BfS: Vortrag von Isabelle Deltour am 27. Mai 2021 (Forschung)

H. Lamarr @, München, Samstag, 12.06.2021, 10:33 (vor 1258 Tagen) @ Alexander Lerchl

Deltour sprach bei einem Online-Kolloquium, das vom deutschen Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) veranstaltet wurde. Es war eine reine Einladungsveranstaltung, aber Microwave News hat die Geschichte."

Das liest sich so, als ob nur ein ausgewählter Kreis von Eingeweihten den Worten Isabelle Deltours lauschen durfte. Dies trifft jedoch nicht zu. Für das 1-stündige Kolloquium am 27. Mai 2021 hatten das BfS bzw. das BMU öffentlich auf ihren Websites eingeladen, nur so war es möglich, dass z.B. auch Vertreter von Diagnose-Funk daran teilnahmen. Da zurückliegende Veranstaltungen auf der BfS-Website nicht mehr abrufbar sind, hier der Originaltext der Einladung, der auch den für überzeugte Mobilfunkgegner enttäuschenden Abstract des Deltour-Vortrags enthält:

Die International Agency for Research on Cancer (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat hochfrequente elektromagnetische Felder als möglicherweise krebserregend für Menschen klassifiziert, vor allem aufgrund von Einzelhinweisen aus epidemiologischen Studien zu Mobiltelefon-Nutzung und einem erhöhten Gliom-Risiko. Aufgrund der starken Zunahme der Mobiltelefonnutzung von nur wenigen Personen in den 1980ern zu fast vollzähliger Versorgung mit Mobilfunk heute, sollten solche erhöhten Risiken – wenn tatsächlich vorhanden - zu einem Anstieg der Inzidenz an Gliomen führen. Die Ergebnisse einer entsprechenden Studie, die die Konsistenz der Ergebnisse dieser epidemiologischen Studien mit der tatsächlich beobachteten Inzidenz des Glioms in den nordischen Ländern überprüft, werden von Frau Dr. Isabelle Deltour (IARC/WHO) vorgestellt.
Bei Interesse an diesem Vortrag bitten wir um eine E-Mail-Anfrage an kolloquium@bfs.de. Der Link zum Vortrag wird Ihnen dann per E-Mail mitgeteilt

Epidemiologische Studien zur Fragestellung, ob Mobiltelefon-Nutzung zu einem erhöhten Gliom-Risiko führen, sind nicht konsistent. Während Kohortenstudien keinen Zusammenhang zeigten, berichteten einige – aber nicht alle – Studien mit Fallkontroll-Design von teilweise erhöhten Risiken. Da es sich bei Mobiltelefon-Nutzung um eine inzwischen sehr weit verbreitete Exposition handelt, müssten sich selbst unter der Annahme längerer Latenzzeiten zwischen Exposition und Erkrankung erhöhte Risiken auf die Inzidenzraten der Erkrankung auswirken. Das Krebsgeschehen ist in den nordischen Ländern (Dänemark, Finnland, Norwegen, Schweden) am besten dokumentiert, so dass deren Inzidenzraten für Gliome unter Männern im Alter 40-69 Jahre von 1979 bis heute für unsere Untersuchung herangezogen wurden.

Die in den nordischen Ländern beobachteten Inzidenzraten des Glioms zeigen keine Hinweise auf ein mit Mobiltelefon-Nutzung assoziiertes erhöhtes Gliomrisiko. Die in früheren Fallkontrollstudien beobachteten erhöhten Risiken sind entweder auf methodische Probleme der Studien zurückzuführen (Risiko für alle Nutzer) oder unwahrscheinlich (Risiko für sehr häufige Nutzer). Die Inzidenzraten sind kompatibel mit den Ergebnissen der Kohortenstudien, die keine Risikoerhöhung sehen. Sehr kleine Risiken oder Risiken, die nur kleine Untergruppen der Bevölkerung betreffen, sind mit diesem ökologischen Studienansatz jedoch nicht auszuschließen.

Frau Dr. Deltour stellt die Ergebnisse der Studie "Gliom-Inzidenz in den nordischen Ländern unter dem Gesichtspunkt möglicher Mobiltelefon-assoziierter Risiken" vor und geht auf die Zusammenhänge zwischen Gliom-Inzidenz und Mobilfunknutzung ein.

Hintergrund
Mobile Phone Use and Incidence of Glioma in the Nordic Countries 1979–2008 (2012)

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
IARC, Handy, Epidemiologie, BfS, Risikobewertung, Gliom, Diagnose:Funk, krebserregend, Inzidenzrate, Kolloquium, BMU, Deltour


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