Millionenspiel (II): Wie Jakob sich um Kopf und Kragen schreibt (Allgemein)
Für Verschwörungsphantasien anfällige Mobilfunkgegner könnten nun vermuten, Martin Röösli hätte eben doch das gesagt, was Jakob ihm unterstellt. Und als dies ruchbar wurde, habe das Imperium sofort reagiert und Rööslis Aussage schnellstens überall zurechtgebogen. Wäre es so, hätte auch Jakob von Faktor 100'000 sprechen müssen. Tut er aber nicht, sondern er redet von 1'000'000.
So, hier ist sie nun, die angekündigte Fortsetzung des fantastischen Millionenspiels.
Gigaherz-Präsident Jakob legte am 29. Februar, zwei Tage nach der "Einstein"-Sendung, noch einmal nach und brachte seinen Beitrag 5G: Rööslis Million trotz Umbuchung gestohlen. Die falschen Behauptungen, die er diesmal verbreitet, habe ich nachfolgend als Zitate formatiert. Von Einsicht fehlt jede Spur. Ready to rumble? Gut, dann los!
Mit flotten Sprüchen, wie das Handy am Ohr strahlt bis eine Million mal stärker als die Antenne auf dem Nachbardach, wurde in fast allen Tageszeitungen und in deutschsprachigen ausländischen TV-Sendern die Werbetrommel für 5G gerührt.
Das ist Quatsch, der flotte Spruch "das Handy am Ohr strahle bis eine Million mal stärker als die Antenne auf dem Nachbardach" stand nirgends, allein in Schweizer Programmzeitschriften war online vorübergehend zu lesen "das Handy am Ohr bestrahlt den Körper lokal bis zu 100’000 mal mehr als dies durch Antennen geschieht". Kein einziger deutschsprachiger TV-Sender brachte diesen Spruch. Im Bayerische Rundfunk sagte Prof. Röösli am 30. Januar nicht den flotten Spruch, sondern etwas ganz anderes (siehe Startposting).
Bis 36 Stunden vor der Sendung hat es im schriftlichen Ankündigungstext auf der Webseite von SRF-DRS geheissen: Zitat: Ob 5G oder nicht – das Handy am Ohr bestrahlt den Körper lokal bis zu 100’000 mal mehr als dies durch Antennen geschieht. Ende Zitat
Falsch, auf Anfrage teilte die "Einstein"-Redaktion mit, der Text, wie in Jakobs Zitat zu lesen, wurde nicht erst 36 Stunden vor der Sendung vom 27. Februar (Donnerstag) geändert, sondern bereits drei Tage zuvor am 24. Februar (Montag). Dies stimmt mit meinem Posting vom 25. Februar widerspruchsfrei überein. Am 26. Februar wurde der Text von der Redaktion nochmals an anderer Stelle überarbeitet und gekürzt.
Nach Androhung einer Konzessionsbeschwerde durch den Verein Gigaherz.ch, wurde dieser Text ohne jede Erklärung, 36 Stunden vor der Sendung auf der Webseite von SRF-DRS1 wie folgt geändert:
Zitat: Doch für den Experten ist klar – ob 5G oder nicht – das Handy am Ohr bestrahlt bei schlechter Verbindungsqualität den Körper lokal bis zu 1’000’000 Mal mehr als bei optimaler Verbindungsqualität. Ende Zitat
Falsch, der Text wurde von der "Einstein"-Redaktion nicht wegen Jakobs angeblicher Konzessionsbeschwerde geändert, sondern am 24. Februar wegen eines per E-Mail eingereichten Änderungsvorschlags von Prof. Martin Röösli. Die Redaktion hat Rööslis Vorschlag unverändert so übernommen, wie oben von Jakob zitiert. Wie der verantwortliche Redakteur am 1. März mitteilt, hat er während seiner Recherche für die Sendung keinerlei Kontakt zu Herrn Jakob gehabt, auch von einer angedrohten Konzessionsbeschwerde des Gigaherz-Präsidenten habe er keine Kenntnis. Die Textänderung in der Programmankündigung sei ausschließlich auf die Mail von Martin Röösli zurückzuführen, welche ihn am 24. Februar um 8.47 Uhr erreichte.
