Thraens Märchenstunde: So "spuki" ist Feldwahrnehmung nicht (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 31.05.2022, 02:37 (vor 714 Tagen) @ H. Lamarr

Gewitzte "Elektrosensible" kennen den Einwand der fehlenden Verblindung. Sie versuchen, diesen zu entkräften, indem sie behaupten, sie hätten von einer EMF-Exposition oder De-Exposition nichts gewusst, als es ihnen plötzlich schlechter oder besser ging. Erst nachträglich hätten sie von der Inbetriebnahme oder Abschaltung (wegen Wartungsarbeiten) erfahren. Alle diese Behauptungen beruhen jedoch allein auf anekdotischen Fallberichten Betroffener. In streng kontrollierten wissenschaftlichen Provokationstests konnte bislang weltweit kein einziger "Elektrosensibler" seine vorgebliche Feldwahrnehmungsfähigkeit für schwache EMF statistisch signifikant unter Beweis stellen. Es wurden andererseits Probanden erwischt (Epros-Studie), die mit einem heimlich benutzten Elektrosmogdetektor ihrer Feldwahrnehmung auf die Sprünge helfen wollten.

Wie auf Bestellung liefert die langjährige "Elektrosensible" Eva W. aus O. in M. gestern ein Beispiel:

[...] Meine massiven Beschwerden kamen durch Aufrüstung eines in meiner Nähe stehenden Mobilfunkmastes mit UMTS. Von der Aufrüstung wusste ich wochenlang nichts. [...]

Sonst durchaus zur Trennung von Meinung und Tatsache imstande, hat die überzeugte Elektrosensible an der zitierten Stelle ganz vergessen zu erwähnen, dass sie als Ursache ihrer Befindlichkeitsstörungen den UMTS-Funkmasten anhand selbst gesammelter Indizien lediglich vermutet. Ein Indiz von ihr sind z.B. Baumschäden in ihrer Umgebung, die sie mit EMF-Einwirkung in Zusammenhang bringt. Auch dieses Indiz ist wieder nur eine Vermutung. Alle ihre Indizien sind Vermutungen. Würde Frau W. versuchen, "ihren" Funkmasten mit einer Klage vor Gericht zu Fall zu bringen, sie würde sang- und klanglos baden gehen. Zusammenhänge und ein Kausalzusammenhang sind eben zwei Paar Schuhe und selbst im Zweifel ist der Angeklagte bekanntlich nichtschuldig zu sprechen. Sie sieht dies so wie ich und hat deshalb, obwohl seit 2004 "elektrosensibel" und als Mobilfunkgegnerin außerordentlich aktiv, den Gang vors Gericht nicht angetreten. An der Hoffnungslosigkeit einer Klage sind selbstverständlich alle möglichen anderen Widrigkeiten und Umstände schuld, nicht aber das Fehlen von Beweisen oder zumindest erwägenswerten Indizien für einen Kausalzusammenhang zwischen ihren Befindlichkeitsstörungen und EMF-Einwirkung. Es tut ihr jedoch gut, ersatzweise wenigstens ihren Teil dazu beizutragen, die Legende von der "Elektrosensibilität" am Leben zu erhalten. Kommerzielle Nutznießer dieser Legende sind ihr dafür zu allergrößtem Dank verpflichtet.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Legende, Gerücht, Krankheitsgewinn, Obermenzing, Feldwahrnehmung, Märchenstunde


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