Zusatzfragen zum Autobahn-Experiment (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 15.01.2009, 16:01 (vor 5792 Tagen) @ charles

- Wieviele Probanden waren das? Fünf

- Wie hoch war die Trefferquote bei jedem einzelnen Probanden? 95-100 %

- Wie wurden Treffer registriert (Sichtkontrolle oder Breitband-/Selektivmessung)? Sichtkontrolle. Die sender waren neben die Autobahn gut sichtbar. Es gab Fälle wo eine Sender gemeldet wurde, aber vom Fahrer nicht direkt sichtbar, aber doch beim entlang fahren zwischen Gebäude.

- Wurde ein Personendosimeter verwendet? Nein.

- Was genau unterscheidet Treffer von Niete?

Diese heikle Frage haben Sie leider nicht beantwortet, genau an diesem Punkt hat Ihre "Studie" nämlich einen Knacks.

- Wieviele Sender gab es auf der Teststrecke? Mindestens 30.

Aber Ihr Gemecker tut nichts an die Tatsachen ab.

Ich meckere nicht, ich mache nur simple Plausibilitätstests.

Also, ich habe soeben mal (anhand der Route der BAB A9) nachgeprüft, in welchen Abständen entlang einer Flachland-Autobahn Sendemasten stehen. Ergebnis: Etwa alle 5 km ein Mast. Wenn Sie nun wie Sie sagen mit mindestens 100 km/h eine solche Autobahn entlangrauschen, dann kommen Sie spätestens alle 3 Minuten an einem Masten vorbei. Soll heißen: Auch wer nu bis 180 zählt und dann sagt "Jetzt!" hat relativ gute Chancen, dass Sie im Moment des "Jetzt!", irgendwo einen Sendemasten sehen, zwar mal näher dran, mal weiter weg, aber eben doch sichtbar da. Nun ist es aber so, und als Messtechniker brauche ich Ihnen dies nicht zu erzählen, dass allein der Sichtkontakt (Abstand) zu einer Feldquelle ein sehr unsicheres Maß für die tatsächlich beim Probanden ankommende Feldbelastung ist. Und genau darauf aber kommt es doch an: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Feldbelastung und Befinden der Testperson. Verstehen Sie? Der unberechenbare Confounder bei Ihrem Test ist nicht der ES, sondern Sie sind es, weil Sie bei "Jetzt!" nur nach dem nächsten Masten Ausschau halten und schon ein OK-Häkchen machen, wenn Sie einen nur sehen, egal wie weit weg der ist und ob er erst nach der nächsten Kurve hinter einem Hügel zum Vorschein kommt.

Mit Verlaub, charles, Ihre Testmethode ist mir viel zu ungenau. Könnten Sie den Test mit einem 100-%-Probanden nicht mit einem Personendosimeter wiederholen? Diese Dinger haben eine Taste zum Setzen von Markierungen im Datensatz. Damit wäre ein sehr zuverlässige Zuordnung möglich zwischen tatsächlicher Feldeinwirkung und der Reaktion des Probanden. Außerdem wäre es besser Landstraßen zu befahren, da dort nicht mit regelmäßigen Abständen zwischen Sendemasten zu rechnen ist, sondern lange und kurze Lücken auftreten.

Was ich auch noch nicht kapiere: Sie schreiben, die Trefferquote der ES bei Ihrer Testfahrt wäre konstant geblieben. Anhand der obigen Zahlen lässt sich Abschätzen, dass die Fahrt etwa 1,5 Stunden gedauert hat. Ihre Probanden waren auch nach 30 Senderkontakten noch genauso sensibel wie zu Beginn der Fahrt. ES aber klagen nicht selten darüber, dass Sie auf dem Fahrtweg zur Lokalität eines Tests oder aber bei den Tests selbst durch die dabei auf sie einwirkenden Funkfelder so "aufgeladen" werden, dass sie beim Test nicht mehr empfindlich reagieren können. Ihre fünf Probanden zeigen aber anscheinend nicht die Spur von "Sättigung" - haben Sie dafür eine plausible Erklärung?

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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