine seriöse Studienreview weltweit wird sie bei der EMF-Risikobewertung berücksichtigen. Nur einer wird sie gerne nutzen, für schnöde Werbung nämlich, die Firma Gabriel-Tech in Kelkheim, 35 Autominuten von der Uni Mainz entfernt. Welche Rolle der TV-Programmanbieter RTL in dieser zwielichtigen Geschichte spielte, das werden wir wahrscheinlich nie erfahren.
Der Grieche Dr. Dimitris J. Panagopoulos ist ein eher kleines Zahnrad im Getriebe der internationalen Anti-Mobilfunk-Szene, auch wenn Filmemacher Klaus Scheidsteger vollmundig das Gegenteil behauptet. Üblicherweise kritisieren Mitglieder dieser Szene sich in der Öffentlichkeit nicht gegenseitig. Doch nachdem sich Dariusz Leszczynski den US-Amerikaner Martin Pall zur Brust nahm, zeigt sich auch Panagopoulos in einer kürzlich veröffentlichten Studie (Shielding methods and products against man-made Electromagnetic Fields: Protection versus risk) wenig entzückt von Henz' Chip-Studie. Er schreibt:
Recently there was a single study reporting that the use of a chip on mobile phone had a protective role on changes in human EEG induced by the mobile phone without the chip (Henz et al., 2018). This study does not show its results in numbers but only in pictures which are not adequately explained. Moreover the study does not include any EMF-measurements of the mobile phone emissions with and without the chip, no scientific description how the chip works, and no attempt to describe amechanismof howthe chip exerts a protective effect. A request for explanations sent by us to the company that produces the chip as this was reported in this study, remained unanswered.
[Deutsch: Kürzlich berichtete eine einzelne Studie, die Verwendung eines Chips auf Mobiltelefonen bewirke eine Schutzfunktion gegen Veränderungen des EEGs im Vergleich zu Mobiltelefon ohne diesen Chip (Henz et al., 2018). Doch diese Studie dokumentiert ihre Ergebnisse nicht in Zahlen, sondern nur in Bildern, die nicht ausreichend erklärt werden. Zudem enthält die Studie keine EMF-Messergebnisse der Mobiltelefonemissionen mit und ohne Chip, keine wissenschaftliche Beschreibung der Funktionsweise des Chips und kein Bemühen, den Mechanismus zu erklären, wie der Chip seine Schutzwirkung ausübt. Eine von uns an den Hersteller des Chips gestellte Anfrage mit der Bitte um Erklärungen blieb unbeantwortet.]
Das gefällt mir, so unberechenbar sollte Wissenschaft sein. Statt vorhersehbar einen einmal gefassten Standpunkt in der Mobilfunkdebatte nur zu zementieren, lassen überraschende Haken, wie jetzt der kleine von Panagopoulos oder zuvor z.B. der große von Alexander Lerchl, Wissenschaftler aus zugewiesenen Schubladen springen und Glaubwürdigkeitspunkte einheimsen.
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Kargo-Kult um Henz-Studie: Game over
H. Lamarr , München, Mittwoch, 07.08.2019, 22:44 (vor 1916 Tagen) @ H. Lamarr
So berichten es Diana Henz, Wolfgang I. Schöllhorn und Burkhard Poeggeler in ihrer Studie "Mobile Phone Chips Reduce Increases in EEG Brain Activity Induced by Mobile Phone-Emitted Electromagnetic Fields", die in Frontiers in Neuroscience veröffentlicht wurde (Volltext).
Wie erwartet wirbt die Firma Gabriel-Tech kräftig mit der Henz-Studie und bietet PDFs der Arbeit an, um Leser von der Originalpublikation im Netz fern zu halten (warum wird weiter unten deutlich). Und in einem undatierten Interview mit Salusmed, Zürich, plaudert Studienleiterin Diana Henz euphemistisch ...
[...] Die Studie wurde im Fachjournal «Frontiers in Neuroscience, section Neuroenergetics, Nutrition and Brain Health» veröffentlicht. Dabei handelt es sich um eines der meistzitierten Fachjournale im Bereich der Neurowissenschaft und Psychologie (impact factor 3.566). Unter Experten geniesst es hohes Ansehen. Die von der Fachzeitschrift herangezogenen Gutachter haben die Studie nach verschiedenen Kriterien beurteilt. Sie betreffen insbesondere die Wissenschaftlichkeit der Studiendurchführung, der Datenanalysen und der gefundenen Ergebnisse sowie die Relevanz des Themas für die neurowissenschaftliche Fachcommunity.
[...]
Für eine Publikation in solch einer Fachzeitschrift wird ein Manuskript eingereicht, das von mehreren unabhängigen Gutachtern hinsichtlich der genannten wissenschaftlichen Kriterien beurteilt wird. Bei der vorliegenden experimentellen Studie, die wir an der Universität Mainz im Auftrag der SfGU durchgeführt haben, waren zwei unabhängige Gutachter in dieses Verfahren involviert. Beide haben ein positives Votum für die Publikation des Manuskripts abgegeben. Der gesamte Prozess hat insgesamt sechs Monate Zeit in Anspruch genommen. [...]
