Überflüssige Standortgutachten: sinnvoll wie Sand für Sahara (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 24.12.2012, 16:14 (vor 4386 Tagen) @ H. Lamarr

"Das Gutachten des Umweltinstituts München kam Richard Graf zufolge zu dem Ergebnis, dass es mehrere Möglichkeiten gäbe."

Nein, wer hätte das gedacht!

Es geht um ein Gutachten für angeblich gesundheitsverträglichere Standorte eines Tetra-Sendemasten.

Das Geschäft mit den Standort-Gutachten, es funzt und funzt und funzt. Ebenso gut hätte die Gemeinde Wemding ein Gutachten in Auftrag geben können, um das Risiko eines Sternschnuppeneinschlags abschätzen zu lassen. Hier wird aufgrund von künstlich erzeugter und subjektiv begründeter Angst, geschürt von organisierten Mobilfunkgegnern, Steuergeld zum Fenster hinausgeworfen. Da weder von Mobilfunk- noch von Tetra-Sendemasten eine Gefahr ausgeht, braucht es auch keine Gutachten, die "bessere" Standorte ausweisen. Sie sind bei Licht besehen überflüssig wie ein Kropf. Das es dennoch immer wieder zu solchen Aufträgen kommt ist in meinen Augen ein soziologisches Phänomen: Unbedarfte Lokalpolitiker sehen sich von aufgestachelten Bürgern unter Druck gesetzt und holen sich Rat von vermeintlich neutralen Beratern. Dass diese Berater alles andere als neutral sind, sollte eigentlich jedem einleuchten, denn jeder Standortplaner profitiert von der Angst der Leute, die seine Kunden sind. Wie diffizil so ein Geschäft eingefädelt wird, haben wir in dem Artikel Maximaler Profit mit minimaler Funkstrahlung beschrieben. Dieser IZgMF-Beitrag aus dem Jahr 2008 hat nichts an Aktualität eingebüßt. Die Figur dort ist fiktiv, die Geschichte selbst ist jedoch real. Niemand musste sie uns berichten, wir haben sie selbst erlebt.

Mobilfunk-Standortgutachten sind nicht für ein paar hundert Euro zu haben. Mindestens ein paar tausend müssen es schon sein. Je größer eine Gemeinde ist, desto teurer wird es, denn gängige Abrechnungsmodelle von Standortplanern orientieren sich an der Einwohnerzahl. Die Karten, Kernstück der Gutachten, werden mit Software und Flurkarten erstellt, sie entstehen quasi auf Knopfdruck. Der Rest ist Routine.

[Edit am 25.12.12, 00:44 Uhr]

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Krötenwanderung, Druck, Immissionsminimierung, Standortkonzept, Steuerverschwendung, Standortgutachten, Standortplaner, Standortverschiebung, Funktechanalyse, Volkswirtschaftlicher Schaden, fallbezogenes Vorsorgekonzept


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