Stellungnahme von Dr. Jochen Kuhn (Allgemein)

Gast, Montag, 19.03.2007, 23:08 (vor 6339 Tagen) @ Kuddel

Über die Bienenstudie bin ich schon vo ein paar Wochen gestolpert.

Ich habe da allerdings einige Kritikpunkte bezüglich der Versuchsdurchführung und folglich auch Zweifel bezüglich des "Wertes" der Ergebnisse ...

Sehr geehrter Herr Schall,

vorab vielleicht der Hinweis, dass der Projektbericht der Studie aus dem Jahr 2006 [Anm. Red.: das müsste dann die Hauptstudie sein] voraussichtlich nächste Woche fertig gestellt und im Internet unter http://agbi.uni-landau.de/ zugänglich sein wird.

vielen Dank für den Hinweis auf die sehr konstruktiven Anmerkungen in Ihrem Forum (vielen Dank der Teilnehmerin bzw. dem Teilnehmer dafür vorab). Ich möchte versuchen, einige kurze und verständliche (also ohne unnötiges Fachvokabular) gehaltenen Erläuterungen zu den Anmerkungen zu machen, sehe dazu von einer detaillierten physikalischen Analyse ab, da diese m.E. an dieser Stelle auch der Verständlichkeit abträglich wäre.

- Wärmeerzeugung in der Basisstation: Diese Anmerkung ist sehr interessant und verständlich. Die Temperaturverteilung innerhalb des Bienenkastens zu erfassen, wäre wünschenswert, aber infolge des technischen Aufwandes, des zusätzlichen Eingriffes in den Bienenkasten und v.a. wegen des erwartungsmäßig kleinen (wenn überhaupt) Effektes haben wir darauf verzichtet. Denn die Verlustleistung und damit die Wärmeerzeugung innerhalb der Basisstation ist relativ gering (was auch messtechnisch erfasst und fühlbar bzw. - besser - nicht fühlbar ist). Der größte Teil der Umwandlung von elektrischer Energie in Wärme ist im Netzteil vorzufinden (auch deutlich fühlbar), das sich aber außerhalb des Bienenkastens befunden hatte. Zudem war die Basisstationen auf dem Boden des Bienenkastens nahe des Einflugloches positioniert, sodass jegliche auch noch so geringe Wärmeerzeugung durch Konvektion auch aus dem Bienenkasten transportiert werden würde.

- Chemische Ausdünstungen: Auch dieser Hinweis ist sehr gut. Hierzu gilt gleiches wie zur Wärmeentwicklung und aus der geringen Wärmeerzeugung folgt geringe (wenn überhaupt) chemische Ausdünstungen.

- Akkustische Geräusche: Diese Anmerkungen ist mir rein sachlich unklar. Für den Piezo-Effekt sind ganz spezielle piezoelektrische Materialen erforderlich. Sollen sich diese innerhalb der Basisstation befinden (Abstrahlcharakteristik der Antenne beachten)? Ganz abgesehen davon, dass ein solcher Effekt von Hersterllerseite bei der Konstruktion sicherlich unterbunden werden würde (Störeinfluss), wäre er zudem sehr gering, da sich die Verformung solcher Materialien im Promillebereich der Bauteilabmessungen bewegt (bei kleinen Abmessungen im Mikrometerbereich also noch kleinerer Effekt, sofern nicht technisch verstärkt). Demnach wäre die Amplitude bzw. die Intensität eines dadurch entstehenden "Geräuschs" vernachlässigbar klein.

- Antenne außerhalb: Dieser Vorschlag ist sehr gut und wäre die eleganteste Lösung für unsere Versuchsanordnung gewesen, war technisch mit den uns zur Verfügung stehenden Geräten aber einfach nicht machbar, da die Antennen der uns bekannten DECT-Basisstationen fest mit der Station verbunden sind.

Obwohl die genannten Ko-Faktoren bedacht und größtenteils ausgeschlossen werden können, haben sich bei unserer Studie im vergangenen Jahr weitere Punkte ergeben, an denen es noch weiterzuarbeiten gilt. Grundsätzlich gilt für Feldstudien: Alle Kofaktoren ausschließen ist sehr schwierig (bzw. unmöglich), sie sollten aber vorab erkannt und während der Studie wenigstens kontrolliert werden.

Für weitere Anmerkungen, Rückfragen, Anregungen usw. bin ich selbstverständlich gerne auch direkter Ansprechpartner.

Mit freundlichen Grüßen

Jochen Kuhn

Tags:
Bienenstudie, Kuhn, Stever


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