Das liest sich alles sehr schön, als handle es sich um astreine Wissenschaft. Doch was Henz nicht sagt: Frontiers ist ein 2007 gegründeter "Open-Access-Verlag". Und das bedeutet, im Gegensatz zu herkömmlichen Wissenschaftsverlagen müssen bei Frontiers nicht die Leser fürs Lesen eines Fachartikels zahlen, sondern die Autoren eines Fachartikels müssen dafür berappen, dass der Verlag ihr Werk publiziert. Die Preisliste von Frontiers gibt es <hier>. Open Access muss nicht unbedingt minderwertige Qualität bedeuten, es gibt jedoch eine unschöne Verbindungslinie zu "Raubverlagen". Über Frontiers sagte ein Wissenschaftsforscher 2018 in "Zeit-Online":
Der Frontiers-Verlag aus der Schweiz stand lange im Verdacht, Raubzeitschriften zu publizieren. Und tatsächlich wurden dort früher ziemlich abstruse Artikel veröffentlicht – etwa dass Aids nichts mit HIV zu tun habe. Im Laufe der Zeit hat der Verlag aber seine Qualitätsstandards verbessert und an Renommee gewonnen. Jetzt gehört Frontiers anteilig der Verlagsgruppe Holtzbrinck, zu der bekanntlich auch die ZEIT gehört.
Deutliche Kritik an den Geschäftspraktiken des Verlags ist hingegen im heute abgefragten Wikipedia-Eintrag zu lesen:
Im Jahr 2015 wurden die wissenschaftlichen Herausgeber der Zeitschriften Frontiers in Medicine und Frontiers in Cardiovascular Medicine von ihrem Amt entbunden, nachdem diese sich darüber beschwert hatten, dass Unternehmensmitarbeiter sich in ihre Entscheidungen einmischten und die Grundprinzipien für medizinische Publikationen verletzten.
2015 wurde die Frontiers Journal Series von Jeffrey Beall seiner Liste der möglichen predatory open-access publishers („Raubverlage“) hinzugefügt.
In einem Beitrag für den 2018 erschienenen Sammelband Pseudoscience: The Conspiracy Against Science berichtete Jeffrey Beall, dass Frontiers eine interne Software benutzt hat, die Gutachtern (peer reviewers) von zur Veröffentlichung eingereichten Manuskripten nicht die Möglichkeit gab, die Ablehnung eines Manuskripts zu empfehlen. Die Verlags-Systeme seien so ausgerichtet, dass es nahezu unmöglich sei, Manuskripte zurückzuweisen.
So wie es aussieht, ist Frontiers zumindest in der Vergangenheit ein umstrittener Wissenschaftsverlag gewesen, der inzwischen wohl bemüht ist, die Flecken auf seiner Weste zu entfernen. Über die Qualität der 2018 publizierten Henz-Studie sagt dies wenig. Doch da gibt es noch ein weiteres Indiz, das einem bei der Beurteilung hilft, nämlich die Anzahl anderer Studien, die auf die Henz-Studie verweisen. Ist diese Anzahl groß, wäre dies ein Hinweis auf Qualität.
Um es kurz zu machen: Die Henz-Studie wurde bis heute zwar 4'700-mal auf der Frontiers-Website aufgerufen und 420-mal herunter geladen, auf sie referenziert hat bislang jedoch nur eine einzige andere Studie. Und diese eine (Panagopoulos et al., 2019) übt geharnischte Kritik. Das Urteil der Wissenschaftsgemeinde an der Henz-Studie könnte schlimmer nicht sein. Unter diesen Umständen bekommt bei Salusmed der salbungsvolle Einstieg in das Interview mit Henz eine ganz andere Bedeutung:
Noch nie zuvor wurde der wissenschaftliche Nachweis einer Methode erbracht, die die Auswirkungen elektromagnetischer Strahlung auf das Gehirn reduziert. Die Veröffentlichung einer von der SfGU in Auftrag gegebenen Studie in einem der meistzitierten Fachjournale im Bereich der Neurowissenschaft und Psychologie stellt ein weltweites Novum auf diesem Forschungsgebiet dar. [...]
So werden Pleiten in Erfolge uminterpretiert ohne zu lügen. Gut getrickst, aber nicht gut genug, um damit durchzukommen.
Game over, next Player
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Kargo-Kult um Henz-Studie: Kommentar
Alexander Lerchl , Donnerstag, 08.08.2019, 22:19 (vor 1915 Tagen) @ H. Lamarr
So berichten es Diana Henz, Wolfgang I. Schöllhorn und Burkhard Poeggeler in ihrer Studie "Mobile Phone Chips Reduce Increases in EEG Brain Activity Induced by Mobile Phone-Emitted Electromagnetic Fields", die in Frontiers in Neuroscience veröffentlicht wurde (Volltext).
