L. Hardell: Der veröffentlichte Forschungsskandal. (Forschung)

Lilith, Samstag, 17.11.2012, 17:10 (vor 4219 Tagen) @ Alexander Lerchl

Kommentar: Die Ereignisse liegen schon eine Weile zurück, aber so jemanden in die Kommission der IARC zu berufen, ist schon sehr, sehr seltsam. Gewisse Parallelen zu anderen Ereignissen drängen sich förmlich auf.

Klartext:

"Dem Biologen Alexander Lerchl, Professor aus Bremen, liegen
Dokumente vor, die belegen, dass dem schwedischen Wissenschaftler
Mitte der achtziger Jahre schwer wiegende wissenschaftliche
Verfehlungen nachgewiesen wurden. Eine Studie, bei der es um
chemische Substanzen und Krebs ging, wurde von Hardells damaligem
Vorgesetzten und Kollegen so geplant, dass Einflussnahmen seitens der
Forscher ausgeschlossen waren. Hardell, so zeigte sich, verstieß
gleich mehrfach gegen die vereinbarten Regeln. So wurden die
Anschreiben an die Patienten gegen andere ausgetauscht, in denen
ihnen Buchgeschenke als Gegenleistung für die Beantwortung der
Fragebögen versprochen wurden. Die Adresse für die Rücksendung,
eigentlich eine andere Abteilung, wurde gegen Hardells Adresse
ausgetauscht, und die Fragebögen wurden von einer dritten Person aus
Hardells Postfach aussortiert, umgepackt und gebündelt von zwei
schwedischen Postämtern an die richtige Adresse geschickt.
"Manipulationen waren durch die nicht verblindete Auswertung
natürlich möglich", so Lerchl, der sich bereits 2008 einen Namen
gemacht hatte, als er die gefälschten Mobilfunkexperimente an der
Medizinischen Universität Wien im Rahmen der REFLEX-Studien
aufdeckte.

Hardell, so der Bericht, gab die Manipulationen auch zu und
versicherte, diese Tatsache dem Sponsor für eine geplante Folgestudie
mitzuteilen - was aber nicht geschah. Die Studie wurde im Jahr 1990
veröffentlicht und enthält keinen Hinweis auf die Umgehung der
Verblindung. Der Bericht blieb lange Zeit in der Schublade, da man
seinerzeit einen Skandal verhindern wollte.
Die Krebsagentur in Lyon wusste von diesen Vorgängen, entschied aber
nicht, Hardell auszuladen. Lerchl sieht die IARC und die WHO daher in
akuter Erklärungsnot. "Ein Forscher, der sich derart massiver
Manipulationen schuldig gemacht hat, egal wie lange das her ist, darf
nicht in Gremien sitzen, die ein so hochsensibles und wichtiges Thema
behandeln", sagt der Experte, der auch Mitglied der deutschen
Strahlenschutzkommission und für den Bereich der elektromagnetischen
Felder zuständig ist."

Gute Arbeit, Herr Prof. Lerchl.

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Meine Beiträge sind als Meinungsäußerungen aufzufassen. Die Meinungsäußerungsfreiheit ist ein in allen zivilisierten Ländern gesetzlich geschütztes Grundrecht.

"Wer die Dummbatzen gegen sich hat, verdient Vertrauen." (frei nach J.-P. Sartre)


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