Warum nicht? (Forschung)

Alexander Lerchl @, Freitag, 29.01.2010, 17:27 (vor 5194 Tagen) @ H. Lamarr

Ich bin mir nicht darüber klar, ob ich hier öffentlich inhaltlich aus der Replik berichten kann, werde aber versuchen, mich schlau zu machen.

Keine Freigabe? Schreiben Sie's doch einfach auf deutsch, das können die "Mutation Researcher" vermutlich ohnehin nicht entschlüsseln ... ;-)

Warum eigentlich nicht? Sie haben Recht. Also schreibe ich mal auf Deutsch (inhaltlich, nicht wörtlich), was Rüdiger und Prof. A. zu unserer Arbeit (im Druck, ca. 5 – 6 Seiten, 1 Tabelle, 3 Abbildungen) gesagt haben. In ihrer Replik (ca. 1 Seite im Druck, nur Text) werden nach einem allgemeinen kurzen Teil auf 7 Punkte eingegangen, die sie aus unserer Arbeit destilliert und kommentiert haben. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass mein Co-Autor Professor für Statistik ist.

Zur Übersicht habe ich die Passagen wie folgt unterteilt: L&W: Lerchl und Wilhelm; R&A: Rüdiger und Prof. A.; K: Kommentar meinerseits.

L&W: Die meisten Studien finden keine Hinweise auf gesundheitliche Schäden.
R&A: Stimmt nicht. Siehe Rüdiger 2009 (Pathophysiology 16: 89-102).
K: Erübrigt sich.

L&W: Bislang keine Replikationen der Wiener Ergebnisse gelungen.
R&A: Stimmt nicht. Verweis auf zwei Studien im RF-EMF Bereich (Franzellitti et al., Mutat. Res. 2010; Xu et al., Brain Res. 2010) und eine im ELF-Bereich (Focke et al., Mutat. Res. 2009).
K: Für RF-EMF sind die „Replikationen“ keine solchen, da andere Zellen bzw. Mitochondrien untersucht wurden. Für ELF stimmt das auf den ersten Blick, aber auch nur auf den ersten. Dazu werde ich mal bei Gelegenheit was schreiben.

L&W: Unplausible geringe Standardabweichungen, die sogar unterhalb theoretischer Schwankungswerte liegen.
R&A: Stimmt zwar, aber L&W haben nicht bedacht, dass die Präparate manuell ausgewertet wurden, was genau so exakt oder exakter als eine Computer-gestützte Auswertung ist. Außerdem kann eine erfahrene Person im Mikroskop exponierte und nicht-exponierte Proben unterscheiden, bevor die Auszählung beginnt. Das kann zwar keine positiven Effekte erzeugen, wenn keine da sind, die Zahlen können aber daher von statistisch zu erwartenden oder berechneten abweichen. Zwar würde dieser erste Eindruck die Verblindung teilweise aushebeln, aber das bedeutet keinen Hinweis auf Datenfälschung. Ganz im Gegenteil beweist dies, dass die Effekte real sind.
K: Ich kommentiere das jetzt nicht, das ist mir einfach zu blöd.

L&W: Verweis auf zu geringe Abweichungen im Vergleich zu anderen Publikationen (Hinweis: Variationskoeffizient aller scheinexponierten Proben der Wiener aus der Arbeit von Diem et al. (2005) ca. 2 %. Wir hatten die einzigen verfügbaren Variationskoeffizienten der benutzten Zellen von zwei Studien heran gezogen, die wesentlich höher lagen).
R&A: Gleiche Variationen wurden von anderen berichtet (ca. 4 – 20% bzw. ca. 0,5 – 4%).
K: Größere Variationen, andere Zellen, anderer Test, nicht vergleichbar.

L&W: Hinweis auf statistisch hochsignifikante Ziffernhäufungen in vier Fällen (Hinweis: wenn man seine Steuererklärung elektronisch abgibt, wird als erstes geschaut, ob bestimmte Ziffern überdurchschnittlich oft vorkommen. Falls ja, schaut man dann genauer hin; nur so als Tipp).
R&A: Erklärung siehe Punkt 3.
K: Das haben die wirklich so geschrieben. Diesen zentralen Punkt haben sie überhaupt nicht kommentiert (den können sie natürlich auch nicht entkräften).

L&W: Hinweis auf die drei Pressemitteilungen.
R&A: Hinweis auf den Endbericht.
K: Erübrigt sich.

L&W: Hinweis auf Brechen des Verblindungscodes.
R&A: Stimmt, ist aber irrelevant, da erst 2008 geschehen, also nach der Emeritierung von R.
K: Das ist schon ein anderes Kaliber, da hier schlicht die Unwahrheit gesagt wird. Im Endbericht der Untersuchungskommission (Seite 4, II. Ergebnisse) ist klipp und klar konstatiert, dass der Verblindungscode der Mitarbeiterin schon im September 2005 bekannt war und dass sie dies auch schriftlich bestätigt hat. Dass Rüdiger und Aldkofer diesen Bericht kennen, ist belegt (Fußnote 4).

Schönen Abend noch,

Alexander Lerchl

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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert

Tags:
Täuschung, Reflex, Manipulation, Rüdiger, Handbuch, Replikation, Arbeitsgruppe Wien, Verblindungscode, Ex-Tabaklobbyist, Standardabweichung, Fälschungsverdacht, Laborbuch, Expositionskammer, Focke, Franzellitti


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