"Kompetenzinitiative" hat "Athem 3" verschwinden lassen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 05.04.2023, 23:40 (vor 578 Tagen)

Die sogenannte Kompetenzinitiative bietet auf ihrer Website angeblich die Aufzeichnung der kompletten Tagung im Goethe-Museum Düsseldorf vom Oktober 2022 an. Doch das stimmt nicht. Die beiden Videos zu der "Pionierstudie Athem 3" fehlen dort ohne Angabe von Gründen. Möglicherweise hat dies mit einer Auskunft zu tun, die Igor Belyaev im zweiten Video frank und frei gibt, obwohl er dadurch für seine Auftraggeber zum Spielverderber wird.

Auf YouTube sind die beiden vermissten Videos (vom Freitag, 14. Oktober, dem ersten Tag der Tagung) nach wie vor im Kanal der "Kompetenzinitiative" abrufbar. Die Resonanz dort ist bislang allerdings ungewöhnlich schwach gewesen. Zum Abfragezeitpunkt heute um ca. 22:00 Uhr hatten beide Videos vier Monate nach dem Einstellen auf YouTube nur je fünf (!) Aufrufe.

Wir haben beide Videos unten eingebunden und geben eine kurze Inhaltsangabe.

Erstes Video zu Athem 3 mit Scheidsteger, Moldan, Frühwirth und Moser.


Ursprünglich sollte Wilhelm Mosgöller den Einführungsvortrag zu Athem 3 halten, der Wiener Wissenschaftler war jedoch nicht angereist, wegen Krankheit, wie Ersatzreferent Klaus Scheidsteger erzählt. Mosgöller trat dann kurz in einem Videotelefonat in Erscheinung.

Scheidsteger erklärt, die "Pionierstudie", deren Anfänge drei Jahre zurück lägen, habe die Wirkung von Sendemasten auf Menschen streng wissenschaftlich untersucht. Die Anregung dazu habe die Ärztin Monika Krout, Aachen, gegeben. Deren verstorbener Ehemann sei hochgradig elektrosensibel gewesen und Krout habe dies auf eine Sendeanlage in unmittelbarer Nähe ihres Hauses zurückgeführt. Mit Spenden privater Sponsoren habe die "Kompetenzinitiative" ein Team zusammengestellt, das die Risiken von Sendeanlagen in Wohngebieten mit allen Mitteln der heutigen Wissenschaft untersucht hat. Scheidsteger kündigt an, er werde bis etwa Ende 2022 eine "richtige Dokumentation" zu der Athem 3 genannten Studie fertigstellen können. Die Namensgebung sei eine Idee von Mosgöller gewesen. Den Ausführungen Scheidstegers ist zu entnehmen, dass es sich bei Athem 3 um eine Fall-Kontroll-Studie handelt, die mit Probanden in Franken durchgeführt wurde und die kurz vor der Veröffentlichung stehe.

Nach Scheidstegers Einführung stellt der Umweltanalytiker Dietrich Moldan ab Minute 15:05 das Studiendesign und die Dosimetrie vor. Anschließend (min. 36:15) referierte Mathias Frühwirth, Human Reserarch Institute, Österreich, über das Diagnosevehikel Herzfrequenz-Variabilität. Ab Minute 56:00 berichtet Maximilian Moser, Human Reserarch Institute, Österreich, über Langzeiteinflüsse elektromagnetischer Felder aus seiner Sicht.

Zweites Video zu Athem 3 mit Belyaev.