Ich habe einen Kommentar hinterlassen. Mal schauen, was kommt.
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Kargo-Kult um Henz-Studie: Kommentar freigeschaltet
H. Lamarr , München, Donnerstag, 08.08.2019, 23:09 (vor 1915 Tagen) @ Alexander Lerchl
Ich habe einen Kommentar hinterlassen. Mal schauen, was kommt.
Soeben nachgesehen: Ihr Kommentar wurde am Textende veröffentlicht.
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Kargo-Kult-Wissenschaft: Beispiel Gabriel-Chip
H. Lamarr , München, Donnerstag, 30.03.2023, 23:51 (vor 585 Tagen) @ H. Lamarr
Die Studie wurde von der Stiftung für Gesundheit und Umwelt (SfGU), Berlingen (Schweiz) in Auftrag gegeben und die drei Autoren weisen jeglichen Interessenkonflikt kommerzieller oder finanzieller Art weit von sich. Doch da gibt es bei mir Zweifel, denn am 28. Oktober 2017 brachte RTL in der Boulevardsendung "Explosiv" einen Bericht über Elektrosmog im Auto. In diesem Bericht sind die beiden Autoren Diana Henz sowie Wolfgang I. Schöllhorn zu sehen – und ein Mitarbeiter (Harry Roos) der Firma Gabriel Tech. Der TV-Bericht (Dauer ca. 10 Minuten) sorgte seinerzeit in der Szene für Aufregung und Begeisterung, wurde von RTL zwischenzeitlich jedoch vom Netz genommen. Heute noch zu sehen ist lediglich eine 5 Minuten dauernde Kurzfassung, in der von Gabriel-Tech jede Spur fehlt.
Am 28. März 2023 hatte das Duo Diana Henz und Harry Roos (inzwischen Geschäftsführer der Gabriel-Tech GmbH) einen Auftritt bei dem Internet-Werbesender QS24. Diana Henz wird als Neurowissenschaftlerin und Kognitionswissenschaftlerin vorgestellt, Harry Roos als Elektrosmog-Sachverständiger für Analyse und Messtechnik. Roos ergänzt, er sei der einzige Sachverständige dieser Art im Berufsverband deutscher Sachverständiger. Jeder darf jetzt 3mal raten, welches Produkt die beiden dort mit viel pseudowissenschaftlichem Kauderwelsch an den Mann, die Frau und an X bringen möchten.
Hintergrund
QS24 im IZgMF-Forum
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Kargo-Kult-Wissenschaft: Beispiel "Elektrosensibilität"
H. Lamarr , München, Dienstag, 10.05.2022, 11:37 (vor 910 Tagen) @ H. Lamarr
Unter dem anspruchsvoll klingenden Titel "Hochfrequenzinduzierte Hypokalzämie mit rezidivierenden Tetanien" publizierte Dr. med. C. Waldmann-Selsam 2019 in einem wissenschaftlich bedeutungslosen Magazin die Leidensgeschichte einer überzeugten Elektrosensiblen (Suzanne S.). Der Artikel erfüllt mMn die Kriterien von Kargo-Kult-Wissenschaft in eindrucksvoller Weise, besonders deshalb, weil die Allgemeinärztin, die dem Vernehmen nach nie praktiziert hat, bemüht ist, triviale Sachverhalte mit medizinischer Terminologie zu panieren, um sie für Laien eindrucksvoll erscheinen zu lassen.
Das Fehlen jeglichen kritischen Hinterfragens der geschilderten Begebenheiten erklärt sich damit, dass auch die Autorin selbst fest davon überzeugt ist, "elektrosensibel" zu sein. Die Ärztin wollte deshalb aus meiner Sicht mit ihrem Artikel eher Leidensgenossen gefällig sein, als das medizinisch nicht anerkannte Krankheitsbild "Elektrosensibilität" einer Objektivierung näher bringen. So verwandelt Waldmann-Selsam die Erzählungen ihrer Protagonistin auf pseudowissenschaftliche Weise in vermeintliche Tatsachen, ohne auch nur ansatzweise das Bemühen erkennen zu lassen, die geschilderten Sachverhalte auf Plausibilität zu prüfen und quantitativ zu bewerten, um einen kausalen Zusammenhang mit EMF-Einwirkung wenigstens schemenhaft glaubhaft zu machen. Da die Autorin diesen Mehrwert nicht einbringt, sondern Vernommenes nur nacherzählt, müsste mMn als Autorin besser Suzanne S. genannt werden.
Waldmann-Selsam bringt es fertig, fünf Druckseiten über den Leidensweg von Frau S. zu schreiben, ohne sich auch nur ein einziges Mal die Frage zu stellen, ob die "Elektrosensible" sich jemals einem wissenschaftlich strengen Provokationstest unterzog, der ihre behauptete Fähigkeit einer extrem stark ausgeprägten unangenehmen Feldwahrnehmung unter Beweis gestellt hat. Die Medizinerin glaubt blind alles, was S. ihr berichtet. Mit dieser naiven Gutgläubigkeit erlangte sie bereits 2007 durch eine Spiegel-Reportage Popularität.
