Elektrosensible sind keine Eisbären (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 20.08.2020, 17:19 (vor 1555 Tagen) @ StKonrath

Für dieses Forum wäre es gut, dass man den Elektrosensiblen nicht per definitionem die eigene Erfahrung abspricht, es als Suggestion oder psychisches Phänomen abtut und gleichzeitig nur Meinungen vertritt, statt sachlich korrekt zu argumentieren.

Wie es in allen Foren usus ist, gibt es auch hier bessere und schlechtere Postings. Unter den inzwischen rund 70'000 Postings dieses Forums werden Sie im Vergleich mit allen anderen Elektrosmog-Foren jedoch ungleich mehr sachlich korrekte und auch erhellende Postings finden, insbesondere, wenn in unserer Pathologie Behauptungen aus der Anti-Mobilfunk-Szene auf den Tisch kommen und seziert werden.

Wer die Berichte von Betroffenen verfolgt, wird hören oder sehen, dass die meisten überhaupt keinen Kontakt hatten, sondern erst das Weglassen von Strahlungsquellen Symptome verbessert haben.

Mag sein, doch die Vernetzung der Szene ist bekannt und führt dazu, dass die Betroffenen untereinander Tipps austauschen, wie sie ihre Behauptungen am besten an den Mann bringen können. Ein Klassiker ist: Nach Feldentzug ging es mir bestens, unter Feldeinwirkung musste ich wieder leiden. Stimmt in Einzelfällen wahrscheinlich sogar. Um solche Nocebo-Effekte auszuschließen gilt in der Wissenschaft die doppelte Verblindung als Goldstandard. Der EHS, der sich im tiefen Wald pudelwohl fühlt, muss sich die Kritik gefallen lassen, sein Selbsttest sei wegen Null Verblindung und daraus resultierender Selbsttäuschung wertlos. Inzwischen hat die Szene auch darauf reagiert, in Berichten wird jetzt häufiger in der Art beteuert: Ich wusste gar nichts davon, dass der Sender abgeschaltet wurde, plötzlich fühlte ich mich besser. Schön. Aber: Jeder mir bekannte EHS hat einen oder mehrere Felddetektoren, mit denen sich in Sekunden feststellen lässt, ob ein Sender abgeschaltet ist. Und nicht zuletzt: Um es allen Zweiflern zu zeigen, brauchen sich EHS nur einem strengen Provokationstest unterziehen. Tausende haben das in aller Welt schon gemacht, ein "echter" EHS wurde dennoch nicht gefunden – kein einziger! Die Folge war der Netz-Tipp: Lasst euch nicht testen, diese Tests taugen alle nichts. Kein Wunder dass unter diesen Umständen die Forschung das Interesse an EHS weitgehend verloren hat. Die Kette der Ausflüchte von EHS ist lang und kann hier im Forum (mühsam) über fast 20 Jahre verfolgt werden.

Die eine oder andere sind nur so auf das Problem gestossen. So forscht die Medizin schon seit langem. Wir sollten anfangen Patienten auch mal zu glauben. Auch Herzinfarkt hat man mal als psychisch abgetan. Wir müssen ja nicht den gleichen Fehler der Medizinhistorie über die nächsten Jahrhunderte weiter praktizieren.

Sie sind neu hier und haben nicht den langen steinigen Weg hinter sich, den ich 2002 begonnen habe. An einer Grundsatzdiskussion über Existenz/Nichtexistenz von EHS habe ich deshalb (ebenso wie die Betroffenen, wenn auch aus anderen Gründen) kein Interesse mehr. Begründung: Wenn etwas aussieht wie ein Hase, wittert wie ein Hase, riecht wie ein Hase, hoppelt wie ein Hase, frisst wie ein Hase, sche...t wie ein Hase und schmeckt wie ein Hase, dann ist es für mich mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auch ein Hase – und kein Eisbär.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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