Einspruch von Prof. R. Wiltschko: Gut orientiert im Störfeld (Forschung)

Dr. Ratto, Montag, 12.05.2014, 16:07 (vor 3704 Tagen) @ H. Lamarr

Die Frankfurter Zoologin Roswitha Wiltschko, die mit ihrem Mann selbst seit einem halben Jahrhundert an Zugvögeln forscht, hat sich die Oldenburger Studie angesehen und ist in ihrem Kommentar vorsichtig skeptisch.

Das sich die Arbeitsgruppen Wiltschko und Mouritsen höflich bekriegen ist normal, es sind zwei konkurrierende Gruppen auf einem Gebiet und beide weltweit führend. Sie werden sich zusammenraufen und eine gemeinsame Lösung finden. Gemeinsam publiziert haben sie bereits.

Es gab schon früher Kontroversen zwischen den beiden - Witschko meinte der Kompass wäre bei Vögeln nur im rechten Auge (1,2,3), Mouritsen sagte in beiden (1,2,3). Heute weiss man, es ist beides möglich, hängt von der Vogelart, Alter und der Situation ab. Zur Lösung des Problems hat Wiltschko selber beigetragen, indem er gezeigt hat, dass sich diese "Lateralization" bei Rotkehlchen erst mit zunenhmendem Alter entwickelt und bei Jungvögeln nicht vorhanden ist.

Wiltschko ist an dem Thema seit 1965 dran und konnte vor allem mit Hilfe von Mitarbeitern aus Chemie und Physik die Rolle der Cryptochrome und den biophysikalischen Wirkmechanismus klären, dafür hat Mouritsen mit modernen Methoden vor allen zur Klärung der neurobiologischen Mechanismen beigetragen.

Es ist bereits seit einiger Zeit bekannt, dass die Orientierung von Vögeln nach dem Magnetfeld durch bestimmte Resonanzfrequenzen im MHz-Bereich gestört werden kann. Diese Eigenschaft hat auch zur Aufklärung des Wirkmechanismus beigetragen.

Vögel können sich nach einer Eingewöhnungszeit von mehreren Stunden auch in einem statischen Magnetfeld orientieren, das nur etwa 10% der magnetischen Flussdichte des Erdmagnetfeldes beträgt, das System ist also extrem empfindlich und anpassungsfähig. Das breitbandige Störfelder von wenigen Nanotesla eine Wirkung haben, ist völlig neu. Den Wirkmechanismus wird man noch finden müssen. Mir ist kein Fehler in der Versuchsanordnung und dem biologischen Teil der Arbeit aufgefallen, man muss die Ergebnisse so im Raum stehen lassen und abwarten, ob sie unabhängig bestätigt oder widerlegt und am Ende erklärt werden.

Die störenden Hintergrundfelder müssten von den Geräten auf dem Campus der beiden Universtäten abhängen und haben sich im Laufe der Zeit sicher verändert. Mouritsen hat Probleme mit der Reproduzierbarkeit seiner Experimente etwa ab 2004 beobachtet, die Wiltschkos haben an dem Thema seit 1965 gearbeitet und ein Großteil ihrer Experimente ist wahrscheinlich älter als 2004. Historisch wir man es nicht mehr nachvollziehen können, die Störungen könnten aber mit der zunehmenden Modernisierung und Technisierung der biologischen Forschung einhergehen.

Tags:
Magnetfeld, Vögel, Resonanzfrequenzen, Kontroverse, Störfelder


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