Falsche Schlüsse (73): Titelmühle Berkley (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 24.07.2014, 02:25 (vor 3798 Tagen) @ H. Lamarr

Auszug aus dem Artikel Der Scheindoktor:

Manchmal macht ein einziger Buchstabe den ganzen Unterschied. Als Dr. Jürgen Müller am Zürcher Unispital seinen Job als Direktor antritt, schreibt das Spital, Müller habe einen Abschluss an der «UC Berkeley» gemacht. «UC» steht für «University of California». Die Eliteschmiede gehört weltweit zu den besten Hochschulen, 22 Nobelpreisträger haben auf ihrem Campus geforscht.

Das US-Doktor-Diplom Müllers liegt dem TA vor [Zeitung "Tagesanzeiger", Anm. spatenpauli]. Im Dokument fehlt an entscheidender Stelle ein e: Der Abschluss aus dem Jahr 2004 wurde nicht von der UC Berkeley ausgestellt, sondern von einer «University of Berkley», gegründet in Berkley, Michigan. Das ist ein Vorort von Detroit, 3340 Kilometer vom Campus der UC Berkeley entfernt.

[...]

Die «University of Berkley» entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Scheingebilde, das vom klingenden Namen der UC Berkeley profitieren will. Dahinter steckt ein Amerikaner namens Dennis Globosky, der wegen dieses Schwindels bereits ein Verfahren im Bundesstaat Pennsylvania am Hals hatte, von wo aus er sein Geschäft betrieb. 2005 warf ihm der Generalstaatsanwalt von Pennsylvania vor, bis zu 12 500 falsche Diplome und Titel verkauft zu haben und damit 34 Millionen Dollar Umsatz gemacht zu haben.

Die echte UC Berkeley versuchte mehrmals, sich gegen die Aktivitäten der falschen Uni zu wehren, allerdings erfolglos, wie die «Los Angeles Times» schrieb.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Täuschung, Titelmania, Berkeley, Doktorwürde


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