Politische Radikalität im Umfeld der Mobilfunkkritik 1 (Allgemein)

Ex-Mobilfunker, Sonntag, 09.05.2010, 13:01 (vor 5073 Tagen) @ Ex-Mobilfunker

Werte Forenteilnehmer,
anhand eines aktuellen Postings auf Gigaherz möchte ich Ihnen ein kleines Beispiel geben, wie die vergleichenden Beobachtungen durchgeführt werden könnten. Hierbei werden die Originalzitate des Gigaherz-Schreibers fett und kursiv hervorgehoben. Zitiert dieses Forenmitglied mich, so erkennen Sie dies an Fettschrift.
Ich möchte höflich anmerken, daß ich die wissenschaftliche Literatur nicht nochmals vollständig erwähne, sondern auf die bereits in diesem Strang veröffentlichte Literaturliste verweise.

Gleichzeitig muß darauf hingewiesen werden, daß jeder Mensch besagten Effekten unterliegt. Die individuelle Ausprägung jedoch gilt es zu untersuchen und welche Prozesse hierfür verantwortlich sind.

Das unten zitierte Posting halte ich für ein Paradebeispiel des sogenannten „Pygmalion-Effekts“. Synonym hierzu ist auch die Bezeichnung „Sich-selbst-erfüllende-Prophezeihung“. Diese Begriffsbestimmung geht auf Merton (1957) zurück.
Watzlawick (1999, S. 91) definiert den Pygmalion-Effekt als ,,eine Annahme oder Voraussetzung, die rein aus der Tatsache heraus, daß sie gemacht wurde, das angenommene, erwartete oder vorhergesagte Ereignis zur Wirklichkeit werden lässt und so ihre eigene >>Richtigkeit<< bestätigt." Beim Pygmalion-Effekt wird das Ursache-Wirkungs-Prinzip verkehrt. Das Individuum erwartet ein bestimmtes Ereignis, definiert dabei die Situation falsch und erschafft dadurch die Voraussetzungen für das Eintreten des erwarteten Ereignisses durch die vermeintliche Reaktion auf den betreffenden Sachverhalt. Die Reaktion (Wirkung) ist in Wirklichkeit die Aktion (Ursache); die Lösung ist erst das Problem, wie Watzlawick et al. (1992) schreiben.

„Unter Strang: *Politische Radikalität im Umfeld der Mobilfunkkritik* möchte ex-Mobilfunker (im Nachbarforum) versuchen alle Elektrosensitive in die Psycho-Ecke zu schieben.“

Diese Ursache-Wirkungs-Verkehrung zeigt sich vor allem bei Konflikten. Eine wahrnehmende Person (oder Gruppe), die verschwörungstheoretisch denkt, bildet Erwartungen über die jeweiligen Intentionen der mutmaßlichen Verschwörer (die Stimuluspersonen) die stark stereotypisiert sind (category based expectancy). Snyder et al. (1977) konnten zeigen, daß Stereotype sich-selbst-erfüllende Prophezeiungen auslösen.

In der Ankündigung unserer Untersuchung wurden weder „Elektrosensitive“ noch eine psychologische Begutachtung überhaupt erwähnt bzw. angedacht. Allein der Begriff „Psychologe“, der zur Bewertung gruppendynamischer Prozesse zwingend notwendig ist, scheint die eigenwillige Wahrnehmung ausgelöst zu haben („Das Individuum erwartet ein bestimmtes Ereignis, definiert dabei die Situation falsch und erschafft dadurch die Voraussetzungen für das Eintreten des erwarteten Ereignisses durch die vermeintliche Reaktion auf den betreffenden Sachverhalt.“).

„Ich habe mit befreundeten Soziologen und Psychologen gesprochen, damit wir das Thema "Politische Radikalität im Umfeld der Mobilfunkkritik" einmal untersuchen und Sie an der Entwicklung dieser Untersuchung teilhaben lassen. schreibt er.
Merke, er redet nicht von befreundeten Baubiologen, weil das die ausgesprochene Leute sind die Ahnung der Problematik haben, und die sich auch mit Betroffenen auseinandergesetzt haben.“

(Kleiner persönlicher Exkurs: Ich finde es erstaunlich, daß der Gigaherz-Forenteilnehmer annimmt, Baubiologen könnten mit mir befreundet sein. Exkurs Ende)

In die Erwartungen der Individuen fließen die Verhaltensweisen, die bei den Stimuluspersonen (in diesem Fall der Ex-Mobilfunker) für typisch gehalten werden, mit ein und lenken die Interaktionen nach dem Bild, welches die Individuen von der Stimulusperson haben. Aufgrund dieser erwartungsbeeinflußten Attributionen können die Individuen bei den Stimuluspersonen reziprokes Verhalten auslösen, d.h. die Stimuluspersonen bestätigen aufgrund der Handlungen der wahrnehmenden Individuen genau das erwartete Verhalten. Wenn die Erwartungen so bestätigt werden, werden die Einstellungen zu den Stimuluspersonen verfestigt. Ist das Verhalten der Stimuluspersonen mehrdeutig wird eine erwartungskonforme Interpretation vorgenommen. Widerlegt das Verhalten der Stimuluspersonen die Erwartungen der Individuen, muß das andererseits nicht zu einer Korrektur der fehlerhaften Annahmen führen (Ross & Anderson, 1982), sondern die falschen Hypothesen werden durch selektive Wahrnehmung, selektives Behalten, emotionale Bindung an die eigenen Theorien und kognitive Umdeutung beibehalten.

Fortsetzung in "Politische Radikalität im Umfeld der Mobilfunkkritik 2"

Tags:
Befindlichkeitsstörung, EHS, Umdeutung, Prophezeihung


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