ZDF-Reihe "Zoom": Giftiges Licht (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 15.08.2012, 12:39 (vor 4244 Tagen)

Es scheint derzeit schick zu sein, die Energiesparlampe zur tödlichen Gefahr hochzustilisieren.

Den jüngsten Beitrag dazu liefert Spiegel-TV im Auftrag des ZDF mit dem 30-Minüter "Giftiges Licht - Die dunkle Seite der Energiesparlampe" von Alexandra Pfeil.

Wer die Sendung vom 8. August versäumt hat, kann sie derzeit noch auf dem ZDF-Portal ansehen. Sollte diese Quelle versiegt sein, es gibt den Beitrag auch auf YouTube.

Alexandra Pfeil bedient das Klischee von der gewinnfixierten Industrie, die auf Kosten der Gesundheit ihrer Kunden und der Arbeiter in den herstellenden Betrieben die Gewinne skrupellos zu maximieren sucht. Ein Ansatz, bei dem breiter Beifall auf den Zuschauerrängen garantiert ist.

Aus meiner Sicht ist der Beitrag dennoch schlecht, weil ungeniert tendenziös und damit manipulierend. Augenscheinlich stand schon vor Beginn der Recherchen fest, was herauskommen soll. Entsprechend wurden mit Wolfgang Maes und Dr. med. Joachim Mutter zwei "Experten" aufgefahren, mit denen sich der Beitrag mMn bis auf die Knochen disqualifiziert. Beide sind Irreführer, beide profitieren von wachsender Angst gegenüber Elektrosmog, der eine verfälscht hemmungslos Zitate zu seinen Gunsten, der andere tritt im Rahmenprogramm ihrer Wesenheit João de Deus auf - Belege dafür wirft das Forum gerne auf Suchanfrage aus. Nur solche auf Alarm programmierte Leute und noch zwei drei andere Gleichgesinnte als "Experten" zu Wort kommen zu lassen, das halte ich für verfehlten Journalismus. Verfehlt weil einseitig. Kritiker-kritische und überzeugende Stimmen wie die von Dr. Rüdiger Paschotta fehlen in dem Beitrag völlig.

Dagegen lässt Frau Pfeil die Sprecherin des zuständigen EU-Kommissars für Energie Günther Oettinger gleich zweimal dumm (inkompetent) dastehen. Zufall? Nein, aus meiner Sicht nicht. Auch bei Mobilfunkgegnern lässt sich ähnliches beobachten. Um die Deutungshoheit in Sachfragen solchen Pseudoexperten wie Maes und Mutter glaubhaft zuschanzen zu können, empfiehlt es sich, die Autorität von Behörden und deren Fachkenntnis zu untergraben. Ungerechtfertigte Angriffe auf das Bundesamt für Strahlenschutz sind für diese Methode ein plakatives Beispiel.

Frau Pfeil echauffiert sich weiterhin darüber, dass die EU-Kommission an nur fünf Energiesparlampen Untersuchungen zur Schädlichkeit hat vornehmen lassen, bringt es zugleich aber fertig, ihre eigene Analyse der Lampenverteilung in deutschen Haushalten (Energiesparlampen, Glühlampen, Halogenlampen ...) auf eine Stichprobe von nicht mehr und nicht weniger als drei Haushalten zu stützen. Na dann Gutnacht! Vielleicht war dies mit ein Grund, warum das ZDF den Beitrag im Nachtprogramm ausgestrahlt hat.

Auffällig auch: An keiner Stelle des Beitrag setzen die befragten "Experten" die Gefahr einer Quecksilbervergiftung in Relation zum Risiko. Bekanntlich gilt Risiko = Gefahr x Exposition, eine Gefahr ohne relevante Exposition ist risikolos. Um solche Zusammenhänge drücken sich alle Experten in dem Beitrag herum, jegliche Risikobetrachtung fehlt völlig, es ist allein von der Gefahr die Rede. Seriös ist das nicht, sondern ein gern genutztes Instrument zur Panikmache.

Der Beitrag "Giftiges Licht" steht in einer Reihe mit dem Film "Bulb Fiction", beide Werke sind Schwestern im Geiste. Und Brüder in der innigen Verbundenheit: Drei der sogenannten Experten aus "Giftiges Licht" treten in gleicher Besetzung auch in "Bulb Fiction" auf. Das riecht nach Klüngel und Remake, zumal der "Fall des quecksilbervergifteten Kindes" in beiden Beiträgen identisch ist.

Hat jemand eine Idee, was das Motiv für solche Beiträge sein könnte, wer und was wirklich dahinter steckt? Denn ich mag nicht mehr daran glauben, dass sich hier edle Hüter der Volksgesundheit unentgeltlich ums Gemeinwohl verdient machen wollen. Die Sache stinkt mMn zum Himmel, hier wird unverblümt Meinung gemacht, um mit Hilfe "nützlicher Idioten" ein verdecktes Ziel zu erreichen.

Ein Nutznießer der Energiesparlampenhysterie ist mit Sicherheit die Tabakindustrie (Ablenkung vom Risiko Rauchen). Anhaltspunkte dafür, dass Big-T die Finger im Spiel hat, habe ich jedoch nicht finden können.

Auch die LED-Lampenindustrie dürfte sich vermutlich die Hände reiben, wenn der Konkurrent systematisch öffentlich an den Pranger gestellt wird. Falsch wäre diese Vermutung, wenn Energiesparlampenhersteller zugleich auch LED-Lampen herstellen.

Leider hat sich Alexandra Pfeil um solche Fragen in keiner Weise gekümmert, wahrscheinlich deshalb nicht, weil es nicht im Auftrag des ZDF stand. Schade, mMn wäre dies echter Journalismus gewesen und nicht Meinungsmache.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Energiesparlampen, Medien, Mutter, ZDF, Einflussnahme, Irreführung, Panikmache, Schwermetallbelastung


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