Finanzierung von L. Hardells Forschung: partielle Amnesie (Forschung)

H. Lamarr @, München, Samstag, 01.05.2021, 15:52 (vor 1090 Tagen) @ e=mc2

Dass er selber nie mögliche Interessenbindungen angibt, macht klar wie unehrlich er handelt.

Wakeford hat das bei einem ähnlichen Disput im Jahr 2007 folgendermaßen zusammengefasst (übersetzt mit deepl.com):
„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das von Hardell et al. [2007] diskutierte Thema ein wichtiges Thema ist, das eine sorgfältige Betrachtung erfordert. Ihre Behandlung dieses komplexen Konzepts der Interessenkonflikte ist jedoch eher parteiisch und eindimensional und wohl auch eigennützig. Sie ignorieren bequemerweise wesentliche Einflüsse auf Forscher, die nicht von der Industrie finanziert werden, einschließlich derer, denen sie vermutlich selbst unterworfen sind.“

Dieses Urteil über Hardell fand ich – aus dem Bauch heraus – ziemlich hart. Doch offenbar hat der Schwede nach seinen Geldquellen gefragt tatsächlich partielle Amnesie, wie sich mit unbeabsichtigter Mithilfe von Klaus Buchners EU-Website dem (auch in deutsch) angebotenen Buchner/Rivasi-Report von 2020 entnehmen lässt. Dort wird die Recherchegruppe "Investigate Europe" wie folgt zitiert:

Hardell zufolge finanzieren sich seine Forschungsarbeiten über sein Krankenhaus-Gehalt sowie durch die Zuwendungen hiesiger Krebsstiftungen und staatlicher Organisationen. „Natürlich habe ich auch viel Freizeit in meine Arbeit investiert,“ betont er.

Im Original heißt es:

According to Hardell, his research is funded through his salary from the hospital as well as by funds raised by local cancer foundations and national organisations. “Of course I have also worked a lot on my free time”, he says.

Dieser unverdächtigen Auskunft zufolge ist Hardell einer der sagenumwobenen "unabhängigen" Wissenschaftler, die keinerlei Interessenkonflikt ausgesetzt und allein ihrem Gewissen gegenüber verantwortlich sind. Das gefällt "Investigate Europe" und selbstverständlich erst recht organisierten Mobilfunkgegnern, für die Hardell einer ihrer Säulenheiligen ist.

Unter dem Mantel "nationaler Organisationen" versteckt Hardell jedoch mindestens zwei handfeste Interessenkonflikte, die er einging, als gegen Ende seiner Forschungstätigkeit seine bis dato ergiebigen Geldquellen versiegten und er sich nach Ersatz umsehen musste. In dieser Endphase hatte er nicht mehr viel zu verlieren und bandelte deshalb ungeniert mit organisierten Mobilfunkgegnern an, um mit deren finanzieller Unterstützung seine EMF-Krebsprognosen zuende bringen zu können. Dokumentiert sind zwei Interessenkonflikte:

► 2013 tritt Hardell als Gastredner bei dem Schweizer Anti-Mobilfunk-Verein Gigaherz auf. Im selben Jahr veröffentlicht Hardell eine Studie und nennt u.a. Gigaherz als Finanzier (Quellennachweise). Gigaherz ist der älteste und aggressivste Anti-Mobilfunk-Verein der Schweiz, sein Repertoire umfasst u.a. Beleidigungen, Unterstellungen, technische Falschinformationen, Personenhetze und unverschämte Lügen (Belege dafür finden sich im IZgMF-Forum massenhaft). Dass sich Hardell auf der Suche nach Sponsoren persönlich mit diesem Verein eingelassen hat, ist mMn unverzeihlich und spricht Bände.

► Im September 2011 startet in Deutschland die Stiftung Pandora des Ex-Tabaklobbyisten Franz Adlkofer auf Antrag Hardells eine Spendenaktion zu dessen Gunsten. Ziel: 51'000 Euro. In der Anti-Mobilfunk-Szene ist es gängige Praxis der Schlagmänner, finanzielle Lasten zu sozialisieren. Hardells Antrag auf Unterstützung wird anfangs auf der Website der Stiftung veröffentlicht, dann jedoch vom Netz genommen. Berichtet die Stiftung anfangs noch in kurzen Abständen über den aktuellen Stand des Spendenaufkommens, wird diese Transparenz im Juli 2012 beim Stand von etwas mehr als 20'000 Euro eingestellt. Im September 2012 meldete die Stiftung, 18'000 Euro an Hardell ausbezahlt zu haben. Der Verbleib der Restsumme (2000 Euro) wurde nicht weiter erklärt, ebenso, ob nach der ersten Auszahlung weitere folgten (Belege). Franz Adlkofer ist mit dafür verantwortlich, dass die Schädlichkeit von Passivrauchen in Deutschland später anerkannt wurde (2007) als in den meisten anderen westlichen Industrienationen. Sein "Reflex"-Forschungsprojekt, das im Reagenzglas DNA-Schädigungen durch schwache HF-EMF-Einwirkung zeigte, konnte a) von keiner anderen Forschergruppe mit derselben Methodik repliziert werden und steht b) unter einem Fälschungsverdacht, der aus Sicht des OLG Bremen jedoch nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte. Adlkofer ist auch dem Verdacht ausgesetzt, seine alarmierenden Mobilfunkstudien dienten dem verborgenen Zweck, von den Risiken des Rauchens abzulenken.

Hardell erhielt von zwei bedenklichen Akteuren der Anti-Mobilfunk-Szene Geldzuwendungen in unbekannter Höhe. Ob die Geldgeber damit Einfluss auf Hardells Forschungsergebnisse nehmen konnten ist nicht bekannt und aus meiner Sicht unwahrscheinlich, denn Hardell ist so oder so schon auf Alarm gebürstet und muss nicht erst dazu animiert werden. Doch wer, wie der Verein Diagnose-Funk, Icnirp belegfrei verdächtigt, industriegefällige Grenzwertempfehlungen zu verabschieden, welche die Gesundheit der gesamten Menschheit riskieren, und zugleich den Eindruck erwecken möchte, Icnirp-Kritiker seien untadelige Heilige, der will die öffentliche Meinung für seine Zwecke zurechtkneten. Wer sich die angeblichen Belege von Diagnose-Funk kritisch ansieht, z.B. den Buchner/Rivasi-Report, der wird feststellen, dass lediglich vom "Hören-Sagen" kolportierte Vorwürfe erhoben werden und versucht wird, diese wortreich so zu verkleiden, dass voreingenommene oder unaufmerksame Leser das Munkeln & Raunen für harte Tatsachen halten. Wer seine fünf Sinne beisammen hat, fällt darauf nicht herein. So findet der Buchner/Rivasi-Report zwar auf etlichen Websites von Mobilfunkgegnern Widerhall, nicht aber auf der Website von Buchners/Rivasis Fraktion im Europaparlament (Grüne/EFA). Die Finanzierung des Reports durch die Fraktion war deren Abschiedsgeschenk an den ausscheidenden Klaus Buchner, mehr will die Fraktion mit der chronisch substanzarmen Nabelschau zulasten Icnirps nicht zu tun haben.

Hintergrund
Europaparlament: Buchner & Rivasi legen ICNIRP-Kritik vor
Icnirp beichtet seine Spendeneinnahmen
Das Netzwerk der "Verbraucherorganisation" Diagnose-Funk

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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