Keine Angst vor WLAN-Router - Drießen erklärt Studienlage (Allgemein)
Auszug: Angst vor Wlan-Router, Tablet und Smartphone?
Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC), die zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehört, stuft hochfrequente elektromagnetische Felder seit 2011 als „möglicherweise krebserregend" ein. Solche Felder entstehen unter anderem bei der Drahtloskommunikation über Smartphone und WLAN-Router – Geräte, die vielfach auch im Klinikalltag genutzt werden. Wir sprachen mit Dr. rer. nat. Sarah Drießen vom Forschungszentrum für Elektro-Magnetische Umweltverträglichkeit der RWTH Aachen University über die aktuelle Forschungslage
pflegen-online: Frau Dr. Drießen, wie wirken hochfrequente elektromagnetische Felder auf den Menschen?
Dr. rer. nat. Sarah Drießen: Erwiesen ist eine thermische Wirkung, das heißt, eine Erwärmung. Man sagt, dass der Körper eine gewisse Temperaturschwankung vertragen und ausgleichen kann und deshalb kleine Unterschiede tolerierbar sind. Alle Grenzwerte beruhen auf dieser thermischen Wirkung. Sie verhindern, dass wir beim Telefonieren übermäßig erwärmen oder eine nennenswerte Temperaturschwankung stattfindet, wenn man neben einer Mobilfunkantenne wohnt.
Gibt es Hinweise auf weitere Auswirkungen?
Tatsächlich werden auch andere, athermische Wirkungen diskutiert. Es gibt Studien, die etwa auf einen Zusammenhang mit Krebserkrankungen hindeuten. Oft sind solche Zusammenhänge statistisch nur wenig signifikant – aber dennoch sind sie da und stehen im Raum. Das Gleiche gilt zum Beispiel für Wirkungen auf den Schlaf, das EEG oder die Kognition.
Wie belastbar ist die Studienlage hierzu?
Konsistent sind solche athermischen Wirkungen bisher nicht nachgewiesen. Die IARC hat hochfrequente Strahlung als „möglicherweise krebserregend“ eingruppiert. Hauptsächlich aus epidemiologischen Studien, aber auch aus ein paar Tierstudien geht hervor, dass es hier einen Zusammenhang geben könnte. Aber: Wir haben ebenso viele gute Studien, die genau diesen Zusammenhang nicht zeigen. Aus diesem Grund kann man das bislang nicht klar bewerten und sagt: möglicherweise krebserregend. Wir bräuchten hier weitere Forschung – und wenn dieser Zusammenhang tatsächlich klar gegeben wäre, müsste man auch nach einem entsprechenden Wirkmechanismus suchen.
Das heißt, athermische Wirkungen sind derzeit weder belegt noch entkräftet?
Wir haben zwei Lager, zum einen die Wissenschaftler, die daran festhalten, dass es allein die thermische Wirkung gibt, und die in der so genannten nicht-ionisierenden Strahlung unterhalb der Grenzwerte gar kein Problem sehen. Und zum anderen die Kritiker, die eben doch auf weitere Wirkungen verweisen. Das Problem ist, dass beide Seiten häufig gezielt die Studien heranziehen, die dem jeweiligen Standpunkt dienen. Mehr ...
Hintergrund: IARC-Klassifikation: Handy - Group 2B, Sendemasten - Group 3