Der Wissenschaftler Igor Belyaev hat das zweite Video ganz für sich allein und erklärt dort auf anspruchsvollem Niveau, wie er Blutproben der Probanden ausgewertet hat. Ich kann mir gut vorstellen, dass den allermeisten Teilnehmern der Tagung bei seinen Ausführungen Hören und Sehen vergangen ist, so wie auch mir. Belyaev trägt in Englisch vor, ein Simultandolmetscher übersetzt so gut er konnte in Deutsch. Ab Minute 33:40 beantwortet der gebürtige Russe Fragen aus dem Publikum. Auf die Frage einer Teilnehmerin, welche Bedeutung seine besorgniserregenden Befunde für die Bevölkerung hätten, antwortete Belyaev ohne mit der Wimper zu zucken (37:28), die Ergebnisse ließen sich nicht auf die Bevölkerung übertragen. Den anwesenden Funktionären der "Kompetenzinitiative" dürfte bei dieser klaren Antwort der Atem gestockt haben. Gegen Belyaev spricht, dass er dies in seinem Vortrag verschwiegen hat, für ihn spricht, dass er auf die erhellende Nachfrage aus dem Publikum ohne Rücksicht auf seine Auftraggeber nicht herum geeiert ist.

Weiterführender Strang
Athem 3 jetzt wissenschaftlich publiziert

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Herzratenvariabilität, Moldan, Ko-Ini, Mosgöller, Scheidsteger, Belyaev, Krout, Moser, Athem3, Düsseldorf, Frühwirth, Pionier-Studie

"Kompetenzinitiative" Teil 4 Samstag fehlt auch

KlaKla, Donnerstag, 06.04.2023, 18:57 (vor 578 Tagen) @ H. Lamarr

Auf YouTube sind die beiden vermissten Videos (vom Freitag, 14. Oktober, dem ersten Tag der Tagung) nach wie vor im Kanal der "Kompetenzinitiative" abrufbar. Die Resonanz dort ist bislang allerdings ungewöhnlich schwach gewesen. Zum Abfragezeitpunkt heute um ca. 22:00 Uhr hatten beide Videos vier Monate nach dem Einstellen auf YouTube nur je fünf (!) Aufrufe.

Ich sehe diese Videos nicht im Kanal der Ko-Ini bei YouTube. Wieso kann man die hier anklicken und sehen? Da ist doch was faul. Im Ko-Ini Kanal fehlt auch Teil 4 vom Samstag Nachmittag. In Teil 3 wird G. Carlo und Tilo Rössler angekündigt. Budzinski sollte sich auch äußern lt. Programm, welches man auf der Website der Ko-Ini einsehen kann. Nicht angekündigt, spricht dafür G. Carlo siehe Teil 5. Warum die Ko-Ini ihre Leserschaft derart veräppelt ist mir schleierhaft. Die scheinen arge Probleme zu haben.

--
Meine Meinungsäußerung

Tags:
YouTube, Ko-Ini, Carlo, Memon, Budzinski, Rößler, Düsseldorf

"Kompetenzinitiative" hat schnell reagiert

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 06.04.2023, 22:57 (vor 577 Tagen) @ KlaKla

Ich sehe diese Videos nicht im Kanal der Ko-Ini bei YouTube. Wieso kann man die hier anklicken und sehen? Da ist doch was faul.

Stimmt, auch ich konnte die beiden Videos soeben im YouTube-Kanal der "Kompetenzinitiative" nicht mehr finden. Gestern Nacht waren sie noch da, sonst hätte ich sie nicht finden und einbetten können. Da hat jemand ungewöhnlich schnell reagiert und offensichtlich ein Versäumnis nachgeholt.

Versuche, die Videos an anderer Stelle im www oder im Cache aufzuspüren waren allesamt erfolglos. Da war jemand nicht nur schnell, sondern auch gründlich. Momentan ist das IZgMF-Forum weltweit die einzige Anlaufstelle, auf der die Videos noch öffentlich zu sehen sind.

Gelöscht wurden die Videos im YouTube-Kanal der "Kompetenzinitiative" jedoch nicht, sonst wären sie im Startposting nicht mehr zu sehen. Mutmaßlich wurden sie auf "unsichtbar" gestellt. Das ist eine gängige Methode, Texte, Bilder oder Videos auf einem Webserver abzulegen, ohne dass Besucher der Website diese sehen können. Der Autor eines Artikels kann so in aller Ruhe online an seinem Werk arbeiten und niemand kann ihm dabei zusehen. Ist der Artikel fertig, wird er auf "sichtbar" umgestellt und alle Welt kann ihn sehen.

