Faktencheck (Finale): Was Röösli wirklich bestätigt hat (Elektrosensibilität)
Diese Zahlen wurden durch Martin Röösli, Strahlenexperte des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institutes, bestätigt.
Und weiter geht's. Es ist schon beachtlich, wie viel Desinformation Martin Zahnd in seinen wenigen Sätzen untergebracht hat. Kommen wir jetzt also zum Finale.
Wenn ein anerkannter Wissenschaftler Zahlen bestätigt, werden die Zahlen auch für Außenstehende wahr. Doch hat Röösli tatsächlich die von Zahnd vorgetragenen Zahlen, mit denen dieser einen Zuwachs bei "Elektrosensiblen" belegen möchte, bestätigt?
Da die Radiodiskussion auf Schwizerdütsch stattfindet, was für meine Ohren wie ein alter kalter Diesel klingt, habe ich im Zuge eines erfolgreichen Amtshilfeersuchens Forum-Teilnehmer "hans" gebeten, den Radiobeitrag nach der entsprechenden Passage zu durchflöhen und einzudeutschen. Er schreibt:
Also, ab Minute 6:55 geht es los. Zahnd wird gefragt, was ihn antreibt.
Zahnd: Unsere Organisation, und ein Haufen andere, treibt an, dass wir in der heutigen Zeit schon Probleme haben. Ich bin auch nicht der einzige der elektrosensibel ist. Es hat eine Umfrage gegeben vom BAFU 2004 sind das 5 Prozent gewesen von der Bevölkerung und 2011 ist die letzte mir bekannte, da sind es 8,6 Prozent gewesen von der Bevölkerung. Und wenn man jetzt natürlich, statt dass man den jetzigen Zustand würde verbessern, noch mit fast doppelt so vielen Antennen kommt und sagt, ja vielleicht ist es dann besser, hab ich da ganz grosse Fragezeichen.
Ab 7:40 kommt Röösli ins Spiel
Ansage und Frage: Ja, ihr habt es vorhin gehört Herr Röösli, Mobilfunkstrahlung kann man nicht sehen aber man kann sie spüren, offensichtlich.
[Hinweis "hans": Wenn wir Schweizer zu jemanden "ihr" sagen, dann ist das so ein Zwischending zwischen Du und Sie].
Röösli: Also es ist tatsächlich so, dass es viel Leute sagen, sie spüren die Strahlung. [7:53] Ziemlich genau so 5 bis 10 Prozent sagen, sie reagieren da drauf. Das kann zum Teil auch sehr einfach sein, es ist nicht so, dass das alles Elektrosensible sind, die sehr stark leiden, aber die in einer gewissen Art und Weise sagen, sie spüren die Strahlung und sie reagieren darauf.
Röösli bestätigt damit seine eigenen Zahlen, denn er war maßgebend an der Bafu/Buwal-Umfrage von 2004 und an der späteren Studie beteiligt. Über die von ihm gewählte Formulierung, die alles andere als ziemlich genau ist, kann man sich wundern, beim gesprochenen Wort sind jedoch andere Maßstäbe anzulegen als an geschrieben Text. Den Zuwachs bei den "Elektrosensiblen", den Zahnd so gerne glauben machen möchte, bestätigt Röösli hingegen nicht. Und er vermeidet auch klar die Tatsachenbehauptung, 5 bis 10 Prozent reagierten auf EMF, sondern er macht unmissverständlich deutlich, es handelt sich hier nur um eine Meinungsbekundung der Betroffenen. Die Leistung von Zahnd besteht darin, Röösli dessen Worte im Mund so herum zu drehen, dass dieser vermeintlich seine [Zahnds] Zuwachsbehauptung bestätigt.
Der Faktencheck an nur drei Sätzen des "Mediensprechers" Martin Zahnd hat gezeigt, dass jeder der drei Sätze desinformiert, statt zu informieren. Journalisten wissen mit solchen "Mediensprechern" umzugehen. Der sogenannte Schweizer Dachverband Elektrosmog sollte sich daher aus meiner Sicht nach einem qualifizierten Ersatz umsehen. Da das Personal der Anti-Mobilfunk-Szene dieses Vorhaben aller Voraussicht verunmöglicht, halte ich es für ratsam, die kontraproduktive weil rufschädigende Position des unqualifizierten "Mediensprechers" im Verband ersatzlos zu streichen .
Wie es um den Zuwachs bei "Elektrosensiblen" tatsächlich bestellt ist, dokumentiert die Mitgliederentwicklung des Vereins für Elektrosensible, München. Dieser Verein ist einer der letzten verbliebenen Vereine dieser Art in Deutschland und der mit Abstand älteste und größte.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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