Antwort an Fee (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 02.12.2007, 19:20 (vor 6127 Tagen) @ H. Lamarr

3. - Antwort von Fee auf Spatenpauli

Hängt es für Sie von der Anzahl ab, ob ein Leid bedeutungslos ist oder nicht?

Ich merke schon Fee, dass ich Ihnen wieder einmal auf den Schlips getreten bin, ohne dies zu wollen. Also, meine "Gedanken" sollten nicht abwertend sein, sondern wachrüttelnd. Auch Sie sind nach meinem Dafürhalten auf dem Weg von der ersten zur zweiten Generation Kritiker, vielleicht noch nicht weit, aber jeder Weg fängt schließlich mit dem ersten Meter an. Zu Ihrer Frage:

Selbstverständlich ist die Anzahl derer, die Leid ertragen müssen, von entscheidender Bedeutung. Und zwar in der Wahrnehmung bei anderen - davon rede ich die ganze Zeit. Wenn in Bern ein Radfahrer unter einen LKW gerät so werden wir dies hier in München nicht erfahren, weil der Unfall keine überregionale Bedeutung hat, es sei denn, der Radfahrer war prominent. Sie merken schon worauf ich hinauswill: Wenn in Bern 100 namenlose Radfahrer bei einem Unfall ums Leben kommen, wie auch immer, werden nicht nur die Münchener dies nachlesen können, sondern auch Berliner.

Ab welcher Anzahl wäre ES für Sie bedeutungsvoll?

Das hängt von der Situation ab. In einem TV-Studie genügt mir ein einziger glaubhaft auftretender ES, bei einer Demonstration in München genügten mir 10 000, wobei darunter auch weniger glaubhafte sein dürften. 10 000 deswegen, weil gegen die Magnetschwebebahn Transrapid (da weiß auch keiner, was kommt) auf Anhieb 14 000 auf die Straße gingen.

Wäre es für Sie ebenso bedeutungslos, wenn es Sie oder Ihre Familie treffen würde?

Selbstverständlich, ich bin nur eines von rd. 6 Mrd. Einzelschicksalen, die sich gegenwärtig meist in aller Stille zutragen. Eine Bekannte von uns wurde am Donnerstag operiert. Brustkrebs. Am Montag wird sie entlassen. Haben Sie etwas davon mitbekommen, immerhin geht es dabei um Leben & Tod?!

Ehrlich gesagt, finde ich Ihren Text für einen (ehemaligen) Mitstreiter allerhand ...

Ja, mir gefällt der Text auch gut ;-). Nein, ich wiederhole: Ich wollte Sie damit nicht kränken und habe mich sogar redlich bemüht, die Fundis nicht allzuschlecht wegkommen zu lassen. Auslöser der "Gedanken" sind die Stagnation, die immerzu gleiche Argumentation, mit der sich ES aus meiner Sicht immer weiter isolieren. Da wollte ich mal wieder versuchen, ein wenig an den Pfeilern zu rütteln.

... und ob Ihr Urteilsvermögen so gut ist, wie Sie es selber meinen, frage ich mich ebenfalls.

Habe ich jemals mein Urteilsvermögen gerühmt? Und hat nicht RDW selbiges vor kurzem bei mir teilweise in Frage gestellt? Fragen Sie sich also besser etwas anderes: Wie soll es mit den ES in den nächsten 20 Jahren weitergehen? So wie bisher - oder vielleicht doch anders?

Auch wenn die erwähnten Kritiker auch ihre Fehler haben mögen, aber jedenfalls sind es keine Egoisten.

Egoisten so wie ich, meinen Sie? Dies ist schon ein merkwürdiges Gütemerkmal für Fundi-Frontleute, das Sie hier nennen. Da habe ich eine ganz andere Meinung: Sollen die ruhig Egoisten sein, dies "tangiert mich dann periphär", mir wäre es viel wichtiger, dass die mit der verantwortungslosen Panikmache aufhören und sich um Faktentreue bemühen, damit ich hinterher, wenn die Herrschaften sich wieder verzogen haben, nicht um Schadensbegrenzung bemühen muss. Schauen Sie Fee, der Fall Semmelweis hat mir klar vor Augen geführt, was Fundis ohne jede Not an "Körperverletzungen" bei ahnungslosen Ratsuchenden anrichten können. Und seitdem sind mir mehrere andere Fälle bekannt geworden, wo es ähnlich läuft. Da sage ich mir: Lieber Egoisten als Unglücksbringer.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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