Darf Fernsehjournalismus Extrawürste braten? (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 21.10.2009, 18:48 (vor 5408 Tagen) @ Realist

Au weia, diese Diskussion zeugt von absolut mangelnder Fachkenntnis.

Hmmm. In was?

Umso erstaunlicher die besserwisserische und arrogante Haltung einiger Diskussionsteilnehmer.

Kann es sein, dass Sie sich persönlich angegriffen sehen?

@ Klakla: Bitte hören Sie erstmal genau hin, im Beitrag. Bevor Sie "Behauptungen" erfinden. Wie z.B.: Es werde gesagt, das Bundesamt für Strahlenschutz habe zugegeben, dass 5% der Bevölkerung elekgrosensibel sei. Die Formulierung im Beitrag lautet: 5% "fühlen sich beeinträchtigt. Das ist ein erheblicher Unterschied. Und an der tatsächlich gesendeten Formulierung ist journalistisch nicht zu rütteln.

Ihr Zitat ist verfälschend. Verfälschend durch Weglassung. Vollständig lautet es (ab 1:10 min): Nach Angaben des Bundesamts für Strahlenschutz fühlen sich schon jetzt 5 % der Deutschen durch die allgegenwärtige Strahlung beeinträchtigt.

Und ich rüttel kräftig an dieser Formulierung, denn es wird Ihnen kaum gelingen, den Nachweis zu bringen, dass das BfS so eine verkorkste Verlautbarung in die Öffentlichkeit lässt. Journalistisch schlecht ist, dass es dem Leser überlassen bleibt herauszufinden, wo die Information des BfS denn nun in dem Zitat anfängt und wo sie aufhört. Nehmen wir dazu doch mal das tendenziöse Satzfragment "schon jetzt": Da wette ich mit Ihnen, dass dies nicht vom BfS stammt, sondern von den Autoren des Beitrags. "Schon jetzt" bedeutet im Kontext eine steigende Flanke, also zunehmend Betroffene. Dies aber ist falsch. Umfragen im Auftrag des BfS haben für 2003 bis 2006 eine Prävalenz von 8 % bis 10 % infolge EMF beeinträchtigter Bürger gesehen. Die Trendflanke fällt daher, heute also weniger Betroffene als noch vor einigen Jahren, vorausgesetzt Ihre 5 % stimmen überhaupt. Und falls es Sie interessieren sollte, was das BfS wirklich zur relativen Anzahl der "Beeinträchtigten" zu sagen hat, und dies ist nicht das, was die TV-Dokumentation vorgibt, dann bitte hier entlang.

Von diesem Detail einmal abgesehen, "Realist", wie sehen Sie denn die journalistische Qualität der besagten TV-Dokumentation? Sind Sie vorbehaltlos der Auffassung, dass da journalistisch einwandfrei gearbeitet wurde? Da Sie angeben ARD-Fernsehschaffender zu sein, was möglicherweise Fernsehjournalist bedeutet, wäre ich an ihrer fachlichen Einschätzung interessiert.

@ spatenpauli: Recherchieren Sie bitte und stellen Sie keine vagen Vermutungen in den Raum, die jeder Grundlage entbehren. Was z.B. die Kostenkalkulation in öffentlich-rechtlichen Sendern angeht: Mit Ihrer Vermutung, ein von außen eingekaufter Beitrag käme den Sender billiger als ein selbst produzierter, liegen Sie voll daneben. Gerechnet wird fogendermaßen: Ein betriebsintern produzierter Beitrag verursacht nur sogenannte betriebsinterne Kosten (für Kapazitäten an Kamera, Schnitt etc., die ohnehin ausgelastet werden müssen). Die wiegen in der Kalkulation der Sender wesentlich weniger schwer als jede Form von sogenannten "Direktkosten" für von außen eingekaufte Beiträge, Kamerateams, technisches Equipment etc.

Keine Sorge "Realist", die Kosten für Programmmaterial sind mir ziemlich wurscht, ich kann daran sowieso nichts ändern. In meiner Programmbeschwerde spielen die Kosten daher keine Rolle. Ich habe mir aber erlaubt danach zu fragen, wer die TV-Dokumentation initiiert hat, mit welcher Absicht und ob es ein Sponsoring gegeben hat.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Programmbeschwerde


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