Eh Voilà, da war sie wieder, Prof. Rööslis Million, in alter Frische, jedoch auf auf einem völlig anderen Konto, mit einer völlig andern Bedeutung. Offenbar damit sie ihm nicht noch einmal jemand klauen konnte.
Falsch, wie Prof. Röösli auf Nachfrage des IZgMF sagt, habe er zu keiner Zeit öffentlich das behauptet, was Jakob ihm unterstellt. Jeder, der googeln kann ist eingeladen, das Gegenteil zu beweisen. Jakob kann es drehen und wenden wie er will: Der Basler Wissenschaftler hat stets von der Sendeleistungsregelung eines Mobiltelefons gesprochen, die im Extremfall bewirkt, dass der Kopf eines Handy-Nutzers bei sehr gutem Empfang um bis zu 1 Million Mal schwächer befeldet wird als bei sehr schlechtem Empfang. Der einzige, der diese Aussage beharrlich nicht begreifen will, ist der Gigaherz-Präsident. Röösli präzisiert in seiner Antwort: "Alle meine Aussagen beziehen sich auf SAR-Werte. Darum sage ich im Beitrag von Einstein auch keinen Strahlenwert, sondern nur, dass der Messwert hoch ist." Ergo sind Jakobs Versuche, den Faktor 1 Million allein mit Messung der von außen auf einen Körper einwirkenden Feldstärke nachstellen zu wollen, zum Scheitern verurteilt. Für eine korrekte Nachstellung hätte er mit einem SAR-Messplatz die elektrische Feldstärke in (simuliertem) Körpergewebe messen und aus den Messwerten einen mittleren SAR-Wert berechnen müssen. Dies aber übersteigt die Möglichkeiten des Gigaherz-Präsidenten bei weitem. Mehr zur SAR bei Wikipedia.
Das modernste Exposimeter, direkt an das sendende Handy gehalten, zeigt in Minute 19:57 für die laufende Kamera auf ein Tablet übertragen, gerade mal ein E-Feld von 7.02V/m (Volt pro Meter) und lässt sich partout nicht mehr weiter hinauf bewegen. Bezeichnendenerweise wurde hier die laufende Wertansage Rööslis aus dem Ton herausgeschnitten.
Der rote Balken in der Anzeige ist der sogenannte UPLINK, also das, was aus dem Handy herauskommt und sich Richtung Sendemast bewegt.
[...]
Aber Hallo Herr Professor, 7V/m sind sicher nicht eine Million mal stärker als die Anzeige bei kurzer Distanz und Sichtverbindung zum Antennenmast. Denn eine Million weniger wären ja dann nur 0.000 007V/m. Wir von Gigaherz haben festgestellt, dass selbst bei sehr kurzer Distanz und Sichtverbindung zum Antennenmast, direkt am Handy immer und in jedem Fall mindestens 2V/m anstehen. Und zwischen 2 und 7V/m befindet sich nicht eine Million V/m sondern bloss 5!
Herr Jakob muss beim Verfassen obiger Textpassage einen extrem schlechten Tag gehabt haben, denn in der letzten Zeile verwandelt der Dyskalkuliker plötzlich den Faktor 1 Million in die gigantische Feldstärke 1 Million V/m! In der Mathematik sind Faktoren einheitenlose Multiplikatoren, sonst nichts.
