TAB-Bericht "Risiko Mobilfunk" in Sichtweite (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 09.02.2023, 13:59 (vor 655 Tagen) @ H. Lamarr

Warum also hat das TAB ausgerechnet die FSM mit dem heiklen Gutachten über gesundheitliche Auswirkungen des Mobilfunks betraut? Um das aus erster Hand zu erfahren, telefonierte ich am 17. Juni 2021 mit dem zuständigen TAB-Projektleiter Dr. Christoph Revermann:

IZgMF: Ist absehbar, wann der TAB-Bericht die Prüfungsprozedur im Bundestag überstanden hat und veröffentlicht wird?
Revermann: Nein, das Parlament geht in die Sommerpause und der Bericht ist noch nicht abgenommen. Nach der Bundestagswahl wird sich der neue Bundestag damit beschäftigen müssen, das wird vermutlich bis Frühsommer 2022 dauern.

Der Frühsommer 2022 ist lange vorbei und von dem TAB-Bericht zum Risiko Mobilfunk ist weit und breit nichts zu sehen. Auch auf der Website des TAB konnte ich das Projekt nicht mehr auffinden. Da Revermann im Kurzinterview des IZgMF 2021 zudem davon sprach, dass für Nacharbeiten an dem Bericht keine Finanzmittel budgetiert worden sind, beschlich mich der Verdacht, der Bericht sei im Getriebe des Deutschen Bundestags irgendwo stecken geblieben.

Doch dem ist nicht so. Im Gegenteil: Wie ein Telefonat mit Projektleiter Revermann heute ergab, ist der Bericht von allen Fraktionen des Bundestags gebilligt worden, Änderungswünsche wurden eingearbeitet und voraussichtlich noch diese Woche wird der Bericht als Bundestagsdrucksache auf der Website des Bundestages veröffentlicht. Im Laufe dieses Monats wird ihn auch das TAB auf seine Website nehmen.

Auf meine Frage, ob "Änderungswünsche" einer Fraktion substanzielle Folgen für den Grundtenor des Berichts haben können, antwortete Revermann sinngemäß: Nein, die wissenschaftliche Deutungshoheit läge beim TAB, und auf dieser Ebene ließe es sich nicht hereinreden. Änderungen beträfen z.B. die Beseitigung von Unstimmigkeiten im Text oder Formulierungen. Auch auf dieser Ebene könne jedoch keiner seine Interessen ungehindert einbringen, denn andere Fraktionen können gegen Änderungswünsche Einspruch erheben. Revermann: "Das funktioniert, die schauen da schon sehr genau hin, aber das dauert dann eben auch seine Zeit".

5G wird in dem Bericht am Rande mitbehandelt. Nur am Rande deshalb, weil zum Zeitpunkt der Beauftragung des TAB 5G erst am Horizont sichtbar war und die Forschung speziell zu 5G noch keine Ergebnisse vorlegen konnte. Die Linke. im Bundestag macht geltend, es sei ihr Verdienst, dass das TAB sich nach 2002 nun wieder um das Risiko Mobilfunk gekümmert habe. Revermann wendet dazu ein, das TAB werde nicht von einer einzelnen Fraktion beauftragt, sondern immer gemeinsam von allen Fraktionen. Ob es Die Linke. war, die den Zündfunken zu dem neuen Bericht hatte und alle anderen Fraktionen mit ins Boot holte, das wisse er nicht.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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