Flotter Dreier: Paulini & Lerchl vs. Kühling (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 03.01.2020, 22:14 (vor 1537 Tagen)

Deutschlandfunk brachte am 2. Januar 2020 eine rd. 65 Minuten dauernde Diskussionsrunde mit Inge Paulini (Präsidentin BfS), Alexander Lerchl (Jacobs University Bremen) und Wilfried Kühling (Wissenschaftlicher Beirat des BUND). Erfreulich ist an dieser Zusammensetzung, dass der wissenschaftliche Außenseiterstandpunkt auch nur von einer Person vertreten wurde (Kühling) und der wissenschaftliche Mehrheitsstandpunkt die ihm zustehenden (mindestens) zwei Vertreter bekam. Damit wurde das tatsächlich in der Bioelektromagnetik herrschende Kräfteverhältnis endlich einmal nicht auf den Kopf gestellt, sondern wenigstens annähernd richtig abgebildet. Leider geschieht dies noch viel zu selten, Außenseiter dürfen in der Mobilfunkdebatte üblicherweise stark überrepräsentiert zu Wort kommen.

Wie es um die Fachkompetenz der Diskussionsteilnehmer und ihre Argumentationsstärke bestellt war kann jeder anhand der Aufzeichnung der Diskussion selbst beurteilen.

Auch Radiohörer durften sich via Hörertelefon während der Diskussion einbringen. Sicher kein Zufall, sondern verabredet ist der Anruf der emsigen 5G-Gegnerin Nicole Wolf aus Gifhorn, die sich ab Minute 50:08 als Vertreterin der ZKdBg5G vorstellt (Zentrale Koordinierungsstelle der Bürgerinitiativen gegen 5G) und von mehr als 200 Bürgerinitiativen redet, die sich angeblich der ZKdBg5G angeschlossen haben. Da auch das IZgMF einmal eine solche "zentrale Koordinierungsstelle" war weiß ich aus Erfahrung, die behauptete Anzahl von 200 BIs ist ein netter Papiertiger, mit der Realität hat das possierliche Tierchen nicht viel zu tun.

Frau Wolf fragte die Diskussionsrunde erstens, warum die EMF-Grenzwerte sind wie sie sind und athermische Wirkungen nicht berücksichtigen und zweitens, warum das BfS den Siegeszug von W-Lan in Schulen nicht kritisch kommentiert. Antworten bekam Wolf von der BfS-Chefin, die allerdings an dieser Stelle ziemlich ins Schleudern geriet und nicht überzeugen konnte. Das hätte nicht passieren dürfen, immerhin ist Wolf in EMF-Sachfragen noch viel unerfahrener als Paulini. Aus meiner Sicht wäre es für die Reputation des Amtes sicherer, bis auf weiteres anstelle der Präsidentin Vertreter der Fachebenen in solche Veranstaltungen zu entsenden oder Mitarbeiter der Pressestelle. Die Angriffsflächen des BfS wären dann kleiner und ich könnte mir vorstellen, eine Amtschefin hat auch ohne öffentliche Auftritte (mit Fachcharakter) genug zu tun, um ihr Amt angemessen zu repräsentieren. Wie sie es anlässlich des Festakts zum 30-jährigen Bestehen des BfS gezeigt hat.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
BUND, Meinung, Wissenschaft, Kompetenzgefälle, Kühling, Gifhorn


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