Anschließend einige kurz kommentierte Splitter aus Waldmann-Selsams Kargo-Kult-Artikel. Sie belegen stellvertretend für weitaus mehr andere, wie die "Wanderärztin" Behauptungen in vermeintliche Tatsachen verwandelt:
[...] Es stellte sich im Nachhinein heraus, dass im August 2006 GPRS-EDGE von T-Mobile eingeführt worden war, eine verbesserte GSM-Technik, die auch in den abgeschirmten Wohnräumen wirksam wurde. [...]
Welches technische Wirkmodell will erklären, warum die geschirmten Wohnräume einer GSM-Exposition standhielten, nicht aber einer GPRS-Edge-Exposition?
[...] Um an ihren Arbeitsplatz zurückkehren zu können, beantragte sie die Kostenübernahme für einen UKW-festen Schutzanzug bei den infrage kommenden Kostenträgern, allerdings vergeblich. [...]
Was Waldmann-Selsam aus nahe liegenden Gründen verschweigt: Frau S. gab sich mit der Absage des Kostenträgers nicht zufrieden, sie klagte gegen den Bescheid vor einem Sozialgericht. Fachgutachter wurden zu Rate gezogen, um vorgetragene Behauptungen von Tatsachen zu trennen. Am Ende unterlag die "Elektrosensible".
[...] Jedoch reichte die kurze Handyverbindung eines Wanderers am 19.09.2014 in der Nähe des Wohnwagens aus, um mit zeitlicher Verzögerung Hypokalzämiesymptome auszulösen. In der Folgezeit achtete Frau S. darauf, dass sich niemand mit eingeschaltetem Handy näherte. [...]
Jeder verständige Mensch muss mMn an der Plausibilität dieser Schilderung zweifeln.
[...] Im August 2012 hatte Frau S. einen Termin vor Sprechstundenbeginn in einer funkfreien Zahnarztpraxis vereinbart. Aufgrund einer unerwarteten Hochfrequenzexposition aus einer Nachbarwohnung traten trotz des Schutzanzuges in den darauffolgenden Tagen deutliche Hypokalzämiesymptome auf. [...]
Ohne mitgeführten HF-Detektor konnte Frau S. an Ort und Stelle eine "unerwartete Hochfrequenzexposition aus einer Nachbarwohnung" nachträglich (Einsetzen der Symptome) bestenfalls vermuten. Waldmann-Selsam versäumt die zwingend erforderliche Frage, wie Frau S. bei erst nachträglich einsetzenden Symptomen zu der genauen Ortsbestimmung der Exposition imstande war. Und warum half der getragene Strahlenschutzanzug plötzlich nicht mehr gegen eine aller Voraussicht nach schwache Exposition aus einer Nachbarwohnung?
Und so weiter und so fort ...
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Kargo-Kult-Wissenschaft: Beispiel "Elektrosensibilität"
H. Lamarr , München, Mittwoch, 11.05.2022, 01:22 (vor 909 Tagen) @ H. Lamarr
Zwei Kostproben hab ich noch ...:
[...] 2004 war vom Versorgungsamt ein Grad der Behinderung von 30 festgestellt worden. Ab 2012 wurde eine unbefristete Erwerbsminderungsrente bewilligt. [...]
Waldmann-Selsam erweckt damit im Kontext den Eindruck, Frau S. erhalte eine Erwerbsminderungsrente wegen ihrer "Elektrosensibilität". Doch wäre es tatsächlich so, wüsste die Welt davon und die Ärztin hätte diesen Sachverhalt explizit formuliert. Da beides nicht der Fall ist behaupte ich: Frau S. bekam die Erwerbsminderungsrente nicht wegen ihrer "Elektrosensibilität" zugesprochen, sondern wegen anderer Erwerbsminderungsgründe. Der mit Abstand häufigste Grund für die Bewilligung einer Erwerbsminderungsrente ist psychischer und neurologischer Natur.
[...] Anlässlich einer Reha-Maßnahme in einer internistischen Fachklinik 2003 traten sofort am Anreisetag Sehstörungen, Parästhesien und Muskelkrämpfe auf, was von den Ärzten nicht als beginnende Tetanie eingeordnet wurde. Der verantwortliche Mobilfunksender auf dem Dach war nicht als solcher erkennbar und dem Personal nicht bekannt, nur dem Chefarzt. [...]
Was Waldmann-Selsam aus nahe liegenden Gründen verschweigt: Frau S. reiste angesichts des beginnenden Krampfanfalls nicht unverzüglich wieder ab, sondern blieb sechs Tage in der Klinik. Erst dann trat sie vorzeitig die Rückreise an.