Der Gigaherz-Präsident strauchelt in der besagten Textpassage noch zwei weitere Mal. Einmal hapert es am Verständnis, worauf ich weiter unten zu sprechen komme, und einmal manövriert er sich selbst in eine mathematische Zwickmühle, weil er offensichtlich nicht mehr weiß, was er sich im ersten Teil seines Millionenspiels zusammenreimte, um auf verkorkste Weise auf den Faktor 1 Million zu kommen. Bei seinem kühnen 2G(-GSM)-Rechenspielchen gleich zu Beginn von Teil 1 war noch die (unzulässige) Umrechnung von elektrischer Feldstärke (V/m) in Leistungsflussdichte (W/m²) erforderlich, um die Million zu erreichen. Aber Hallo Herr Jakob, in Ihrer oben zitierten Textpassage haben Sie die Umrechnung diesmal vergessen! Macht nichts, die gesamte Textpassage ist, wie wir gleich sehen werden, ohnehin von A bis Z für die Tonne.
Bild: Screenshot der SRF-Sendung "Einstein" vom 27.02.2020
Kommen wir jetzt also zu dem Knackpunkt des obigen Zitats, der mit Jakobs Dyskalulie nichts mehr zu tun hat, sondern mit einer anderen Eigenart des Schwarzenburgers: Was seine Techno-Märchen stören könnte, das überhört der Gigaherz-Präsident geflissentlich. Hätte er besser zugehört, hätte er sich sein vermeintlich kompetentes Jonglieren mit Feldstärken ersatzlos ersparen können, denn ab Minute 19:50 der "Einstein"-Sendung sagt Prof. Röösli, was der von blau nach rot wechselnde Messwertbalken wirklich bedeutet, nämlich Messbereichsendwert erreicht oder überschritten. Päng, so einfach lässt sich Jakob widerlegen! Rööslis Messgerät ist ein Exposimeter vom Typ Expom, das eine Messdynamik von min. 0,005 V/m bis max. 5 V/m bewältigt, mutmaßlich mit Abstrichen an die Messgenauigkeit bis max. 7 V/m. Anders ausgedrückt: Selbst wenn 100 V/m auf das Gerät einwirken, zeigt es max. nur 7 V/m an und signalisiert dem Anwender die Messbereichsüberschreitung mit der Warnfarbe rot. Auch dies dürfte jeder mühelos nachvollziehen können, jeder, – bis auf einen. Röösli wollte im Treppenhaus seines Instituts lediglich an einem Praxisbeispiel zeigen, wie Mobiltelefone bei schlechter werdendem Empfang die Sendeleistung erhöhen. Nur Jakob kommt auf die Idee, aus diesem kleinen und eingeschränkt aussagefähigen Feldversuch, den im Messlabor ermittelten Faktor 1 Million ableiten zu wollen. Dass er dies überhaupt versucht, legt elementare Wissenslücken des Gigaherz-Präsidenten offen.
Der verbleibende Rest von Jakobs Beitrag ist belanglose Kaffeesatzleserei, ich erspare es mir und den Lesern dieser Zeilen, auch darauf noch einzugehen.
Fazit: Die sogenannte Fachstelle von Gigaherz in Gestalt des Vereinspräsidenten und Ex-Elektrikers Hans-U. Jakob ist mit der zutreffenden Interpretation der "Einstein"-Sendung vom 27. Februar 2020 ebenso überfordert wie mit der mentalen Bewältigung von Prof. Rööslis anschaulichem Vergleich, dem zufolge ein Mobiltelefon bei sehr gutem Empfang bis zu 1 Million Mal weniger Energie in den Kopf eines Nutzers einbringt als bei sehr schlechtem Empfang. Dass Jakob auch in Teil 2 seines Millionenspiels noch immer ignoriert, worauf Röösli den Faktor 1 Million tatsächlich bezieht, nämlich nicht auf die Antennen von Sendemasten, belegt Jakobs festen Willen zur Desinformation und sein Unvermögen, Irrtümer einzugestehen.
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[Admin: Text im Absatz "Das ist Quatsch ..." berichtigt am 4. März 2020, 14.05 Uhr]
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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- Millionenspiel: Gigaherz-Jakob kapiert Röösli nicht -
H. Lamarr,
23.02.2020, 17:35
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