Was bringt uns die Interphone Studie wirklich? ▼ (Allgemein)

Doris @, Mittwoch, 31.10.2007, 23:16 (vor 5992 Tagen) @ Gast

Schüz: Man muss einfach sagen, dass man bei den Langzeitnutzern schon auch noch einen gewissen Interpretationsspielraum hat. Wenn man sich die bisher veröffentlichten Studien anguckt, dann schließen die alle Hirntumorpatienten bis maximal im Jahr 2003 ein. Das heißt Langzeitnutzer, die das Handy mehr als zehn Jahre benutzt haben, die haben bereits Anfang der 90er Jahre oder in den 80er Jahren angefangen, das Handy zu nutzen. Das ist natürlich ein kleiner Teil der Bevölkerung und das ist natürlich auch ein Teil der Bevölkerung, der aufgrund der Kostenstruktur das Handy viel, viel weniger genutzt hat, als das heute der Fall ist. Das heißt zu diesen Langzeitnutzern werden wir jetzt erst in den nächsten paar Jahren wirklich belastbare Ergebnisse erzielen. Aus meiner Sicht gibt es aber bisher diese Hinweise oder, wie die Umweltbehörde spricht, Beweise eindeutig nicht.

Was bringt die Interphone Studie, von deren Auswertung man so vieles abhängig machen will, wirklich?
Die Interphone Studie beeinhaltet nur Hirntumorpatienten bis zum Jahr 2004. Überall wird erwähnt - auch oben von Dr. Schüz - dass die Ergebnisse nicht aussagekräftig genug seien, da vor 10 - 15 Jahren aus verschiedenen Gründen noch viel zu wenig Leute viel zu kurz telefoniert haben.

Krohn: Wenn also die Direktorin der Umweltagentur Jacqueline McGlade zum Vorsichtsprinzip aufruft, dann ist das keine Panikmache?

Schüz: Mit dem Vorsichtsprinzip muss man sich anschauen: Da schließen sich ja durchaus auch die anderen Organisationen an.

Ach ja, das sind doch alles so "wachsweiche" Verhaltensmaßregeln, die da regelmäßig ausgesprochen werden und wo findet man die? Ich habe noch nie in den Medien die klare Aussage gehört "Handys gehören nicht in Kinderhände", sondern die findet man lediglich, wenn man sich als Mobilfunkkritiker aktiv mit dem Thema beschäftigt. Und sobald mal eine Fernsehsendung oder ein Pressebericht mit einer Warnung in diese Richtung kommt, kommen gleich Beschwichtigungen von allen Seiten, man muss sich nur mal die Aktivität im RDW-Forum nach der Report Sendung anschauen. Und "spiegel-online" ist mittlerweile mit seiner entsprechenden Berichterstattung sehr verlässlich und einschätzbar, als wenn es sich um die Pressestelle der FGF handeln würde. :-( Aber der "Spiegel" und seine Redakteure mutieren durch diese wohlwollende Berichterstattung beinahe zum "Fachblatt", während Stern, Süddeutsche, ARD-Report und SWR selbstverständlich nur Laien am Werk haben, die von der Materie eh nichts verstehen. Da komme ich schon ins Grübeln, der Spiegel schreibt einfach das was man hören will und schon interessiert kein Mensch mehr, welcher Redakteur mit welcher Qualifikation hinter dem Bericht steht.

Auch die Strahlenschutzkommission hat zum Beispiel Empfehlungen, dass man natürlich im Zweifelsfall, wenn man die Wahl zwischen Handy und Festnetztelefon hat, durchaus zum Festnetztelefon greifen sollte. Der Grund liegt natürlich auf der Hand: Sich in dieser Richtung zu irren, ist natürlich viel schwerwiegender. Es besteht natürlich auch sozusagen kein Grund, wenn man die Wahl hat, dass man dann automatisch zum Handy greift.

Ich glaube, hier wird was vergessen. Das gezielte und massive Anwerben "Handy statt Festnetz" was von immer mehr - vor allen Dingen jungen Leuten - genutzt wird und die Netzbetreiber verbreiten sehr stolz die ständig steigenden Zahlen
Auch zum Vieltelefonieren zu immer günstigeren Preisen wird aufgerufen.
Wie das BfS, die SSK und auch Dr. Schüz wohl diesen Zukunfstrend sehen, dass durch "Handy statt Festnetz" durchaus täglich locker "Handystunden" und nicht mehr "Handyminuten" zusammenkommen können? Die Entwicklung von evtl. Gehirntumoren durch dieses neue Telefonierverhalten kann doch wiederum est in 10 - 15 Jahren bewertet werden, da schreiben wir dann bereits 2017 - 2022. Das ist doch ein Hohn und deshalb frage ich mich auch hier, was bringt uns die Interphone Studie wirklich?

Also diese Empfehlung, vorsichtig zu sein, weil eben noch eine gewisse wissenschaftliche Unsicherheit besteht, da besteht durchaus ein gewisser Konsens. Der Dissens besteht ganz klar darin, dass man heute bewiesen hat, dass ein Hirntumorrisiko besteht, und das müssen wir aus wissenschaftlicher Sicht ganz klar bestreiten.

Troll-Wiese: http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=16285

Tags:
Schüz, Langzeiteffekte. McGlade


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