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Kargo-Kult-Wissenschaft: Beispiel Bienenstudie von Daniel Favre
H. Lamarr , München, Montag, 20.06.2022, 12:01 (vor 869 Tagen) @ H. Lamarr
Der Schweizer Imker und Hobby-Forscher Daniel Favre hat es 2011 mit einer Beobachtung über das Verhalten von Bienen unter EMF-Einwirkung zu einem gewissen Ruhm gebracht. Ein Wiederholungsversuch des IZgMF scheiterte und deutete auf methodische Mängel in Favres Versuchsaufbau hin. 2020 publizierte Favre erneut, diesmal gemeinsam mit dem Schweden Olle Johansson, – und lieferte eine Kargo-Kult-Studie ersten Ranges ab.
Die Idee von Favre/Johansson war: Stört hohes Mobilfunk-Verkehrsaufkommen in einer Silvesternacht Bienen beim Überwintern? In der Silvesternacht 2019/2020 schritten sie zur Tat und statteten einen Bienenkasten mit einem handelsüblichen Diktiergerät zur akustischen Aufzeichnung des Bienensummens (Worker Piping) aus. Expositionsquelle war ein 800 Meter vom Bienenkasten entfernter Mobilfunksendemast. Erwartungsgemäß ergab die Auswertung der Tonaufzeichnung: Pünktlich um Mitternacht schwoll das Summen der Bienen deutlich an. In der warmen Jahreszeit signalisiert dieses Summen das bevorstehende Schwärmen der Bienen (Ausfliegen), was für die Insekten im Winter jedoch tödlich wäre.
Die beiden Forscher hatten damit alles unter Dach und Fach, um ihre Studie (Does enhanced electromagnetic radiation disturb honeybees' behaviour? Observations during new years's eve 2019) in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift zu veröffentlichen (Volltext, 9 Seiten, englisch).
So weit, so gut.
Akribisch dokumentierten Favre und Johansson alle nur denkbaren Details ihres Versuchsaufbaus z.B. die Betriebsspannung des Diktiergeräts oder die Namen und Höhe der niedrigen Berge, die den Ort des Geschehens umgeben. Diese bewundernswerte Detailversessenheit suggeriert einem Leser der Studie, hier wären ernsthafte Forscher am Werk gewesen, die an alles gedacht haben. Möglicherweise ließen sich auch die Gutachter der Zeitschrift von der Detailfülle blenden, anlässlich ihrer Peer-Review winkten sie das Paper jedenfalls durch, was mMn wegen eines kapitalen Fehlers im Studiendesign nicht hätte passieren dürfen.
Wenn jemand die Hypothese bestätigen möchte, hohes Mobilfunk-Verkehrsaufkommen zu Silvester würde Bienen beim Überwintern empfindlich stören, muss er, um einen Kausalzusammenhang zwischen Mobilfunkimmission am Bienenkasten und dem Summen der Bienen zu belegen, nicht nur das Summen aufzeichnen, sondern – selbstverständlich – auch die Mobilfunkimmission am Ort des Geschehens. Genau dies aber haben die beiden Forscher versäumt, in ihrem Paper konnte ich keinerlei Messwerte finden! Diese grobe Unterlassung ist insofern unverständlich, da eine überschlägige EMF-Messung auch mit Hobby-Messtechnik möglich gewesen wäre. Allerdings hätten Favre/Johansson dazu in der Kälte vor Ort sein müssen und über einen längeren Zeitraum die Messwerte ablesen und händisch protokollieren müssen. Mutmaßlich war ihnen das zu aufwendig, Silvester im Kreis der Familie feiern und das Verkosten einer leckeren Bowle in der warmen Stube ist ja nachvollziehbar die weitaus angenehmere Alternative. Zur Ehrenrettung der beiden Forscher sei jedoch angemerkt, dass sie abseits von Silvester immerhin elf Vergleichsmessungen des Bienensummens veranstalteten, bei denen sie kein Anschwellen des Geräuschs feststellen konnten. Das klingt gut. Doch überzeugender wäre es gewesen, hätten sie auch dann die Mobilfunkimmission gemessen und zeigen können, dass diese signifikant schwächer war als in der Silvesternacht.
Weiterhin vermisse ich in der Studie die Betrachtung möglicher Störgrößen, die zu einem falsch-positiven Ergebnis hätten führen können. Beispiel: Wo ein Mobilfunkmast in der Landschaft steht, halten sich wahrscheinlich auch Menschen auf, sonst stünde er dort nicht. Und Menschen begehen Silvester gerne mit Böllern oder Feuerwerk. Als Laie in Bienenfragen könnte ich mir vorstellen, dass die Knallerei, die 2019/2020 noch nicht Corona zum Opfer gefallen sein konnte, die Bienen aufgeregt hat. Oder irgendetwas anderes (z.B. feiernde Jugendliche), was auf den wahrscheinlich unbewachten Bienenkasten in der Silverstnacht einwirkte. Gezielte Manipulation (z.B. Rütteln am Bienenkasten) will ich nicht unterstellen, wegen der in der Anti-Mobilfunk-Szene häufig aufblitzenden Manipulationsbereitschaft (jüngstes Beispiel) kann ich diese aber auch nicht rundweg ausschließen.
