Medienberichte erzeugen "Betroffene" (Forschung)

Lilith, Donnerstag, 09.05.2013, 07:39 (vor 4021 Tagen) @ H. Lamarr
bearbeitet von Lilith, Donnerstag, 09.05.2013, 08:06

Ein lange gehegter Verdacht ist jetzt wissenschaftlich bestätigt worden: Durch unqualifizierte Berichterstattung in den Medien über vermeintlich gefährliche Funkwellen werden gleichsam "Elektrosensible" künstlich erzeugt.

Siehe auch diese Mitteilung auf der HP der Gutenberg Universität Mainz:

Nocebo-Effekt: Medienberichte können Krankheitssymptome auslösen

Erwartung einer Schädigung kann zu Symptomen führen / Medien sollten verantwortungsvoll mit Warnungen vor Gesundheitsrisiken umgehen

"In den Untersuchungen, die Witthöft bei einem Aufenthalt am King's College London gemeinsam mit G. James Rubin durchgeführt hat, wurde den 147 Testpersonen zunächst ein Fernsehbericht gezeigt. Ein Teil der Versuchsteilnehmer bekam einen Dokumentarfilm des Senders BBC One zu sehen, in dem teilweise drastisch über die Gesundheitsgefahren von Mobilfunk- und WLAN-Signalen berichtet wurde. Der andere Teil schaute einen Bericht von BBC News über die Sicherheit von Internet- und Handy-Daten an. Anschließend wurden alle Probanden einem WLAN-Scheinsignal ausgesetzt, von dem sie aber annehmen konnten, dass es echt sei.

Obwohl überhaupt keine Strahlung vorhanden war, entwickelten einige Probanden die typischen Symptome: 54 Prozent der Testpersonen berichteten über Beunruhigung und Beklemmung, Beeinträchtigung ihrer Konzentration oder Kribbeln in den Fingern, Armen, Beinen und Füßen. Zwei Teilnehmer haben den Test vorzeitig beendet, weil ihre Symptome so stark waren, dass sie sich nicht länger der vermeintlichen WLAN-Strahlung aussetzen wollten. Es zeigte sich, dass die Symptome bei Personen mit erhöhter Ängstlichkeit, die vor der Scheinexposition den Dokumentarfilm über mögliche Gefahren von elektromagnetischer Strahlung gezeigt bekamen, am stärksten ausfielen. (...)

Die Suggestion von Gesundheitsgefahren wirkt aller Wahrscheinlichkeit nach nicht nur kurzfristig wie eine sich selbsterfüllende Prophezeiung, sie kann auch langfristig dazu führen, dass sich Menschen für empfänglich halten und in entsprechenden Situationen auf Elektrosmog mit Symptomen reagieren."

Und so entwickelt sich auf lokaler Ebene dann mitunter ein grassierendes Fieber: Erst wird ein Tetramast aufgestellt. Die Menschen darum herum werden aufmerksam. Örtliche Eiferer mit viel Zeit starten und befeuern ab nun eine "Debatte", unter Verwendung fleissig zusammengesuchter Halbwahrheiten. Jemand bekommt Nasenbluten. Aufsässige Kinder zerkratzen den Autolack. Es entstehen "immer mehr!" kahle Stellen in Bäumen und Gesträuch. Das Vieh auf der Weide spielt verrückt, ein zweiköpfiges Kalb ohne Augen wird geboren. Die Väter beginnen zu saufen und vernachlässigen die Feldarbeit. Die Frauen verweigern sich.

Früher hätte man irgendwann die Brunnenvergifterin identifiziert. An einem kalten Jännermorgen hätte man draußen auf dem Feld die Hex' verbrannt, und dann wäre endlich wieder eine Ruhe gewesen im Ort.

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"Wer die Dummbatzen gegen sich hat, verdient Vertrauen." (frei nach J.-P. Sartre)

Tags:
Nocebo, Medien, Symptome, Manipulation, Rubin, Gesundheitsgefahr, Suggestion, Boulevardpresse, Kribbeln, WLAN-Strahlung


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