BfS beantwortet Fragen zu Athem 3: Teil 1 – Fragenkatalog (Forschung)

H. Lamarr @, München, Samstag, 28.09.2024, 22:26 (vor 1 Tag, 12 Stunden, 10 Min.) @ H. Lamarr

Sehr geehrte Damen und Herren,

seit 1. Juli 2024 sorgt eine von der sogenannten Kompetenzinitiative im Rahmen ihres Athem-3-Projekts entstandene Fall-Kontroll-Studie in interessierten Kreisen für Aufsehen. Den Studienautoren zufolge haben sie in der kleinen Fallgruppe (zwölf Personen) statistisch signifikante Chromosomenaberrationen gefunden, die sie auf die Ganzkörpereinwirkung schwacher Mobilfunkfelder zurückführen. Ersten Einschätzungen zufolge hat die Studie diverse methodische Mängel, die ihren wissenschaftlichen Wert infrage stellen.

Vorbemerkungen

Mein Auskunftsersuchen an das BfS gilt jedoch nicht einer Bestätigung der methodischen Mängel, sondern dem Zusammenhang mit ionisierender Strahlung, den die "Kompetenzinitiative" z.B. mit folgendem Zitat herstellt (Quelle):

[...] Im Zusammenhang mit dem Schutz vor ionisierender Strahlung sind Chromosomenschäden die Grundlage biologischer Dosimetrie-Konzepte der Internationalen Atom Energie Behörde (IAEA). Die in ATHEM-3 gefundenen Chromosomenschäden übersteigen die biologischen Grenzwerte der IAEA um ein Mehrfaches. [...]

Studien-Co-Autor Wilhelm Mosgöller, Wien, sagt dazu (Quelle):

[...] Wenn man sagt, dass ionisierende Strahlung die menschliche DNA direkt brechen kann und HF-EMF könnten das nicht, so ist das biologisch betrachtet sehr grob vereinfacht. Beide Strahlenarten bewirken DNA-Schädigung über so genannte freie oxidative Radikale. Exzessive oxidative Veränderungen verursachen DNA- und Zellschäden, egal welche Strahlen die oxidativen Radikale bewirkt haben. Ionisierende Strahlen wirken schnell, anders bei nicht-ionisierenden HF-EMF. Es braucht Stunden, Tage, bis Jahre, bis die Zellschädigung auftritt, so sie auftritt, wie bei uns der Fall. [...]

Möglicherweise unerkannte Ursache der beobachteten Chromosomenschäden

Wo genau die Probanden der Studie leben, darüber schweigt die Studie. Bekannt ist lediglich, dass sie in Unterfranken leben. Gemäß Radonkarte des BfS kann es in Unterfranken jedoch stellenweise zu Radonkonzentrationen von 100'000.Bq/m³ und mehr kommen. Mein Auskunftersuchen gilt damit primär der Frage, ob es nach Einschätzung des BfS denkbar ist, dass die in der Studie beobachteten Chromosomenschäden (statistisch signifikant waren dizentrische Chromosomen, Chromatidlücken und Chromosomenfragmentierung, siehe Tabelle 4 der Studie) real sind, jedoch kausal nicht auf der Mobilfunkexposition beruhen, sondern unerkannt auf einer bei der Fallgruppe zufällig gegeben hohen Radonkonzentration.

Zweitrangige Fragen habe ich in dem folgenden Fragenkatalog zusammengeführt:

1. Beschreibt Wilhelm Mosgöller nach Einschätzung des BfS in seinem obigen Zitat den allgemein anerkannten Stand des Wissens in der Strahlenforschung oder äußert er seine persönliche Meinung, die möglicherweise eine Minderheitenmeinung ist?

2. Zur Auswertung in einem Labor wurden die Blutproben der Probanden in einer 6-stündigen Autobahnfahrt nach Bratislava gebracht. An Autobahnen stehen bekanntlich besonders viele Mobilfunksendemasten (siehe dazu auch hier). Hält das BfS es für möglich, dass die HF-EMF-Exposition der passierten Funkmasten in Summe sich auf die Proben auswirkte und z.B. die beobachteten Chromosomenschäden erst bewirkte? (Hinweis: Dass dann auch die Proben der Kontrollgruppe betroffen wären, ist mir klar).

3. Dem www zufolge beobachtet das BfS seit 1982 Chromosomenschäden in der Bevölkerung im Rahmen der biologischen Dosimetrie. Ließe sich in dem Datenbestand durch eine Big-Data-Auswertung ein Zusammenhang (Anstieg der Schäden) mit der Einführung des digitalen Massenfunks ab 1994 erkennen?

4. Unter der Annahme, dass auch NIR zu Chromosomenschäden führt, gäbe es dann nach Kenntnis des BfS irgendeinen Indikator in der biologischen Dosimetrie, um Schäden infolge IR-Exposition von Schäden infolge NIR-Exposition zuverlässig unterscheiden zu können?

Hinweis: Bitte beachten Sie, dass ich nicht nur aus persönlichem Interesse anfrage, sondern beabsichtige, die Auskünfte des BfS auf meiner Website (https://izgmf.de) der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Mit freundlichen Grüßen
IZgMF

Stephan Schall

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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