Hintergrund
Was das IZgMF-Forum über Daniel Favres Bienenstudien weiß
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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Kargo-Kult-Wissenschaft: Beispiel Bienenstudie von Daniel Favre
e=mc2, Montag, 20.06.2022, 17:17 (vor 868 Tagen) @ H. Lamarr
Wenn jemand die Hypothese bestätigen möchte, hohes Mobilfunk-Verkehrsaufkommen zu Silvester würde Bienen beim Überwintern empfindlich stören, muss er, um einen Kausalzusammenhang zwischen Mobilfunkimmission am Bienenkasten und dem Summen der Bienen zu belegen, nicht nur das Summen aufzeichnen, sondern – selbstverständlich – auch die Mobilfunkimmission am Ort des Geschehens. Genau dies aber haben die beiden Forscher versäumt, in ihrem Paper konnte ich keinerlei Messwerte finden!
Dass an Silvester die Strahlenbelastung stark ansteigt und Symptome verursacht waren vor 20 Jahren häufige und illustrative Anekdoten für Nocebo. Mittlerweile scheint sich aber auch bei den sogenannten Mobilfunkkritikern herumgesprochen zu haben, dass an Silvester die Mobilfunkstrahlung nicht substanziell höher ist. Umso peinlicher wenn dieses Wissen nicht einmal zu den "EMF Forschungskoryphäen" gedrungen ist. Ich vermute mal, wenn in Paris in der Nähe des L'Arc de Triomphe in der Silversternacht nicht viel passiert, wird auch in der beschaulichen Schweiz nicht allzuviel abgehen. Quelle
Kargo-Kult-Wissenschaft: Beispiel Bienenstudie von Daniel Favre
H. Lamarr , München, Montag, 20.06.2022, 23:33 (vor 868 Tagen) @ e=mc2
Dass an Silvester die Strahlenbelastung stark ansteigt und Symptome verursacht waren vor 20 Jahren häufige und illustrative Anekdoten für Nocebo. Mittlerweile scheint sich aber auch bei den sogenannten Mobilfunkkritikern herumgesprochen zu haben, dass an Silvester die Mobilfunkstrahlung nicht substanziell höher ist. Umso peinlicher wenn dieses Wissen nicht einmal zu den "EMF Forschungskoryphäen" gedrungen ist. Ich vermute mal, wenn in Paris in der Nähe des L'Arc de Triomphe in der Silversternacht nicht viel passiert, wird auch in der beschaulichen Schweiz nicht allzuviel abgehen. Quelle
Touché!
Auf die Idee, Silvester im EMF-Monitoring der ANFR nachzuschauen, muss man aber auch erst mal kommen ...
Weil Mülhausen näher an der Schweiz liegt, habe ich das dortige Monitoring auf die Silvesternacht 2021/2022 befragt und die Grafik bestätigt Ihre Einschätzung. Von einem Anstieg der EMF-Emission um Mitternacht kann keine Rede sein. Mitternacht liegt ziemlich genau in der Mitte zwischen dem Messpunkt um 1.01 Uhr und dem ersten Messpunkt links davon (23.06 Uhr, angezeigt nur im Original).
Leider gibt es da einen Haken. Die Kurve suggeriert eine lückenlose Dauermessung. Tatsächlich wird jedoch nur etwa alle 2 Stunden über 6 Minuten Dauer gemessen, die Lücken im Kurvenzug werden einfach durch Interpolation geschlossen. Heißt: Zwischen ca. 23.06 Uhr und ca. 1.01 Uhr wurde nicht gemessen, eine Emissionsspitze um Mitternacht konnte deshalb nicht erkannt werden, so es eine gab. Mutmaßlich will ANFR mit diesem groben Raster die Datenflut begrenzen.
Was an Silvester um Mitternacht in Sachen EMF-Emission wirklich passierte, darüber können wohl nur die Mobilfunknetzbetreiber Auskunft geben. Es gibt allerdings auch noch andere Länder, die EMF-Monitoring betreiben. Konkret habe ich dazu aber nur eine vage Erinnerung und muss den Trüffel suchen, sollte ich fündig werden stelle ich's hier im Strang ein.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Kargo-Kult-Wissenschaft: Beispiel Bienenstudie von Daniel Favre
H. Lamarr , München, Sonntag, 26.06.2022, 16:26 (vor 862 Tagen) @ H. Lamarr
Was an Silvester um Mitternacht in Sachen EMF-Emission wirklich passierte, darüber können wohl nur die Mobilfunknetzbetreiber Auskunft geben. Es gibt allerdings auch noch andere Länder, die EMF-Monitoring betreiben. Konkret habe ich dazu aber nur eine vage Erinnerung und muss den Trüffel suchen, sollte ich fündig werden stelle ich's hier im Strang ein.
Habe diesen Trüffel nicht mehr gefunden. Aber einen anderen. Die südenglische Stadt Bournemouth, gelegen am Ärmelkanal, betreibt ein EMF-Monitoring, das alle 30 Minuten Messproben nimmt und damit das Immissionsgeschehen in der Silvesternacht, wenn auch nicht perfekt, so doch besser abbilden kann als das französische Monitoring.
