Vorsorgewert: Es kann nur einen geben (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 14.11.2008, 22:03 (vor 5659 Tagen) @ AnKa

Richtig sollte es heißen: 1000µW/m². Entschuldigung.


Wenn Sie weniger Ihrem Hang zur Übertreibung, sondern zur Abwechslung einmal einer ruhigen Sachlichkeit anhängen würden, könnten Sie die Dimension, so wie alle Welt außerhalb des Mobilfunkgegnerkosmos', in mW/m² angeben. Dann hätten Sie 1 mW/m² vor Ihrem Fenster. Wenn Sie es schließen, wahrscheinlich noch weniger. 1 mW/m² ist der sogenannte "Alte Salzburger Grenzwert", mit dem die meisten Mobilfunkgegner mal eine ganze Zeit lang zufrieden gewesen wären.

Huuuu! Jetzt seine Sie mal nicht so streng mit unserem Neuzugang, Anka!

Aus meiner Sicht gibt es keinen alten oder neuen Salzburger Vorsorgewert, sondern nur den Salzburger Vorsorgewert. Ersonnen haben den vor rund 10 Jahren etwa 20 mobilfunkkritische Wissenschaftler*) bei einem Treffen in Salzburg. Eingeladen haben damals Gerd Oberfeld und Michael Kundi und der Wert, bei dem die versammelten "Superhirne" der Meinung waren, da passiert nix, wurde - wenig bekannt - auf 100 mW/m² festgelegt. Erst durch den Sicherheitsfaktor 100 entstand daraus der Wert 1 mW/m², der später als Salzburger Vorsorgewert weltweit Aufsehen erregte.

Der sogenannte neue Salzburger Vorsorgewert beruht nun nicht etwa auf neuen Erkenntnissen der besagten Wissenschaftler-Gruppe, er hat vielmehr allein Dr. Oberfeld als Basis. Auslöser dafür war, wenn ich mich richtig erinnere, ein Student in Salzburg, der in seiner Bude unter heftigen Schweißausbrüchen litt und bei dem Dr. Oberfeld dann eine EMF-Belastung von 1 µW/m² als Ursache ausmachte ( Anka: wagen Sie es bloß nicht, dies jetzt zu veralbern ;-) ). Und schwupps, nach ein paar weiteren Niedrigpegelerfahrungen des Salzburger Mediziners wurde aus dieser Einzelmeinung der neue Salzburger Vorsorgewert für Innenräume (außen 10-mal mehr). Da dem neuen Wert auch bei großzügiger Auslegung von Studien wissenschaftlicher Rückhalt fehlt, hat er sich nicht behaupten können. Ich selber orientiere mich ausschließlich am alten Wert, weil dieser eine breitere Basis hat - eine nicht nachvollziehbare Einzelmeinung ist mir zuwenig.

Unglücklicherweise wurde auch in Salzburg mit keiner Silbe erwähnt, ob die Herrschaften dort von Spitzenwert oder Mittelwert geredet haben. Eigentlich hätten Sie dies müssen, denn ohne diesen Hinweis ist der Vorsorgewert wie eine Socke mit einem Loch beim großen Zeh. Da allerdings die Grenzwerte als Effektivwerte definiert sind, gehe ich im Interesse einer Vergleichbarkeit davon aus, dass auch die Salzburger Gruppe ihren Vorsorgewert stillschweigend als Effektivwert betrachtet hat. Das ganze Theater um DECT-Basisstationen ist in diesem Fall pures Schattenboxen, denn vom vermeintlich dominaten Strahler in den eigenen vier Wänden bleibt bei Effektivwertmessung nur noch ein mickriges Strahlerküken übrig, das den Salzburger Vorsorgewert mühelos um den Faktor 1000 unterbietet und damit sogar den Segen des Oberfeld-Vorsorgewerts bekommen könnte.

*) Damals war übrigens auch die Chinesin mit dabei, die auf Paranoikerseiten gerne mit dem Spruch zitiert wird: "Früher haben wir mit dieser Mikrowellenstrahlung Geburtenkontrolle (lies Sterilisation) gemacht Heute telefonieren wir damit. Nochmal zum Mitdenken: Die Dame war in Salzburg der Meinung, dass 100 mW/m² kein Risiko darstellen. Sowas kratzt 0,1-µW/m²-Papierneurotiker freilich nicht, sich gegenseitig im Unterbieten zu überbieten.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Vorsorgewert, Salzburger Wert, Vorsorge, Spitzenwert, Mittelwert, Effektivwert


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