HUJs Irrtümer (3): Schlafuntersuchung von Heidi Danker-Hopfe (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 09.10.2023, 20:05 (vor 359 Tagen) @ H. Lamarr

Um Schlafstörungen zu ermitteln, wurden Dörfer mit fahrbaren Mobilfunk-Sendeanlagen beschickt, deren Reichweite praktisch Null war, weil die Sendeantennen tiefer lagen als die ersten Nachbarhäuser oder die benachbarten Gelände-Erhebungen.

Gigaherz-Jakob hat das Design der Untersuchung nicht verstanden. Bereits 2008 nörgelte der Ex-Elektriker gewohnt polemisch u.a.:

Die Sendeleistung der fahrbaren Basisstation war viel zu tief.
[...]
Die Belastung bei den Probanden war höchst ungenügend.
[...]
Die Höhe der Antenne über Boden war viel zu tief
Die Höhe des Antennenmastes der fahrbaren Basisstation betrug gerade mal 10m. Das heisst, dass an etlichen Aufstellungsorten die Strahlung voll in die Nachbardächer hineinging und dahinter praktisch Ruhe herrschte. Die Bilder in der Studie zeigen auch bis zu 15m hohe Bäume und starke Geländeanstiege, welche die Ausbreitung der Strahlung weitgehend zum Erliegen brachte.
[...]
Die vertikalen Abstrahlwinkel der fahrbaren Basisstation sind unbekannt.
[...]

Alle diese Einwände sind ohne Belang, da die Test-Basisstation planmässig so aufgestellt und betrieben wurde, dass an den Schlafplätzen der Probanden nicht irgendwelche Funkfelder ankamen, sondern welche mit einer vom Studiendesign gewollten elektrischen Feldstärke von 0,1 V/m bis 1 V/m. Wie oben erwähnt, deckte dieser Feldstärkebereich seinerzeit das Gros der Funkimmission ab, das die Bevölkerung durch Mobilfunk erfahren hat. Aus meiner Sicht ein durchaus sinnvoller Ansatz, um der damals weit verbreiteten Behauptung nachzugehen, Mobilfunk würde zu massiven Schlafstörungen in der Bevölkerung führen.

Dem Schweizer Ex-Elektriker wäre es lieber gewesen, die Probanden wären mit 5 V/m und mehr befeldet worden. Das aber wäre für die Aussagekraft der aufwendigen Untersuchung von Nachteil gewesen. Was immer dann das Ergebnis gewesen wäre, es hätte nur für einen winzig kleinen Teil der Bevölkerung Gültigkeit gehabt, denn 2007 waren mit Sicherheit noch viel weniger Menschen einer solchen höheren Immission ausgesetzt als heute. Als Beleg dafür mag wieder die unspektakuläre Immissionsverteilung in Frankreich vor Einführung von 5G herhalten, die bei keinem der 1358 untersuchten Funkstandorte eine Immission größer 4 V/m ergab. Jakob gaukelte 2008 seinen Lesern mit Bild 2 in seinem Beitrag Immissionen deutlich über 1 V/m vor, welche Anwohner angeblich "in der Realität zu ertragen haben".

Was der betagte Berufsdesinformant dabei verschweigt: Die von ihm genannten Immissionswerte sind keine Messwerte, sondern auf maximale Anlagenauslastung hochgerechnete Planungswerte der Mobilfunknetzbetreiber inklusive Sicherheitsfaktoren, damit die Schweizer Anlagegrenzwerte (maximal 6 V/m) unter allen Umständen eingehalten werden. Ein nachvollziehbar konservativer Ansatz, denn kein Netzbetreiber will sich bei Nachmessungen an seinen Anlagen gerne den Vorwurf gefallen lassen, ein verordneter Anlagegrenzwert sei nennenswert überschritten worden. Im Klartext: Die von Jakob genannten Immissionswerte können theoretisch in der Silvesternacht erreicht werden, den Rest eines Jahres werden sie üblicherweise deutlich unterschritten, insbesondere nachts, wenn das Verkehrsaufkommen im Mobilfunk ohnehin schwach ist.

Hintergrund
Schweiz: Mobilfunkantennen strahlen zu stark – Fake oder wahr?

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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