Warum die Videos nicht gelöscht wurden, wenn man sich ihrer doch offensichtlich entledigen möchte, weiß die "Kompetenzinitiative". Ich kann nur spekulieren. Vielleicht hat der Verein gehofft, niemand würde die Umstellung der Sichtbarkeit bemerken. Hättest du nicht nachgeschaut, hätte ich es wahrscheinlich nicht bemerkt, weil die Videos im Startposting wie gehabt laufen und ich daher keinen Grund gehabt habe, bei YouTube nach deren Verbleib zu schauen und die kleine Story mit Belyaev an die große Glocke zu hängen. Daher wäre unbemerkt geblieben, dass YouTube die Videos nur noch dem zeigt, der die genauen Aufrufadressen der Videos kennt. Dieses Privileg haben außer der "Kompetenzinitiative" momentan einzig und allein die Besucher des IZgMF-Forums, womit der "Schaden" für die "Kompetenzinitiative" überschaubar bleibt.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Korrektur, Täuschung, Irreführung, Trick, Berichtigung

"Kompetenzinitiative" hat "Athem 3" verschwinden lassen

H. Lamarr @, München, Freitag, 07.04.2023, 19:56 (vor 577 Tagen) @ H. Lamarr

Der Wissenschaftler Igor Belyaev hat das zweite Video ganz für sich allein und erklärt dort auf anspruchsvollem Niveau, wie er Blutproben der Probanden ausgewertet hat.

Dazu sei angemerkt: Belyaev verwendet für seine DNA-Analysen einem Gerichtsprotokoll zufolge eine spezielle in Russland entwickelte Methode (anomalous viscosity time dependence), die außer ihm in Europa angeblich niemand verwendet (Quelle).

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Blutuntersuchung, Schadenersatzklage, Belyaev, Blutprobe, Athem3, DNA-Analyse, AVTD

"Kompetenzinitiative": Pionierstudie Mastbruch-Projekt

H. Lamarr @, München, Samstag, 08.04.2023, 16:00 (vor 576 Tagen) @ H. Lamarr

Der Wissenschaftler Igor Belyaev hat das zweite Video ganz für sich allein und erklärt dort auf anspruchsvollem Niveau, wie er Blutproben der Probanden ausgewertet hat.

Die "Kompetenzinitiative" feiert ihre Studie im Frankenland als "Pionierstudie". Dabei gab es das alles schon einmal, nämlich ab 2010 in dem Ortsteil Mastbruch von Paderborn. Das Tolle daran ist: Igor Belyaev war auch damals schon mit dabei, zumindest war dies der Plan. Ebenso Kundi und Mosgöller. Das ist deshalb spannend, weil Belyaev, Kundi und Mosgöller im Hirntumor-Prozess in den USA (Murray et al. vs. Motorola et al.) als Gutachter der Anklage auftreten und die Ansicht vertreten, HF-EMF-Exposition erhöhe das Hirntumorrisiko. Anlässlich des Mastbruch-Projekts, an dem auch noch Adlkofer und Neitzke mitwirkten, ging es zwar nicht explizit um Hirntumoren, aber es ging auch damals schon um DNA-Analysen an Blutproben.

Das Projekt folgte dem Plan, vor Inbetriebnahme eines in Mastbruch geplanten neuen Mobilfunkmasten Blutproben von unmittelbaren Anwohnern zu nehmen und nach Inbetriebnahme des Funkmasten anhand mehrerer Folgeauswertungen zu zeigen, dass die dauerhafte HF-Exposition zu gesundheitlich relevanten Veränderungen im Blutbild führt. Messungen zeigten, dass die HF-Exposition der Probanden nach Inbetriebnahme im Mittel um ca. Faktor 100 zunahm, allerdings auf niedrigem Niveau (vorher rd. 3 µW/m², danach rd. 380 µW/m²).