Der Screenshot zeigt die Messergebnisse der Station in der Christchurch Road 18 für den Beobachtungszeitraum 31.12.2021 bis 01.01.2022. Die relevanten Messungen waren um 23.30 Uhr (1,57 V/m), um 0.00 Uhr (1,53 V/m) und um 0.30 Uhr (1,55 V/m). Unter diesen Umständen hätten Favres Bienen a) zum falschen Zecitpunkt stärker gesummt und b) Pegeländerungen im Millivoltbereich erkennen müssen.
Der Höchstwert im besagten Beobachtungszeitraum war 1,86 V/m, der Minimalwert 1,12 V/m und der Mittelwert 1,50 V/m.
Das Messraster ist zwar noch immer zu weitmaschig, um einen merklichen Immissionanstieg um kurz nach Mitternacht sicher ausschließen zu können und England ist nicht Frankreich, dennoch verdichten sich die Hinweise, dass der von Favre/Johansson stillschweigen angenommene Immissionsanstieg um Mitternacht 2019/2020 gar nicht stattgefunden hat, und wenn doch, dann in einem so geringen Ausmaß, dass Bienen darauf kaum reagieren dürften.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Kargo-Kult-Wissenschaft: Beispiel Bienenstudie von Daniel Favre
KlaKla, Dienstag, 21.06.2022, 10:04 (vor 868 Tagen) @ H. Lamarr
Ich erinnere hier mal an folgendes Posting "Agnotologie: Die Wissenschaft vom Nichtwissen"
Auszug: Desinformation ist bewusst falsche, in die Irre führende Information, und sie taucht in vielen Spielarten auf wie Gerücht, Halbwahrheit, Falschinformation, Falschmeldung, Fehlinformation, Lüge, Falschaussage, Schutzbehauptung oder Verdrehung von Tatsachen. Ihr Ziel ist beabsichtigtes Nichtwissen. Der Tabakindustrie gelangen damit große Erfolge, erwiesene Gesundheitsrisiken ihrer Produkte in Zweifel zu ziehen. Auch etliche organisierte Mobilfunkgegner üben sich in der Produktion von Nichtwissen, die einen, weil sie es nicht besser können, andere mutmaßlich mit voller Absicht.
Sie produzieren Zweifel, ganz nach der Strategie der Tabaklobby
Alain Thill: Von der Masterarbeit zur Metastudie
Thraens Märchenstunde: So "spuki" ist Feldwahrnehmung nicht
Seifen wir Politiker ein mit List und Tücke
Waldmann-Selsam: Baumschäden durch Mobilfunkstrahlung
Der renommierte Physiker und Politiker Klaus Buchner im Gespräch mit Klaus Scheidsteger
Gefährliche Falschnachrichten - Was die Bundesregierung unternimmt und was Sie tun können
Die gute Nachricht: Jede und jeder kann etwas gegen die Verbreitung von Desinformation und Halbwahrheiten unternehmen. Diese Fragen helfen, die unbeabsichtigte Verbreitung von Desinformation zu stoppen:
- Wer hat die Nachricht mit welchem Ziel verfasst und verbreitet?
- Was ist die Quelle?
- Wann wurde die Nachricht veröffentlicht?
- Warum will ich sie teilen?
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Meine Meinungsäußerung
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Strategie, Gerücht, Täuschung, Manipulation, Falschmeldung, Einflussnahme, Lüge, Kommerz, Kargo-Kult-Wissenschaft, Echokammer, Zweifel säen, Motiv, Kargo Kult
Kargo-Kult: Beispiel türkische Kiefern beim Sex gestört
Gast, Freitag, 24.06.2022, 14:24 (vor 865 Tagen) @ H. Lamarr
Die Auswirkungen der Basisstation als elektromagnetische Strahlungsquelle auf Blüten- und Doldenertrag und Keimungsprozentsatz bei Pinus brutia Ten von Halil Baris Ozel, Mehmet Cetin
Diagnose-Funk (EMF:Data) bedient sich der Studie, übersetzt und verbreitet sie. Die Verbreitung sorgt für eine Nachfrage bei "Deutschland spricht über 5G": Was sagen Wissenschaftler zu diesem Ergebnis?
Antwort: ... Diese Art von Studien kann keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen der Reproduktion von Bäumen und der Anwesenheit einer Basisstation dokumentieren.
