Beamforming mit "Codebook": revolutionäre Antennentechnik (Technik)

H. Lamarr @, München, Samstag, 13.06.2020, 02:30 (vor 1431 Tagen)

Da Gigaherz-Präsident Jakob von der 5G-Antennentechnik noch weniger Ahnung hat als ich, ist alles was er über 5G verbreitet sowieso für die Tonne. Denn würde er technische Informationen von Ericsson nicht nur mit starrem Tunnelblick auswerten, sondern ohne Scheuklappen, könnte er über Beamforming existenziell Interessantes lesen.

So glaubt Jakob noch immer, die Beams einer smarten 5G-Antenne würden innerhalb eines Sektors beliebige Positionen gezielt ausleuchten können. Ericsson hingegen sagt etwas anderes: Die Positionen, die ein Beam ausleuchten kann, sind nicht beliebig (im Sinne von kontinuierlich steuerbar), sondern als Koordinatenraster in einem "Codebook" (der Antenne) gespeichert. Das liest sich jetzt noch wenig aufregend. Doch es ist richtig spannend, denn dieses Codebook kann kritische Positionen mühelos davon ausklammern, von einem Beam ausgeleuchtet zu werden (entweder gar nicht oder mit beliebig geringer Leistung). Dies bedeutet nicht mehr und nicht weniger als eine Revolution in der Gestaltung von Antennendiagrammen, die sich mit smarten 5G-Antennen jetzt situationsbezogen an örtliche Gegebenheiten anpassen lassen! So eine kritische Position wäre z.B. in der Schweiz ein nahe gelegener Omen, bei dem es dann zu keiner oder eher zu einer programmiert schwächeren Befeldung käme. Abseits von Omen könnten die Beams vom Codebook wieder mit voller Leistung ausgestattet werden.

Mutmaßlich machen diese eleganten Möglichkeiten smarter 5G-Antennen, z.B. den Schweizer Anlagegrenzwert nur dort einzuhalten, wo es tatsächlich nötig ist, die Vollzugsempfehlung des Bafu an die Kantone so kompliziert. Denn was technisch gut zu lösen ist kann für eine rechtssichere Vollzugsempfehlung eine hohe Hürde sein. Etwa bei dem Sachverhalt, wenn nahe eines 5G-Standorts ein neues Gebäude errichtet wird. Dann muss das Codebook neu programmiert werden, das ist klar. Aber wer informiert den Netzbetreiber von dem Neubau, woher kommen die genauen Gebäudemaße und wie lässt sich kontrollieren, ob das Codebook korrekt programmiert wurde? Das alles klug zu regeln stelle ich mir alles andere als einfach vor.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Beamforming, Beams, Codebook


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