Belyaev, damals an der Universität Stockholm, sollte zur Bewertung der Genotoxizität an Lymphozyten und/oder Fibroblasten der entnommenen Blutproben deren DNA-Reparaturfähigkeit bestimmen. Mosgöller/Kundi sollten DNA-Schäden mit dem Kleinkerntest (Comet-Assay) an Zellen der Wangenschleimhaut aufspüren und zusätzlich mit dem FRAS-Test (Free Radikal Analytical System) die Konzentration freier Radikale im Serum der Probanden messen. Eine Erhöhung der Konzentration wäre ein Hinweis auf Stress der Probanden gewesen, verursacht durch die HF-Exposition.

Der Start des Projekts und die erste Probennahme wurde mit einer Pressekonferenz gezielt in die Medien getragen. Die Begeisterung und Erwartungen waren hoch. Als aber der erste FRAS-Test nach Inbetriebnahme des Funkmasten an 70 Probanden ergab, dass weder Frauen noch Männer eine relevante Veränderung der Konzentration freier Radikale zeigte, erlosch das Interesse schnell und das Projekt versandete. Adlkofer stellte seinerzeit ernüchtert fest: "[...] So hat sich gezeigt, dass die Strahlenbelastung der einzelnen Studienteilnehmer unabhängig von der Exposition durch die neue Basisstation sehr verschieden ist. Der Grund dafür ergibt sich aus der Tatsache, dass es im täglichen Leben kaum noch strahlenfreie Bereiche gibt und dass deshalb mögliche gesundheitliche Auswirkungen einer Strahlenbelastung keineswegs durch Messung der von einer Basisstation ausgehenden Strahlung erfasst werden können. Dies muss in einer Hauptstudie durch eine entsprechende Änderung des Studienplans berücksichtigt werden." Zu der in Aussicht gestellten Hauptstudie ist es nicht mehr gekommen. Unklar ist auch, ob die geplanten Tests zur Bestimmung der Genotoxizität überhaupt noch durchgeführt wurden oder ob deren Ergebnisse ebenfalls belanglos waren und deshalb stillschweigend unter den Tisch fielen. Leider wurden im Oktober 2022 Belyaev und Mosgöller in Düsseldorf nicht danach befragt.

Worin sich die alte und die neue "Pionierstudie" unterscheiden, lässt sich ziemlich einfach durch Vergleich der preisgegebenen Informationen feststellen. Zum Mastbruch-Projekt nannte Adlkofer einige Daten (siehe Hintergrund), zum Projekt der KO-Ini gibt Moldan im ersten Video ab Minute 15:00 Auskunft. Beim Vergleich der Expositionswerte ist zu beachten, Moldan nennt explizit Spitzenwerte, bei Adlkofer ist unklar, ob Effektivwerte oder Spitzenwerte genannt werden (wahrscheinlich sind es Effektivwerte, da ein Mitarbeiter des Ecolog-Instituts gemessen hat).

Hintergrund
Zusammenfassung Mastbruch-Projekt 2010/2011 von Franz Adlkofer
IZgMF-Forumstrang Bluttests unter dem Funkturm (2010)
IZgMF-Forumstrang Mastbruch? Mastbruch! (2011)

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Motorola, Hirntumor, Kundi, Stiftung-Pandora, Mosgöller, Mastbruch, Belyaev, Blutprobe, Murray

"Kompetenzinitiative": Erst Mastbruch, dann Schiffbruch

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 16.05.2024, 20:49 (vor 172 Tagen) @ H. Lamarr

Die "Kompetenzinitiative" feiert ihre Studie im Frankenland als "Pionierstudie". Dabei gab es das alles schon einmal, nämlich ab 2010 in dem Ortsteil Mastbruch von Paderborn. Das Tolle daran ist: Igor Belyaev war auch damals schon mit dabei, zumindest war dies der Plan. Ebenso Kundi und Mosgöller. Das ist deshalb spannend, weil Belyaev, Kundi und Mosgöller im Hirntumor-Prozess in den USA (Murray et al. vs. Motorola et al.) als Gutachter der Anklage auftreten und die Ansicht vertreten, HF-EMF-Exposition erhöhe das Hirntumorrisiko.

Der Vollständigkeit halber: Am 1. August 2023 verwarf das Gericht in Washington D.C. zugunsten der Beklagten sämtliche Ansprüche der Kläger und stellte das Hirntumorverfahren in erster Instanz nach 22 Jahren Verfahrensdauer ein. Zuvor hatte das Gericht im April 2023 den Gutachten aller Sachverständigen der Kläger die Anerkennung als Beweismittel verweigert, da die Gutachten aus Sicht von Richter Irving den Anforderungen der "Rules of Evidence" nicht genügten. In der gegenwärtig laufenden Berufungsverhandlung wird u.a. geprüft, ob diese Entscheidung von Richter Irving rechtens war.

Viele Jahre zuvor konnte auch Lennart Hardell vor einem US-Gericht nicht bestehen. Offensichtlich haben mobilfunkkritische Wissenschaftler leichtes Spiel, Laien vom Risiko Mobilfunk zu überzeugen, nicht aber US-Gerichte. Wobei anzumerken ist, dass US-Richter keine "Superexperten" sind, sondern sich bei ihren Entscheidungen u.a. auf Kreuzverhöre stützen, bei denen sich Gutachter der Kläger harten Fragen der gegnerischen Anwälte stellen müssen, welche wiederum von den Gutachtern der Beklagten fachlich gebrieft wurden.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

"Athem 3" geht mit schlechtem Omen an den Start

H. Lamarr @, München, Sonntag, 02.06.2024, 20:23 (vor 155 Tagen) @ H. Lamarr

[...] Scheidsteger kündigt an, er werde bis etwa Ende 2022 eine "richtige Dokumentation" zu der Athem 3 genannten Studie fertigstellen können. Die Namensgebung sei eine Idee von Mosgöller gewesen.

Ich weiß nicht recht, ob Wilhelm Mosgöller da eine gute Idee hatte.

Denn den Stammlesern dieses Forums ist der "Reflex"-Skandal noch gut in Erinnerung. Dieser handelte von den Verfehlungen der Laborassistentin Elisabeth K., die den Verblindungscode der Expositionsapparatur kannte und so 2008 den Skandal um die "Reflex"-Nachfolgestudie Schwarz et al. (auch bekannt als Adlkofers "UMTS-Studie") kräftig befeuerte. Lerchls Fälschungsvorwürfe wollte ein Gutachter vor Gericht nicht bestätigen, da er Pfusch im Labor aus Ursache der statistisch wundersamen Studienergebnisse nicht ausschließen konnte.

Was aber hat der "Reflex"-Skandal mit "Athem" zu tun?

Diese Frage beantwortet dieses Posting aus dem Jahr 2010. Seinerzeit gab es nur das eine von der Auva finanzierte "Athem"-Projekt, deshalb wird dort nicht zwischen Athem1 und Athem2 differenziert, Athem3 hat mit diesen beiden Auva-Projekten, bis auf den Namen, ohnehin nicht das Geringste zu tun.

Wie in dem alten Posting zu lesen ist, trifft der "Reflex"-Skandal auch auf das erste Athem-Projekt zu, da die umstrittene Datenerhebung der "Reflex"-Nachfolgestudie durch die Laborassistentin K. Teil des Athem-Projekts war. Diese Verbindung der beiden Projekte war lange nicht bekannt.

Lerchl unterlag nur deshalb vor Gericht, weil er seinen Fälschungsverdacht mitunter auch als Tatsache behauptete, das Gericht seiner Beweisführung jedoch nicht folgen wollte. Wäre er konsequent beim Fälschungsverdacht geblieben, der Prozess hätte entweder nicht stattgefunden oder Lerchl hätte ihn gewonnen.

Wie dem auch sei, das "Reflex"-Projekt hat sich von dem Skandal nie erholt, auch wenn Adlkofer und seine Sprachrohre sehr bemüht waren, das Gegenteil zu bekunden. In der HF-EMF-Risikobewertung spielt "Reflex" schon lange keine Rolle mehr, maßgeblich auch deshalb, weil sämtliche Replikationsversuche scheiterten. Auch diesen Umstand versuchten Adlkofer & Co. verzweifelt zu entkräften, indem sie so hartnäckig wie irreführend behaupteten, "Reflex" sei mehrfach "bestätigt" worden.

Um es kurz zu machen: Der dunkle Schatten des verkorksten "Reflex"-Projekts liegt (zumindest teilweise) auch auf dem "Athem"-Projekt. Die Namensgebung Athem3 halte ich deshalb für unglücklich und sehe darin ein denkbar schlechtes Omen, dass es dieser Studie gelingen könnte, die wissenschaftliche Risikoeinschätzung von HF-EMF auch nur ein bisschen zu verändern. Sobald Athem3 publiziert wurde, lässt sich meine Behauptung an den später zu erwartenden Einschätzungen des Papers durch anerkannte wissenschaftliche Experten gut überprüfen. Die ebenfalls abzusehenden Jubel-Einschätzungen durch nicht anerkannte Experten mögen getrost in den Echokammern der Szene verhallen.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

"Athem 3": wenn Jubel weh tut

H. Lamarr @, München, Dienstag, 04.06.2024, 15:23 (vor 153 Tagen) @ H. Lamarr

Die ebenfalls abzusehenden Jubel-Einschätzungen durch nicht anerkannte Experten mögen getrost in den Echokammern der Szene verhallen.

Filmemacher Klaus Scheidsteger jubelte bereits, bevor Athem3 in einem Düsseldorfer Museum 2022 erstmals einem staunenden Laienpublikum präsentiert wurde. Um das Museum zu füllen, bewarb Scheidsteger die Veranstaltung im Webauftritt einer sogenannten Gesellschaft für Gesundheitsberatung GGB e.V. mit einem ungemein salbungsvollen Gastbeitrag. Kurioserweise beklagt er darin eine "auffällige PR-Kampagne" zugunsten 5G, nur um dann seine eigene Veranstaltung (er sitzt im Vorstand des Veranstalters, der sogenannten Kompetenzinitiative) auffällig enthusiastisch schönzureden. Ein paar Schnipsel daraus mögen meine Wertung belegen:

Unter den Referenten befinden sich hochkarätige Wissenschaftler und Forscher, Ingenieure und Physiker ...

... Experten, die teilweise schon seit Jahrzehnten im Mobilfunk unabhängig (!) forschen ...

... die gesamte Mobilfunk-Forscherwelt aufrütteln werden.

... eine Mannschaft zusammenzuführen, die ihresgleichen sucht.

... weltweite Nr.1 im Bereich der sogenannten HRV-Messungen ... bekannt und begehrt.

... Freuen Sie sich auf bahnbrechende Erkenntnisse ...

... der als DVD grade unter Pädagogen großen Anklang findet.

... Eine der wichtigen Broschüren der KI, die die Seilschaften einer fadenscheinigen Organisation und die Interessenkonflikte ihrer Mitglieder bloßstellt.

... Der aufsehenerregende Report erschien ...

Wunderbar.

Gespannt sein dürfen wir alle ...

Nun ist es aber an der Zeit, das Geheimnis zu lüften ...

... allesamt ausgestattet mit einem offenen, kritischen Blick auf die Welt.

Unschwer zu erkennen – in Düsseldorf jagt ein Highlight das nächste.

... wird unser Medienpartner OvalMedia aus Berlin gleich mit fünf Kameras anrücken.

Es ist unseren großzügigen Spendern und Sponsoren zu verdanken ...

Der Schwulst, der zwischen den Worten von Scheidstegers Text aufdringlich hervorquillt, ist mMn schwer zu ertragen. In Düsseldorf feierte sich die Szene denn auch vor zahlenmäßig kleinem Stammpublikum tapfer drei Tage lang selbst. Danach kam die Putztruppe. Die Türen schlossen sich wie immer knarrend, das Licht erlosch und das Museum fiel wieder in seinen Dornröschenschlaf. Der Spuk war vorüber. *seufz*. Man kann Herrn Scheidsteger nur wünschen, dass er nicht alles glaubt, was er denkt :-).

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Ko-Ini, Scheidsteger, Unabhängig, Marionetten, Stopfgänse, Alternativmedien, Ovalmedia, Athem3, Düsseldorf, GGB Lahnstein

RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum