Eine Umweltärztin sagt ... (Elektrosensibilität)
Gigaherz hat einen Rückfall in die Steinzeit der Mobilfunkgegnerei erlitten, so steinalt und verhärtet ist die Argumentation, die der Herr Präsident aus einem Zeitungsartikel zitiert. Hier ein Beispiel mit eingeschobenen Kommentaren:
Eine Umweltärztin sagt:
Das fängt ja schon gut an ...
Viele Menschen nehmen Elektrosensible nicht ernst.
Falsch. Es können nicht "viele" sein, weil Elektrosensible seltener als Steinpilze sind, auch wenn seit Jahren versucht wird, die Anzahl krampfhaft groß zu reden. Es gibt "viele" Belege, dass die Anzahl überzeugter Elektrosensibler weltweit über ein paar hundert oder tausend nicht hinauskommt und vor allem nicht proportional mit der "Verstrahlung der Umwelt" zugenommen hat. Einer dieser Belege ist dieser hier.
Sie halten sie für Hypochonder, die vor lauter Angst Symptome entwickeln oder für Fehlgeleitete, die den Grund für ihre Beschwerden am falschen Ort suchen.
Ich war einmal der Meinung, es könnte tatsächlich "echte" Elektrosensible geben. Meine Erfahrungen mit real existierenden Elektrosensiblen und die Sichtung des wissenschaftlichen Kenntnisstandes haben mich von dieser Einschätzung gründlich kuriert, heute sehe ich es genau so, wie die Umweltärztin dies beschreibt. Die Wandlung lässt sich hier im Forum nachverfolgen, sie verlief langsam in ganz kleinen Schritten über viele Jahre hinweg.
Zu erwähnen wäre eine Patientin mit starken Kreislaufreaktionen und einer Depression. Messungen zeigten, dass sie von 3 Mobilfunkantennen stark belastet war. Sie zog um und wurde rasch wieder gesund. Und blieb es auch.
Entschuldigung Frau Ärztin, aber das ist doch wohl jetzt nicht ihr ernst?! Sie müssten viel besser als ich über die Kraft des Nocebo-Effekts Bescheid wissen und vor allem über die Notwendigkeit einer Verblindung, um derart tendenziöse Aussagen wie die ihre vermeiden zu können. Also: Die Patientin schob ihre Beschwerden auf die drei Antennen. Und wenn sie diese Antennen jetzt nicht mehr sieht, dann geht es ihr besser, nicht wegen der geringeren Immission, sondern weil sie diese Antennen nicht mehr sieht. Stellen Sie Ihrer Patientin drei Antennenattrappen vors Fenster und alles beginnt von Neuem. Aus gutem Grund werden in seriösen wissenschaftlichen Studien solche Störgrößen (Confounder) von vornherein unter anderem durch Verblindung ausgeschaltet: Die Probanden wissen dann eben nicht, wann sie befeldet werden und wann nicht. Und prompt fällt deren Treffequote über mehrere Testläufe gemittelt auf die berühmten 50 % von Gevatter Zufall. Wer dieses kleine 1x1 der Experimentalstudien missachtet und dennoch solche Behauptungen in die Welt setzt wie Sie, der ist mMn eine Dilettantin, die besser ganz leise sein sollte, anstatt sich öffentlich über etwas zu äußern, was sie nicht ganz überblickt.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –