SPD in Eltersdorf: Gott steh' uns bei (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 17.01.2011, 15:08 (vor 5064 Tagen) @ Sektor3

Hier ein Foto vom Info-Kasten der SPD - Eltersdorf (das Bild ist etwas unscharf, weil die Scheibe von innen beschlagen ist)

So unscharf wie das Bild ist für mich auch die Logik der örtlichen SPD.

Mit der gezeigten Geisteshaltung, dass mit dem Sender ein Risiko verbunden ist, kann es keinen "für alle verträglichen" Ort für einen Mobilfunksender geben. Denn auch bei der beliebten Scheinlösung "Sender raus aus Wohngebieten" sind immer irgendwelche Bewohner am Rand solcher Gebiete oder meinetwegen die "Insassen" von Industriegebieten oder gemischten Wohngebieten die Dummen. Die Einstellung, Masten von sich weg zu anderen hin zu verdrängen ist bis ins Mark disozial, vom Unsinn einer gesundheitlich motivierten Mastenverschiebung zu Lasten der Handynutzer noch gar nicht zu reden.

Die SPD macht sich nicht glaubwürdig, wenn sie bei den anderen Masten im Ort die Klappe gehalten hat und jetzt plötzlich mit den Wölfen heult.

Aus Gesundheitsgründen müssten Masten bekanntlich immer möglichst nahe dort stehen, wo die Handys sind, um die Belastung durch die Handys klein zu halten. Von Sendemasten geht nach wissenschaftlichem Kenntnisstand keine Gefahr aus (Krebs, schwere Krankheiten), noch nicht mal kleinere Befindlichkeitsstörungen sind objektiv erwiesen, auch wenn sie subjektiv immer wieder mal behauptet werden.

Wenn der Mast aus "Gründen des Ortsbildes weg muss", stellt sich die Frage, warum nur dieser, sind die anderen in Eltersdorf wirklich um so viel hübscher?

Aus Gründen des sozialen Friedens einen Masten zu fällen halte ich für vermeintlich ehrenwert, tatsächlich aber für undurchführbar. Der soziale Schaden in Eltersdorf wird sich mMn so leicht nicht beheben lassen, zumal die Idee davon ausgeht, dass eine Mehrheit ihr Faustrecht bekommen soll, auch wenn es zu dessen Durchsetzung keine Rechtsmittel gibt, es also Unrecht ist. Diese vermeintlich gute Idee ist daher aus meiner Sicht in Wirklichkeit einem Rechtsstaat unwürdig. Künftig ließe sich so vielleicht noch anderes rechtsstaatlich abgesichertes Unbequemes mit sozialem Schlagschatten abschaffen, Steuern etwa.

Nein, liebe SPD, tut mir leid, aber aus meiner Sicht kann das Glas in eurem Schaukasten bei so einer Argumentation gar nicht trüb genug sein. Da ist nichts Überzeugendes dabei, gar nichts, ich sehe Opportunismus statt Kompetenz. Mich erinnert das an einen Lokalpolitiker der Grünen, der bei unserer - 2002 eilends einen Tag vor Endmontage "unseres" Masten einberufenen - Bürgerversammlung das Wort ergriff und uns darlegte, dass die Grünen gegen den Wildwuchs von Masten seien und dafür plädierten, an bestimmten Standorten Mastenkonzentrationen zuzulassen. Der Mann erntete nur ungläubiges Staunen, er hatte nicht begriffen, dass sein Plan für jeden befremdlich sein muss, dessen Standort die "Ehre" hat, zum Sammelstandort zu werden. Weder von ihm noch von seinem Plan haben wir seither etwas gehört, es war wohl ein ebenso unüberlegter Schnellschuss aus der Wie-gewinne-ich-die-Wählergunst-Retorte.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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