Politische Radikalität im Umfeld der Mobilfunkkritik 2 (Allgemein)

Ex-Mobilfunker, Sonntag, 09.05.2010, 13:02 (vor 5124 Tagen) @ Ex-Mobilfunker

Fortsetzung von "Politische Radikalität im Umfeld der Mobilfunkkritik 1"

Die Umdeutung der ursprünglichen Intention des Themas „Radikalisierung im Umfeld der Mobilfunkkritik“ setzt sich fort mit der Erwähnung der „Baubiologen“. Während aufgrund der falschen Wahrnehmung, es ginge um „Elektrosensitive“ und „Psycho-Ecke“, bereits das ursprüngliche Thema verfehlt ist, wird nunmehr dem vermeintlichen „Gegner“ die Kompetenz abgesprochen („…,Baubiologen, weil das die ausgesprochene Leute sind die Ahnung der Problematik haben,…“)
Den Baubiologen wird dabei nicht die Kompetenz für Soziologie und Politik zugesprochen; die ursprünglich falsche Wahrnehmung des Individuums ändert Thema und damit die Kompetenzzuweisung!

„Natürlich werden all diese Seelenkneifer (die Psycho-logen) behaupten, das alles zwischen die Ohren sitzt.
Keiner davon hat jemals einen Elektrosensitiven untersucht, und da meine ich mittels eine Befeldung mit Elektrosmog.“

Dieses Zitat zeigt deutlich auf, daß das ursprünglich soziologisch/politische Thema durch den Begriff „Psychologe“ völlig anders wahrgenommen wurde und eine komplette Umdeutung erfahren hat.
Der oben angeführte Satz („Widerlegt das Verhalten der Stimuluspersonen die Erwartungen der Individuen, muß das andererseits nicht zu einer Korrektur der fehlerhaften Annahmen führen (Ross & Anderson, 1982), sondern die falschen Hypothesen werden durch selektive Wahrnehmung, selektives Behalten, emotionale Bindung an die eigenen Theorien und kognitive Umdeutung beibehalten.“) findet im folgenden seine Bestätigung:

„Gestern wurde ich gerufen bei jemand, der behauptete das er nachts Ärger hat wegen Pfeifftöne in den Ohren. Tagsüber aber nicht.
(Ein gutes Gespräch mit ein Artzt und ein Psychologen hat nix geholfen)
Schräg vor das Fenster seines Schlafzimmer stand eine Hochspannungsmast, zwar etwas weiter weg, aber da oben drauf war, ja, eine Mobilfunksender. Hinter dem Fenster gab der zwar 450 uW/m2, aber viel schlimmer noch fand ich ein hoher Anteil an *dirty air*. Zuerst mit ein speziellen Detektor und Antenne die Hotspots geortet, und später die Pegel mit dem Spectrumanalyser festgelegt.
Die Pegel lagen bei 60 kHz, 745, 1010 und 3195 kHz.
Und die Stellen waren genau vor dem Fenster und auf das Bett.
(Auf das Bett aber war die Mobilfunkhauptfrequenz viel weniger als vor dem Fenster.)
Eine Teilabschirmung und Verlegung des Bettes könnte der Qual beheben.

Ich möchte hier mit aufmerken, das ich gemerkt habe, das neben die Hauptfrequenzen von unterschiedliche Mobilfunksender, auch sehr viele *Schmutzfrequenzen* abstrahlen, die im *dirty air* Bereich liegen, und wo Elektrosensitive auch sehr stark auf reagieren können.
(Und m.M.n. noch starker als auf die Hauptfrequenzen, aber das ist meine persönliche Meinung.)“

Also hier ist wieder eine Beispiel, dass nicht zuerst der Baubiologe den Kunde Angst gemacht hat, damit er sich etwas *einbildet*, sondern das jemand Beschwerden hat wofür es keine Erklärung gibt, aber wobei eine Messung eine logische Ursache angeben kann.
Gänzlich vom ursprünglichen Thema weg hat das Individuum es durch Umdeutung erreicht, eigene Interessen, Wahrnehmungen, Theorien und Meinungen darzulegen, die als moralisch höherwertig angenommen und durch die Eigendarstellung als Experte validiert wurden. Die Soziologie bezeichnet diesen Selbstfindungsprozess als „Paranoide soziale Kognition“.
Unter paranoider sozialer Kognition versteht Kramer (1998) ein Konstrukt aus verzerrten Wahrnehmungen und Fehlurteilen, das durch übertriebenes oder fehlplaziertes Mißtrauen und Verdächtigungen gegenüber anderen charakterisiert ist. Die paranoid-sozialen Kognitionen sind Nebenprodukte eines Interaktionsprozesses zwischen den informationellen Suchstrategien des Individuums und dem sozialen Kontext.
Nach Kramer`s ,,social information processing model of paranoid social cognition" werden paranoide Kognitionen durch situationale Faktoren ausgelöst, die eine Art Selbst-Aufmerksamkeit verursachen. Dies sind z.B. auf-rüttelnde und aversive Zustände, die Individuen motivieren ,,... to make sense of whatever the situation is that is perceived to be inducing and to formulate an adaptive response to it (Kramer, 1998, S. 254)." Dieser Sinnfindungsprozeß fördert Über-Wachsamkeit (verstärkte Suche nach negativer sozialer Information) und soziales Grübeln.
„Und alle Psychologen in der Welt können nicht wegreden, dass wenn *Elektrosmog Quelle weg, Beschwerden weg* noch immer gültig ist.“
Nunmehr ist das Feindbild „Psychologe“ endgültig manifestiert und eigene Dogmen untermauert.

„Auch die lange Liste von ex-Mobilfunker nicht.“Auch hier die Wahrnehmungsverzerrung. Die Literaturliste wird nicht als solche erkannt, bzw. es wird nur auf das Reizwort „Psychologe“ fokussiert. Daß es sich bei der vorliegenden Liste vorwiegend um Soziologische Themen handelt, wird ausgeklammert. Gleichzeitig erfährt der Gegner (Ex-Mobilfunker) erneut eine Ausgrenzung & Abwertung. Die acht Merkmale des „Gruppen-Denkens“ (Sader, 1998, Seite 219-220), die in diesem Beispiel auftreten, werden zu einem späteren Zeitpunkt behandelt.

„Er kann genau so gut Landwirte, Metzger, Schuster oder Postboten fragen um zu beweisen das es Elektrosensitivität nicht geben kann.
Und Lerchl ist so blind geworden dass er sich schon auf die *tolle* Ergebnisse freut.
Komisch das ein sg. *Wissenschaftler* sich so blicken lässt.
Ich war immer der Meinung, das ein Wissenschaftler Objektivität betrachten soll, aber angeblich denkt man da in Bremen anders über.“


So, mit diesem letzten Absatz ist eine kleine Verschwörungstheorie entstanden. Das Feindbild steht, die Abgrenzung vollbracht.

Tags:
Dogma, Feindbild, Bestätigung, Wahrnehmungsverzerrung, Objektivität, Lerchl


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum