"Kinderhandy" II (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 18.01.2009, 18:57 (vor 5806 Tagen) @ ES

dazu verdonnert werden, dass allein Modelle mit SAR-Werten kleiner 0,1 W/kg das Verkaufsprädikat "Kinderhandy" tragen dürfen, mit dem dann auch geworben werden darf.

Sie sprechen (für mich) mal wieder in Rätseln!
Warum schlagen Sie ein (äußerst fragwürdiges) Verkaufsprädikat für Kinderhandys vor...

Ein Pauschalverbot von Kinderhandys halte ich aus dem erwähnten Grund für Unfug. Wenn die Politik wirklich etwas für Kinder machen möchte, dann halte ich den o.g. Vorschlag für eine pragmatische Zwischenlösung bis genauere Information übers tatsächliche EMF-Risikopotenzial von Handys an Kindsköpfen vorliegen. Alle würden mit der Zwischenlösung gewinnen: Kinder (weniger Funkbelastung), Politik (die machen was ...), Industrie (baut sinnvolle Kinderhandys). Wenn Sie wollen und dies politisch durchsetzen können, haben Sie auch meine Stimme, wenn Sie zusätzlich regeln, dass Kinder erst ab 12 Jahren die speziellen Kinderhandys gebrauchen dürfen. Die Chancen für eine wirksame Realisierung dieser Zusatzforderung ist für mich allerdings ebenso hoch wie bei einem Kaugummikauverbot, das erst mit dem 12. Lebensjahr fällt.

Im Gegensatz zu Ihnen halte ich einen sehr niedrigen SAR-Wert für ein sehr sinnvolles und nicht für ein äußerst fragwürdiges Verkaufsprädikat von Kinderhandys. Leider kümmern sich die Entwickler von Kinderhandys (bislang) eher weniger darum, sondern vorwiegend um simple Bedienung und schnuckeliges Gehäuse.

Wenn Sie der Meinung sind:

Meiner Meinung nach sollten Kinder bis etwa 12 Jahren (verhandelbar) generell vom Handy ferngehalten werden. Nicht allein wegen Vorsorge in Sachen EMF, sondern gleichwertig auch wegen der aus meiner Sicht unterschätzten negativen Einflüsse auf die sozialen Entwicklung von Kindern (Pornos herumzeigen, heimliche Videos machen, Erziehung zur Unverbindlichkeit, Stammeldeutsch per SMS usw. usf.).

Ist das in Ihren Augen nicht widersprüchlich ...

Für mich ist das widerspruchsfrei aber vielleicht nicht ausreichend von mir kommentiert worden. Oben spreche ich als ungefragter Berater eines Politikers, was in Sachen Handy & Kinder ohne allzugroßes Risiko, sich lächerlich zu machen, durchsetzbar wäre.

Unten gebe ich meine persönliche Meinung zum besten, die keinen Anspruch auf flächendeckende Umsetzung in Deutschland erhebt - eben weil es nur eine Meinung ist. Wüsste ich mehr über die von mir vermuteten sozialen Defizite, die Handys möglicherweise im Kopf von Kindern anrichten, würde ich mich da schon weiter aus dem Fenster lehnen. So aber müssen nur meine Kinder unter meiner Meinung "leiden", die beiden Jungs (14 und 15) haben kein Handy (wollen auch noch keines) und unsere Tochter griff erst ab 18 zum eigenen Handy.

Sich stur auf eine einzige Problemlösung zu versteifen ist nicht mein Ding, wir leben in einer dynamischen Welt, da bedeutet Stagnation nicht selten Rückschritt. Sympathischer sind mir pragmatische Lösungswege, besonders auch solche, die schrittweise zum Ziel führen, anstatt - kompromissloser Maximalforderungen wegen - dann (vielleicht) einen großen Satz machen, wenn das Kind längst in den Brunnen gefallen ist. Beispiel: Ein paar Tage vor der Versteigerung der WiMax-Lizenzen öffentlich einen Totalverzicht auf WiMax zu fordern und zu diesem Zweck noch flugs eine Online-Petition zu starten sowie Frau Bundeskanzler im dramatischen Appell "von Physiker zu Physikerin" anzuschreiben, halte ich für sowas von daneben, das können Sie sich gar nicht vorstellen. Obwohl unbeteiligt war mir das damals - peinlich. Kontrollieren Sie mal, wenn Sie mögen: Kümmern sich die Schreihälse von damals heute noch um WiMax?

[Randnotiz: Auf der Website der unglücklichen WiMax-Petition vom Dezember 2006 habe ich soeben als Mitzeichner Joachim Mutter entdeckt, das ist der Arzt, der später Uli Weiner angeblich seine Elektrosensibilität ärztlich bescheinigte. Lesen Sie bitte den Petitionstext, mehr möchte ich dazu nicht sagen.]

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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