Gefährliche Energiesparlampen: Alarm made by WDR (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 16.10.2014, 23:50 (vor 3521 Tagen)

In der ARD-Sendung Plusminus vom 15. Oktober 2014 hatte Dr. Mutter wieder einmal einen Auftritt. Der rd. 7-minütige Bericht der Autoren Fabian Nast und Herbert Kordes zeigt ein dramatisches Bild von der Energiesparlampe (ESL), wenn sie zu Bruch geht. Warum der Beitrag im Jahr 2014 zu einem Zeitpunkt kommt, da LED-Lampen den ESLs ohnehin den Markt streitig machen und die Tage der ESL gezählt sind, ist nicht ersichtlich, mMn ist der Beitrag um Jahre zu spät dran. Ziel könnte sein, die Bevölkerung zu ängstigen und so zum schnelleren Umstieg auf LED-Lampen zu bewegen. Sollte dies zutreffen, wäre es ein Skandal.

Momentan ist der Film mit dem reißerischen Titel "Gefährliche Energiesparlampen" noch in der ARD-Mediathek zu sehen. Später wird man ihn auf YouTube suchen müssen. Und wenn alle Stricke reißen, dann kann man sich noch immer auf dieser ARD-Website gruseln.

Schon die Anmoderation des Beitrags ist mMn tendenziös: Die EU hat nicht, wie es die Sprecherin behauptet, die ESL vor fünf Jahren "eingeführt", tatsächlich gibt es ESLs schon viel länger, sondern sie hat die Glühlampe schrittweise verboten (beginnend 2009 die 100-W-Lampen, endend 2012 die 25-W-Lampen).

Der Plusminus-Beitrag wirkt wie das Remake zweier Verfilmungen aus dem Jahr 2012. Damals verstieg sich das ZDF in der Reihe Zoom zu dem Beitrag "Giftiges Licht" und die ARD leistete sich in der Reihe TTT einen schlecht recherchierten Beitrag zu dem Kinofilm Bulb-Fiction. Die aufgefahrenen Belastungszeugen gegen die ESL waren Baubiologe Wolfgang Maes, der Umweltmediziner Dr. med. J. Mutter, der Chemiker Gary Zörner und "Max", ein Kind, das angeblich wegen einer zersprungenen ESL schwere gesundheitliche Symptome erleiden musste, darunter völliger Haarausfall. Was seinerzeit Dr. G. Ratto Kritisches zur "Max-Geschichte" zu sagen hatte, steht hier.

Es muss sehr schwierig sein, Quecksilber-Experten und -Opfer in Deutschland aufzutreiben. Denn in dem gestrigen Plusminus-Film traten abermals auf Gary Zörner, Dr. Mutter und "Max", dem auch vier Jahre nach dem Zwischenfall mit der ESL noch immer keine Haare auf dem Kopf wachsen wollen. Und natürlich sagen alle das, was sie schon 2012 vorgetragen haben. Neue Fakten sind nicht hinzu gekommen, die Glaubwürdigkeit der dramatischen Geschichte um den kleinen "Max" hat deshalb weiter Schlagseite. Es gibt viele substanzielle Gegenargumente, doch der Plusminus-Film nennt kein einziges davon. Nachzulesen sind sie unter den oben genannten Links zu den beiden Verfilmungen aus dem Jahr 2012, darunter ist auch dieser Link zur Website von Dr. Rüdiger Paschotta, der Mängel akribisch auflistet und die ARD 2012 ganz schön ins Schwitzen brachte. Damals war der BR für die unqualifizierte TTT-Sendung verantwortlich. Doch die Blamage blieb in Bayern stecken, denn jetzt, zwei Jahre später tappt der WDR mit Plusminus in den gleichen Fettnapf unqualifizierter alarmistischer ESL-Berichterstattung durch öffentlich-rechtliche jedoch einäugige Reporter.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Plusminus, Maes, Mutter, WDR, Quecksilber, Alarmist, Chemiker, Energiesparlampe, Zörner


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