Missverständnis geklärt (Forschung)

Alexander Lerchl @, Dienstag, 25.11.2008, 17:21 (vor 5623 Tagen) @ Alexander Lerchl

Im Falle der Wiener-Studien kam freilich die Initialzündung, diese Studien anzugreifen, gar nicht von Lerchl - sondern aus Kreisen der Mobilfunkkritiker! Der erste Hinweis (an Lerchl), dass mit den Daten der Wiener Studien etwas nicht stimmen könne, kam von einem Kritiker, den ich wegen seiner strikt sachlichen Haltung in der Debatte sehr schätze, obwohl er alle Voraussetzungen hätte, genauso "dramatisch" und "aufbauschend" in der Debatte mitzumischen, wie dies andere machen. Aber: er tut's nicht. Weil er weiß, dass dies der falsche Weg ist. Er ist nur an der Wahrheit interessiert. Und deshalb hat er - obwohl er mMn mit zum Besten gehört, was die kleine Fraktion der fachlich versierten Kritiker zu bieten hat - ziemlich selbstlos und für Fanatiker ganz und gar unverständlich diesen Stein gegen die Wiener-Studien ins Rollen gebracht.

Das müssen Sie mir erklären (ich müsste es ja eigentlich wissen :-) ). Die Ergebnisse meiner statistischen Untersuchungen begannen im Sommer 2007, ohne dass mich jemand darauf gebracht hätte. Vielmehr habe ich das erste paper (Mutation Research 2005) und den Leserbrief von Vijayalaxmi sowie die Antwort von Rüdiger gelesen und ausgewertet. Da war niemand sonst involviert.

Inzwischen ist das Missverständnis geklärt:yes: . Erst nachdem ich beide Publikationen (die GSM-Studie aus 2005 und die UMTS-Studie aus 2008) den Herausgebern und der MedUni Wien gegenüber angezweifelt habe, und erst nachdem meine Veröffentlichung hierzu in der Zeitschrift International Archives of Occupational and Environmental Health (IAOEH) erschienen war, bekam ich den zusätzlichen Beweis für Daten...*** in der IAOEH Publikation durch eine dritte Person, über deren Identität spatenpauli und ich uns einig sind. Diese Person hat zwar einen extrem wichtigen Beitrag geleistet, war aber an den ursprünglichen Untersuchungen nicht beteiligt und hat diese auch nicht initiiert. Soweit das.

Ansonsten haben Sie aber Recht: dass jetzt nicht mehr von der Statistik geredet wird (die das A und O der Vorwürfe sind), gehört zur Strategie, das alles unter den Teppich zu kehren. Zur Erinnerung: der Herausgeber des 2008 papers hat zwar einen windelweichen "Expression of Concern" herausgegeben, in dem er schreibt, den Daten nicht mehr zu trauen (!), die Arbeit ist aber immer noch nicht von ihm oder vom Verlag zurückgezogen worden.

Hierzu noch folgende Gedanken: in dem Artikel-Zusatz von profil werden die Ereignisse chronologisch gelistet. Dort ist auch der Brief zu sehen, in dem Rüdiger die UMTS-Arbeit zurückzieht. Auch der Herausgeber von IAOEH, Hans Drexler, hat laut einer Pressemitteilung der MedUni-Wien dem Rektor, Wolfgang Schütz, mitgeteilt, die Arbeit zurückzuziehen ("Zwischenzeitlich hat der Herausgeber der Zeitschrift den Rektor mit Schreiben vom 13.8. informiert, diese Publikation aufgrund nicht gegebener Verblindung zurückzuziehen, und er sich für den Beitrag der MUW zur Aufklärung in dieser Angelegenheit bedankt.") Am selben Tag (!) jedoch wurde der "Expression of Concern" von ihm (als Autor) eingereicht und von ihm (als Herausgeber) akzeptiert, die UMTS-Arbeit ist also bis heute nicht zurückgezogen worden. Seltsam ist übrigens, dass dieser "Expression of Concern", der ja eigentlich für alle Interessierten relevant ist, weder im Titel auf die kritisierte Arbeit eingeht (was üblich wäre), noch kostenlos verfügbar ist (was den Verlag nichts gekostet hätte). Weitere interessante Dokumente finden sich hier und hier (gerade heute erschienen).

Ich bin mal sehr gespannt, ob die Herausgeber oder der Springer-Verlag noch zur Einsicht gelangen, dass es besser wäre, die Arbeit umgehend aus dem Verkehr zu ziehen. Inzwischen zweifele ich das an.

Schönen Abend,

Alexander Lerchl

*** aus Rechtsgründen editiert

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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert

Tags:
Filz, Drexler, Springer-Verlag, IAOEH


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