Hirntumoren: Hardell fand 1999 für NMT Risikoanstieg (Forschung)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 20.12.2018, 20:47 (vor 1926 Tagen) @ H. Lamarr

Mithin stellt sich m.M.n. die Frage, ob sich angesichts der geringen Verbreitung und der der üblichen (vergleichsweise kurzen) Expositionszeiten überhaupt ein Zusammenhang zu Hirntumoren herstellen läßt.

Diese Frage stellte sich auch der Epidemiologe Lennart Hardell. In einem ersten Anlauf (veröffentlicht 1999) befragte er 209 Patienten, bei denen zwischen 1994 und 1996 ein Hirntumor festgestellt wurde nach ihrem Telefonierverhalten mit NMT- und GSM-Mobiltelefonen. Die Kontrollgruppe bildeten 425 gesunde Personen.

Hardell setzte nach 1999 seine Beobachtung (Hirntumoren in Schweden inkl. Gebrauch von NMT- und GSM-Mobiltelefonen sowie Schnurlostelefonen) fort und mit jeder neuen Studie wuchs logischerweise die Anzahl seiner "Fälle", was der statistischen Qualität seiner Ergebnisse zugute kam:

2013: Studie über bösartige Hirntumoren, die zwischen 2007 und 2009 diagnostiziert wurden.
Auszug: The odds ratio (OR) for mobile phone use of the analogue type was 1.8, 95% confidence interval (CI)=1.04‑3.3, increasing with >25 years of latency (time since first exposure) to an OR=3.3, 95% CI=1.6-6.9.

2015: Studie über Hirntumoren, die zwischen 1997 und 2003 diagnostiziert wurden.
Auszug: In fact, an increasing incidence of acoustic neuroma has been noted in Sweden [9]. The risk increased significantly by 5% (95% CI = 2–9%) for acoustic neuroma per 100 hrs of analogue phones. The risk increased also significantly, 12% (95% CI = 6–17%) per years of use of analogue phones, and similar results were obtained per years of latency period. However, for digital mobile phones or cordless phones the risk did not increase significantly per 100 hrs of use, years of use or latency period. Regarding the three categories of latency time.

Die Ergebnisse aufzudröseln wie oben für seine erste derartige Studie ist mir zuviel Arbeit, das möge bitte jeder selber tun, der es genau wissen mag. Obacht: Im Gegensatz zur Studie von 1999 nennt Hardell in seinen Tabellen nicht mehr "NMT", sondern benutzt dafür das Synonym "Analogue".

Unterm Stich ist es allen Einwänden zum Trotz wohl so, dass Hardell den NMT-Mobiltelefonen eine beträchliche Schuld an der Hirntumorentwicklung in Schweden gibt.

Interessant in Bezug auf eine vereinfachte Betrachtung der unterschiedlichen Sendeleistungen finde ich folgende Bemerkung Hardells, die ich <hier> gefunden habe:

The different types of phones have different output power. We applied different weighting factors according to the mean output power of the phones using for analogue phones (NMT) = 1, GSM= 0.1 and cordless phones = 0.01. The cumulative time for use of the different phone types was multiplied with the respective weighting factor added into one score.

Ich denke da an Paniker, die wegen eines Blutooth-Headsets, einer Funktastatur für PCs oder eines Funkwasserzählers vorsorglich in Wallung geraten, weil ein evangelischer Pfarrer im Land der Bayern meint, ganz und gar unchristliche Warnungen über derartiges Teufelszeug öffentlich verzapfen zu müssen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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