Stuttgarter Mobilfunkgegner - vermeidbare Falschmeldung (II) (Medien)

H. Lamarr @, München, Freitag, 01.06.2012, 12:01 (vor 4319 Tagen) @ H. Lamarr

Der Autor, Peter Hensinger, ist von einer selbst erteilten Mission beseelt, den Menschen die Augen zu öffnen. Denn er, er weiß es schließlich besser.

Rückblick zum Abschluss des Deutschen Mobilfunk-Forschungsprogramms, dem mit Abstand größten EMF-Forschungsprogramm, das die Welt bis dato gesehen hat.

Seinerzeit reagierte Herr Hensinger verärgert, weil ein TV-Team drei Stunden lang bei ihm in Stuttgart gefilmt und Interviews geführt hatte, jedoch: "Im gesendeten Beitrag um 22.15 Uhr wurden alle Argumente, Banner und jeder Hinweis auf den Widerstand weggeschnitten und alles reduziert auf aus dem Zusammenhang gerissene Zitate über persönliche Ängste."

Hensinger reagierte trotzig und drohte im Juni 2008 in einer sogenannten Presseerklärung (PDF): "Die Bürgerinitiativen werden jetzt ihre Aufklärungsarbeit verstärken, um dieses lobbyistische Verharmlosungs- und Schweigekartell zu durchbrechen. Wir fordern die sofortige mögliche Minimimierung der Strahlenbelastung, Aufklärung der Bevölkerung und mit Hochdruck eine Forschung für eine Kommunikationstechnologie, die gesundheitsverträglich ist."

Da spricht offenkundig ein Wutbürger. Bemerkenswert ist diese "Presserklärung" jedoch wegen etwas ganz anderem. Hensinger behauptet darin:

"Die Studienergebnisse der Wiener UMTS - Studie wurden bereits 2006 Minister Gabriel von den Forschern vorgelegt. Minister Gabriel ignoriert nachweislich diese Ergebnisse. Dies deckt die deutsche Wissenschaftlervereinigung Kompetenzinitiative e.V. in einer aktuellen Dokumentation "Angebliche und tatsächliche Manipulationen im UMTS-Staat oder Wie der Strahlenschutz das Strahlenrisiko verdoppelt" (16.6.2008) auf (4)."

Mir geht es um das Datum 2006. Die berühmt/berüchtigte UMTS-Studie wurde erst im Mai 2008 in der Fachzeitschrift Int Arch Occup Environ Health publiziert. Vor so einer Publikation in einem anerkannten Journal gelten wissenschaftliche Arbeiten regulär als nicht existent. Dr. Franz Adlkofer hat allerdings die Neigung, alarmierende Mobilfunkstudien, an denen er mitwirkt, vorzeitig in die Öffentlichkeit zu bringen. Dies war bei der Reflex-Studie so, und so war es auch bei deren Nachfolgestudie (UMTS). Aber: Adlkofer brachte die UMTS-Studie nicht 2006, sondern erstmals am 1. Oktober 2007 in die Öffentlichkeit. Schwer vorstellbar, dass bereits 2006 belastbare Resultate vorlagen, die Minister Gabriel beeindrucken konnten.

Herr Hensinger beklagt im Juni 2008: "Minister Gabriel ignoriert nachweislich diese Ergebnisse." Sollte es überhaupt so gewesen sein, lag der Minister goldrichtig. Denn am 23. Mai 2008 distanzierte sich die Medizinische Universität Wien nachdrücklich von ihrer eigenen UMTS-Studie. Warum Hensinger danach noch mit seiner "Presserklärung" mit den Vorwürfen gegen Gabriel kam, das weiß nur er. Listigerweise trägt seine "Presserklärung" kein Datum, nur an den Dateieigenschaften des PDFs ist ersichtlich, dass es am 18. Juni 2008 angefertigt wurde, da waren die Fälschungsvorwürfe gegen die UMTS-Studie bereits drei Wochen bekannt.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
UMTS-Studie, Diagnose-Funk, Reflex, Hensinger, DMF, Falschmeldung, ATHEM-Projekt, Knotenpunkt, Fachkompetenz, EMF-Forschungsprogramm


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