Athermische Effekte: Was ist das eigentlich? ▼ (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 06.08.2009, 13:31 (vor 5369 Tagen)

Früher oder später fällt in jeder Mobilfunkdiskussion der Begiff der "athermischen Effekte". Und ich behaupte jetzt mal ganz frech, dass sich die wenigsten Mobilfunkgegner Gedanken darüber machen, was denn nun "athermisch" eigentlich genau bedeutet und von "thermisch" trennt. Vielen genügt die erstbeste Erklärung, athermisch seinen alle Effekte, die sich infolge zu schwachen Energieeintrags nicht mit einer Erwärmung der Biomasse erklären lassen. Was sich so schön einfach und plausibel liest, hat in der Realität freilich Ösen und Haken. So ist es offenkundig leicht möglich, dass Experten einen Effekt als klar athermisch sehen, während andere Experten diese Klarheit nicht sehen und demselben Effekt eine thermische Ursache zuschreiben. Ein vermeintlich athermischer Effekt ist in Wahrheit dann möglicherweise eben doch ein thermischer. Hierzu ein Beispiel aus der Stellungnahme des Umweltministeriums zur Auva-Studie:

Weiter behaupten die Autoren, dass es sich um einen nicht thermischen Effekt handeln muss, da die Erwärmung so gering ist, dass sie thermoregulatorisch ausgeglichen wird. Es handelt sich auf jeden Fall um Effekte, die bei einer Erwärmung der Hirnrinde von wesentlich weniger als 1°C auftreten. Hierzu ist festzuhalten, dass Effekte, die unter 1° C Temperaturanstieg auftreten, nicht notwendigerweise auf einem nicht-thermischen Wirkmechanismus bemhen, sondern auch minimal thermischen Urspmngs sein können. Es ist bekannt, dass Temperaturverandemngen im Bereich von 0,1-0,2°C Veränderungen in der Aktivität neuronaler Netzwerke (z.B. Hirnrinde, Netzhaut) verursachen können. Auch thermoregulatorische Vorgänge können sich im EEG spiegeln. Eine thermische Ursache kann deswegen nicht ausgeschlossen werden, sondern ist sogar wahrscheinlich und auch plausibel. Insgesamt handelt es sich um minimale biologische Reaktionen, die im normalen physiologischen Bereich bleiben und im normalen Tagesverlauf auch durch andere Umwelteinflüsse und Aktivitäten ausgelöst werden können. Von den exponierten Personen werden derartige leichte Veränderungen nicht wahrgenommen. Auf eine gesundheitliche Beeinträchtigung kann
aus den geschilderten Ergebnissen nicht geschlossen werden.

Definition 1: Für die Autoren der Auva-Studie sind biologische Effekte offenbar dann athermisch, wenn die durch EMF-Immission bewirkte Gewebeerwärmung so gering ist, dass sie von der Thermoregulation eines Menschen ausreguliert werden kann.

Kennt jemand noch andere Definitionen für athermische Effekte?

Sicherheitshalber noch der Hinweis: Es geht in diesem Strang nur um die Begriffsdefinition für "athermische Effekte", nicht darum, von wem aus welchen Motiven heraus solche Effekte anerkannt oder bestritten werden.

Troll-Wiese: http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=33130

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
AUVA, Athermische Effekte, Umwelteinflüsse, AUVA-Studie


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