Stellungnahme von Dr. Jochen Kuhn (Allgemein)
Hallo Herr Dr. Kuhn !
Ich gebe zu, dass ich noch nie einen Bienenkasten aus der Nähe gesehen habe.
Zudem war die Basisstationen auf dem Boden des Bienenkastens nahe des Einflugloches positioniert, sodass jegliche auch noch so geringe Wärmeerzeugung durch Konvektion auch aus dem Bienenkasten transportiert werden würde.
Sind Bienenkästen oben "offen" ? sonst führt die Konvektion dazu, dass sich die Wärme im oberen Bereich des Kastens staut. Ich habe gerade mal mit einem Infrarotthermometer gemessen: Die Aussen-Gehäusetemperatur meiner DECT-Basis ist gegenüber der Umgebung um 5° erhöht (27°C zu 22°C), wobei die DECT-Basis frei im Flur steht und nicht in einem (geschlossenen ?) Kasten. Die Bienen fliegen also bei Einflug in den Kasten an einer um mindestens 5° erwärmten Fläche vorbei.
Chemische Ausdünstungen: Auch dieser Hinweis ist sehr gut. Hierzu gilt gleiches wie zur Wärmeentwicklung und aus der geringen Wärmeerzeugung folgt geringe (wenn überhaupt) chemische Ausdünstungen.
Riechen Sie mal an einem Elektronikgerät "frisch" aus der Verpackung. Epoxidharz-Leiterplatten und auch Leiterplatten aus Phenolharzpapier haben über viele Monate (teilweise Jahre) einen "typischen" Geruch.
- Akkustische Geräusche: Diese Anmerkungen ist mir rein sachlich unklar. Für den Piezo-Effekt sind ganz spezielle piezoelektrische Materialen erforderlich.
Insbesondere bei Keramikkondensatoren mit großen Kapazitätswerten (diese werden in den letzten Jahren gehäuft eingesetzt) gibt es parasitäre Piezo-effekte, welche in ruhiger Umgebung durchaus hörbar sein können. Das menschliche Ohr ist recht unempfindlich gegenüber "Brummtönen" (100Hz) und niederfrequentem Körperschall. Wie das bei Bienen ist, kann ich nicht beurteilen. Wenn ich allerdings an den "Krach" denke, den eine kleine Biene verursacht, kann ich Ihrem Argument (Vernachlässigbar) folgen
Den parasitären Piezo-Effekt kann man leicht überprüfen, indem man z.B. einen SMD-Keramikkondensator von 1uF...10uF aus Y5V-Keramik an einen Funktionsgenerator anschliesst und gegen eine Membran presst.
Gleiches gilt für Ferrite in Spulen. Jeder kennt das "Summen" in Dimmern und das "Pfeifen" von Zeilentrafos (15625Hz)in Fernsehgeräten. Falls die DECT-Basisstation einen Schaltregler enthält, könnten intensive Ultraschallgeräusche (30..100kHz) entstehen, die den menschlichen Nutzer nicht stören...wie Bienen darauf reagieren weiss ich allerdings nicht...
Eine weitere Emission wären niederfrequent gepulste Magnetfelder. In einer DECT-Basis dürften mit 100Hz-gepulste Stromschwankungen von schätzungsweise 0,5Ampere vorkommen (Versorgung der Sendeendstufe). Diese führen zu niederfrequent gepulsten Magnetfeldern. Soweit ich gelesen habe, gibt es Theorien, dass sich Bienen am Erdmagnetfeld orientieren...Das Steckernetzteil düfte ebenfalls ein weitreichendes Störfeld produzieren.
Alle Kofaktoren ausschließen ist sehr schwierig (bzw. unmöglich), sie sollten aber vorab erkannt und während der Studie wenigstens kontrolliert werden.
Am einfachsten wäre eine Anordung mit einer Antenne statt einer kompletten Basisstation im Bienenkasten und eine um einige Meter abgesetzte Basisstation. Es würde die vielen hier genannten Ko-Faktoren ausschließen und es gibt sicher auch in Landau und Umgebung (Uni Konstanz?) kompetente Fachleute, welche eine DECT-Basis fachgerecht mit einer Antennenbuchse ausrüsten können. Als (externe) Antenne für den Bienenkasten würde sich eine E-Netz-Antenne (fast identischer Frequenzbereich) eignen. Die gibt es bei einem bekannten Auktionshaus für wenige Euro und würde zudem die Möglichkeit bieten, auch andere Signalquellen (GSM) anzuschließen.
K
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