Die Publikation weist eine Reihe von fachlichen Mängeln auf, die die Aussagekraft der Ergebnisse extrem einschränken. Weder die Eigenschaften der ortsfesten Sendeanlage (Ausgangsleistungen, Funkfrequenzen, Abstrahleigenschaften), noch die Vorgehensweise zur Auswahl der betrachteten Bäume oder zum Zählen der Blüten und Zapfen sind in der Publikation beschrieben. Die Veröffentlichung wurde ein einziges Mal in nur einer Vegetationsperiode durchgeführt. Das Alter und sonstige Angaben zum Zustand der Bäume sind nicht angegeben. Es wurden jeweils 30 Bäume in Entfernung von 100 – 800 Metern von der Basisstation ausgewertet. Der Abstand zur Sendeanlage ist jedoch kein geeignetes Maß zur Abschätzung der tatsächlichen Stärke der Funksignale. Je nach Ausrichtung und Neigung der Antennen kann die maximale Exposition an unterschiedlichen Stellen in der Umgebung der Basisstation auftreten. Eine messtechnische oder computergestützte Untersuchung der Exposition der untersuchten Bäume wäre daher notwendig gewesen, um eine Korrelation mit der Stärke der elektromagnetischen Felder herstellen zu können ...
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Game over, Baumschäden, Mängel, EMF-Data, Kargo-Kult-Wissenschaft, Stopfgänse, Dialoginitiative, Echokammer, Ozel
Kargo-Kult: Beispiel türkische Kiefern beim Sex gestört
H. Lamarr , München, Freitag, 24.06.2022, 23:27 (vor 864 Tagen) @ Gast
Das Alter [...] der Bäume sind nicht angegeben.
Doch! Wenn es stimmt, was AT (wahrscheinlich Alain Thill) in der Diagnose-Funk-Alarmstudiendatenbank EMF-Tataa schreibt, wurde das Untersuchungsgebiet 1994 aufgeforstet, indem 2 Jahre alte Röhrensetzlinge gepflanzt wurden. Ergibt mit dem Zeitpunkt der Untersuchung (2019) also 27 Jahre alte Bäume.
Ansonsten sieht auch mir diese Studie stark nach Kargo-Kult aus. Insbesondere weil die Untersuchung nur ein einziges Mal um nur eine einzige Basisstation gemacht wurde. Man muss sich nur einmal einen x-beliebigen Waldzustandsbericht (Beispiel) anschauen, um zu erkennen, dass der Zustand von Wäldern keine Konstante ist, sondern von Jahr zu Jahr starken Schwankungen unterliegt mit einem Trend zum Schlechteren. Bei einem derart von klimatischen Einflüssen abhängigen Untersuchungsobjekt (türkische Kiefer) aus einer einzigen Momentaufnahme die geschilderten Rückschlüsse zu ziehen ist schon mutig. Und die fehlenden Messungen der Immission sind geradezu todesmutig. AT hingegen stört an diesem Studiendesign nichts. Warum nicht? Weil er sich eigenen Angaben zufolge für "elektrosensibel" hält. Er ist damit für Diagnose-Funk wie geschaffen, um in EMF-Tataa gegen Honorar Kargo-Kult-Studien auf eine Weise zu "besprechen", als handle es sich um Qualitätsstudien. Der Dilettantismus der Stuttgarter "Verbraucherschützer" kennt wahrhaftig keine Grenzen .
Weiterhin schreibt AT Rätselhaftes:
[...] Die Plantage liegt auf einer Höhe von 300 m. Die Bodenstruktur ist klastisch, und der Boden, die Hanglage und die Exposition sind im Untersuchungsgebiet im Allgemeinen homogen. [...]
Was bitte ist denn eine im Allgemeinen homogen Hanglage? Nehmen wir mal an, der Autor meint damit ein konstantes Gefälle. Und rundum bis in mindestens 800 Meter Entfernung stehen Bäume. Doch wie um alles in der Welt sollen diese selbst bei nur geringer Schräglage des Hangs im Allgemeinen homogen befeldet worden sein? Ich behaupte: Das geht schon topografisch nicht und ohne Kenntnis der Abstrahleigenschaften der Antennen oder ohne Immissionsmessungen erst recht nicht! Eine Grafik oder ein Foto des Untersuchungsgebiets könnte Klarheit schaffen, diese aber ist anscheinend nicht gewollt. Die nebulösen Angaben zwingen zur Spekulation. Mutmaßlich steht der Funkmast am Hang eines bewaldeten Hügels und versorgt ein tiefer liegendes Wohngebiet oder ein Erholungsgebiet mit Mobilfunkdiensten. Dies passt aber nicht gut zu ATs Beschreibung der Umgebung.
Und nun?
Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder ist schon die Originalstudie mit ihren Angaben zum Tatort nebulös, dann ist AT der Vorwurf zu machen, eine qualitativ äußerst minderwertige Studie verwurstet zu haben. Oder die Originalstudie lässt keine Zweifel über die Beschaffenheit des Tatorts und AT hat gezielt alles weggelassen, was der netten Story vom bösen Funkmast, der türkische Kiefern beim Zwitter-Sex stört, abträglich wäre. Dies würde widerspruchsfrei zur (Des-)Informationspolitik des Stuttgarter Vereins passen. Leider hat der Korrespondenzautor der Studie bislang nicht auf meine Anfrage nach einem PDF des Papers reagiert .
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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Diagnose-Funk, Kinderpost, Elektrosmog-Report, Thill, Kargo-Kult-Wissenschaft