Halbwahrheiten und Nebelkerzen (Elektrosensibilität)

Raylauncher @, Samstag, 20.09.2008, 23:33 (vor 5834 Tagen) @ Siegfried Zwerenz
bearbeitet von Raylauncher, Sonntag, 21.09.2008, 00:35

Sehr geehrter Herr Raylauncher,

ich möchte Ihnen gerne das Experiment noch einmal etwas genauer beschreiben, da sie vielleicht beim ersten schnellen Lesen den entscheidenden Unterschied zu den Sichtweisen die Sie angeben, die dem Stand der Technik entsprechen, übersehen haben.

Wir sind uns einig, dass die Absorption der Hochfrequenzstrahlung im Gewebe unabhängig von Demodulationsvorgängen ist.

Das stimmt im allgemeinen, ist aber vom Frequenzbereich eingeschränkt.

Betrachtet man Strahlung unterhalb 200MHz, so gerät man in einen Zwischenbereich zwischen rein niederfrequenten Modellen und der, ich will es mal so sagen, „echten Hochfrequenz“. In diesem Bereich treten durch die, wenn auch geringe Leitfähigkeit des Körpers, viele Vorgänge auf, die auf echten Ladungstransport im Körper zurückzuführen sind.

In der Literatur wird die Grenze zur Niederfrequenz üblicherweise bei 100 kHz (teilweise 1 MHz) gezogen.


Oberhalb dieser Frequenz sind wir dann schließlich bei der kinetischen Erregung von Dipolen, die durch Hydratationscluster um Ionen in den Körperflüssigkeiten entstehen oder aber auch durch hinreichend große Moleküle mit entsprechenden Dipolmomenten.

Auch ist unterhalb 200 MHz die direkte kinetische Energieübertragung in die polarisierten Hydratationscluster der Körperflüssigkeiten nur noch eingeschränkt möglich. Die Wahrscheinlichkeit, dass so große Cluster längere Zeit stabil vorliegen, nimmt mit zunehmender Größe der Cluster und somit abnehmender Frequenz ab.

Konkret:
Im Körper ist Ladungstransport in Form von (kapazitiven) Verschiebeströmen und als Ionenleitung möglich. Die Ionenleitung in wässrigen Lösungen kommt jedoch bereits oberhalb von ca. 20 MHz fast vollständig zum Erliegen.

Da ich an dieser Stelle Mobilfunk untersucht habe, grenzen wir mein Experiment auf Frequenzen oberhalb von 200MHz ein. Dann haben wir mit dem Gewebe zu höheren Frequenzen hin einen sehr breiten Breitbanddetektor.

Was Sie in diesem Zusammenhang unter einem „Breitbanddetektor“ verstehen, ist nicht klar und wäre zu präzisieren.

Mein Experiment beschreibt nun den Vorgang, dass alleine durch das vorhandensein eines Raumes sich unterschiedliche Frequenzen auf unterschiedliche Raumpunkte verteilen. In einem beliebigen Raumpunkt A bei der die Frequenz F1 ein Maximum ausbildet, hat Frequenz F2 mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Maximum. Das entsteht jedoch nicht durch Demodulation, sondern einfach nur durch Interferenz. Alle Frequenzen bleiben genau die gleichen, sie verteilen sich jedoch alle auf unterschiedlichen Raumpunkte in einem Raum.

Setzt man nun in einem Raumpunkt eine menschliche Zelle hin, so bekommt Sie zum Beispiel Frequenz 1 maximal mit, Frequenz 2 nur zur Hälfte und Frequenz 3 wegen Auslöschung überhaupt nicht mehr.

Für diese Tatsache braucht man nicht einen Präzisionsdemodulator, der durch Mischung und Filterung die unterschiedlichen Frequenzen trennt, sondern Sie trennen sich in Räumen von ganz alleine, einfach nur durch die physikalischen Vorgänge der Interferenz.

Das ist die neue Erkenntnis, die ich an dieser Stelle vorstellen wollte.

Diese Erkenntnis ist keinesfalls neu. Wer im Physikunterricht aufgepasst hat, kennt dieses Phänomen unter der Bezeichnung Kammfiltereffekt.
Eine ähnliche Wirkung hat Fading, welches aufgrund von Mehrwegeausbreitung eines Funksignals ebenfalls zu frequenzselektiven räumlichen und zeitlichen Signalschwankungen führt.

Damit haben sich Ihre Punkte 2 und 3 geklärt.

Zusammenfassend kann man nun sagen:

Es gibt oberhalb Frequenzen von 200MHz keine elektrische Demodulation z.B. durch elektrische Nichtlinearitäten im Körper. Insbesondere elektrische Präzisionsdemodulatoren, die eine Mischung gefolgt von einer Filterung durchführen, sind im Gewebe beliebig unwahrscheinlich.

Diese Grenze liegt deutlich tiefer! Erklär- und nachweisbar sind Demodulationseffekte in biologischem Gewebe im Frequenzbereich unterhalb von 10 MHz; allerdings erst bei Feldstärken oberhalb der Personenschutzgrenzwerte.

Ein realer Raum erzeugt jedoch durch Interferenzen, der in ihn eingedrungenen hochfrequenten Strahlung, eine Präzisionszerlegung von jeder einzelnen Frequenz zu jeder anderen Frequenz.

Eine durch Kammfiltereffekte bzw. Überlagerung hervorgerufene Frequenzselektion in realer Umgebung ist nicht annähernd so konstant und ausgeprägt, wie unter konstruierten Idealbedingungen. Von Präzision und einer Zerlegung in einzelne „Frequenzen“ zu sprechen, ist definitiv nicht angebracht.

Fällt die nun schon in der Frequenzebene zerlegte Energie auf Gewebe (Zellen), so wird sie durch die in der Zelle vorhandene Dipolmomente als kinetische Energie aufgenommen (absorbiert).

Eine Absorption als thermische Wirkung elektromagnetischer Felder findet auch ohne vorherige Frequenzselektion statt

Ihr Punkt 4 klärt sich somit von selbst. Wird nun durch Frequency Hopping Pulsungen von Signalen auf mehrere verschiedene Trägerfrequenzen verteilt, so werden auch die resultierenden Pulswiederholraten für einen Raumpunkt entsprechend der Frequenzzerlegung durch den Raum verändert.

Da in diesem Fall an einem Raumpunkt nur noch ein Teil der Pulse ankommt, wird die durchschnittliche Pulsrate für diesen Raumpunkt niedriger als die ursprüngliche Pulsrate ohne Frequency Hopping wäre.


Herr Zwerenz, Sie schreiben mit vielen Worten um den heißen Brei, würzen Altbekanntes mit Halbwahrheiten und zünden „Nebelkerzen“. Letztlich bleiben Sie jedoch eine schlüssige Erklärung schuldig, welche Konsequenzen sich daraus in Bezug auf die Gesundheit ergeben sollen.

Raylauncher

Tags:
Nebelkerze, Zwerenz, Pulsung, Halbwarheiten


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