Falsche Schlüsse (5): Silikonfuge (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 07.01.2010, 13:50 (vor 5456 Tagen) @ H. Lamarr

Weil ich nicht gerade zwei linke Hände habe hat mich meine Frau gebeten, bei Bekannten im Badezimmer die Silikonfugen an der Dusch- und Badewanne zu erneuern. Über die Weihnachtsfeiertage habe ich dies dann auch gemacht. Und weil es draußen mörderisch kalt war, brachte ich sämtliches Material am Vorabend der Aktion sicherheitshalber in die Wohnung, damit nichts einfriert.

Das Verfugen der Duschwanne lief noch gut, bei der Badewanne aber wollte das Abdeckband zum Begrenzen der Silikonfuge immer schlechter kleben bis es schließlich überhaupt nicht mehr an den Fliesen haften wollte.

Was war da los? Am Band konnte es nicht liegen, denn es klebte überall dort hervorragend, wo es nicht kleben sollte, z.B. an meinen Fingern. Dann muss es also an den Fliesen liegen, die sich auch irgendwie glitschrig-kalt anfühlten. Sollte da trotz gründlicher Vorarbeit ein Ölfilm drauf sein? Oder Reste des alten Silikons? Oder war womöglich der zuvor eingesetzte chemische Silikonentferner dran schuld. Ich probierte alle durch, rubbelte und schrubbte - das Ergebnis war jedoch mehr als mau. Wenn überhaupt haftete das Abdeckband nach einer meiner Arbeiten nur schwach. Nach etwa 1 Stunde war ich der Verzweiflung nahe und dachte ans aufhören. Frei nach dem Motto "dem Ingenieur ist nichts zu schwör" machte ich dann aber noch ein letztes Experiment: Ich dachte in Ruhe über das Phänomen nach.

Wieso nur fühlen sich die Fliesen so glitschrig-kalt an? So als ob sie nass wären. Waren sie aber nicht, wie das Auflegen eines Blattes Klopapier schnell bestätigte. Wenn schon nicht nass, dann vielleicht von einem hauchdünnen Feuchtigkeitsfilm überzogen? Moment mal! Es war saukalt draußen, das Badezimmer nicht gut beheizt, das Fenster geschlossen und ebenso die Badezimmertür. Mensch Meier, das war's! Durch mein Werkeln war ich ins Schwitzen geraten und nach einiger Zeit bildete sich wegen der zunehmenden Luftfeuchtigkeit auf den kühlen Fliesen ein hauchdünner unsichtbarer feuchter Belag, weil dort der Taupunkt unterschritten war. Jeder kennt das von beschlagenen Autoscheiben. Klar, dass auf diesem feuchten Untergrund das Abdeckband streikte.

Nachdem ich kurz gelüftet hatte und die Fliesen mit einem Haarföhn trocknen konnte, klebte das Abdeckband wieder genauso gut wie zu Beginn der Sanierungsarbeiten. Fazit: Verfugt wird besser im Sommer.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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