Desinformation von "Welt" ernährt Schweizer 5G-Troll (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 20.10.2021, 00:13 (vor 961 Tagen) @ H. Lamarr

WELT: Dr. Gunde Ziegelberger räumt gegenüber dem rbb-Magazin „Super.Markt“ ein, dass man die Risiken von 5G zwar erforschen müsse – aber erst nach dem Ausbau: „Wie sich der neue Antennentyp auf die Exposition der Bevölkerung auswirkt, das werden wir auch in Forschungsvorhaben begleiten und beobachten.“

Ein erstes Indiz, dass mit Ziegelbergers verstörender Aussage etwas nicht stimmt ist daran zu erkennen, dass Ziegelberger die Aussage in indirekter Rede in den Mund gelegt wird, also ohne die Anführungszeichen eines wörtlichen Zitats.

Das Video des rbb-Magazins „Super.Markt“ findet sich <hier>, die relevante Szene spielt ab Minute 5:10. Zunächst sagt nicht Ziegelberger, sondern eine Sprecherin aus dem Off:

Die oberste Strahlenschutzbehörde sieht im Moment nirgendwo Handlungsbedarf, Forschen müsste man zwar schon, aber später, erst dann wenn die Technik eingeführt ist.

Das ist zunächst einmal nur eine Behauptung. Anschließend kommt Gunde Ziegelberger zu Wort, womit die Behauptung vermeintlich belegt werden soll:

Da sehen wir Forschungsbedarf. Und wie sich der neue Antennentyp auf die Exposition der Bevölkerung auswirkt, das werden wir auch in Forschungsvorhaben begleiten.

Desinformation kann noch so banal sein und sich mit wenig Mühe erkennen lassen, trifft sie auf ideologisch oder kommerziell interessierte "Rezeptoren", wird sie von diesen ungeniert an deren Opfer weitergereicht. So geschehen auch mit der von "Welt" in die Welt gesetzten Desinformation über das angebliche Ziegelberger-Zitat. Innerhalb von vier Monaten sickerte das Zitat (in gefälschter Form) in die Schweiz ein und wurde dort von einem kommerziell interessierten Hinterzimmer-Referenten aus der Feng-Shui-Szene in einem 5G-Vortrag verwurstet (ab Minute 4:27):

Kurioserweise trägt der Referent eingangs selbst vor, seine Zuhörer sollten sich nicht allein von vorgekauter Information berieseln lassen, sondern auch selbst recherchieren. Er selbst war dazu offenkundig zu bequem.

Die Weitergabe des erfundenen Ziegelberger-Zitats, dessen Quelle der Referent übrigens nicht nennt, ist keineswegs der einzige Ausrutschter des 5G-Pseudoexperten, der eigenen Angaben zufolge mehr als 200 Stunden in die Recherche für seinen 100-Minuten-Vortrag investiert hat. Doch wer nur aus ranzigen Quellen fischt, darf sich nicht wundern, wenn selbst der frische Fang schon stinkt. Wie schlecht (ergebnisfixiert) Dominik F. Rollé recherchiert hat zeigen anhand weiterer Beispiele Forumteilnehmer KlaKla und auf der Original-YouTube-Seite des Videos der Kommentator "sun yata".

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Troll, Schweiz, BfS, Zitat, Luzern, Ziegelberger, Faktencheck


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