MOBI-Kids Resultate publiziert (Allgemein)
e=mc2, Donnerstag, 30.12.2021, 17:07 (vor 1044 Tagen)
MOBI-Kids ist eine Fall-Kontrollstudie zum Hirntumorrisiko von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Zusammenhang mit der Nutzung von drahtlosen Kommunikationsgeräten, welche in 14 Ländern durchgeführt wurde. Die Resultate wurden schon seit Jahren erwartet und sind nun heute publiziert worden. Das Verdikt ist klar, keine Hinweise auf einen Zusammenhang. Die Autoren schreiben zwar ein kleines Restrisiko könne nicht ausgeschlossen werden. Aber dafür gibt es keine guten Argumente. Grad so gut hätten sie auch schreiben können, dass die beobachtete Abnahme des Tumorrisikos mit zunehmender Mobiltelefonnutzung tatsächlich kausal sein könnte. Aber auch dafür gibt es keine guten Argumente.
Mit diesen neuen Studienergebnisse wird es nun noch schwieriger zu behaupten, dass Mobilfunkstrahlung Krebs erzeugt.
Tags:
Kinder, Hirntumor, Handynutzung, Mobi-Kids
MOBI-Kids Resultate publiziert
H. Lamarr , München, Donnerstag, 30.12.2021, 18:35 (vor 1044 Tagen) @ e=mc2
MOBI-Kids ist eine Fall-Kontrollstudie zum Hirntumorrisiko von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Zusammenhang mit der Nutzung von drahtlosen Kommunikationsgeräten, welche in 14 Ländern durchgeführt wurde. Die Resultate wurden schon seit Jahren erwartet und sind nun heute publiziert worden. Das Verdikt ist klar, keine Hinweise auf einen Zusammenhang. Die Autoren schreiben zwar ein kleines Restrisiko könne nicht ausgeschlossen werden. Aber dafür gibt es keine guten Argumente. Grad so gut hätten sie auch schreiben können, dass die beobachtete Abnahme des Tumorrisikos mit zunehmender Mobiltelefonnutzung tatsächlich kausal sein könnte. Aber auch dafür gibt es keine guten Argumente.
Das ist eine schöne Meldung zum Jahresausklang, auch wenn zu erwarten ist, dass die "Gegenseite" umgehend versuchen wird, das eine oder andere Haar in der Mobi-Kids-Suppe zu finden. Doch das wäre nur normal und mMn auch legitim, andersherum läuft es ja genauso. Spannend wird sein zu beobachten, wie die Anti-Mobilfunk-Szene mit dem für sie enttäuschenden Ergebnis umgehen wird. Üblicherweise entwickelt sie in solchen Fällen eine überaus starke partielle Kurzsichtigkeit. Wenn ihr dies sogar bei einer wichtigen Großstudie wie Mobi-Kids gelingt, die sich auch in den Medien niederschlagen dürfte, wäre dies so eindeutig selektiv, dass sie sich selbst damit ins Abseits manövrieren würde. Ergo rechne ich damit, dass zumindest der eine oder andere Akteur (z.B. Diagnose-Funk) zähneknirschend die Quadratur des Kreises versuchen wird .
Sehr viele werden jetzt erleichtert aufatmen, verbohrte Mobilfunkgegner wohl eher nicht. Möglicherweise wird unter den Enttäuschten auch Franz Adlkofer sein, dessen geplante Mophorad-Studie von der Mobi-Kids-Studie im Rennen um Fördermittel das Nachsehen hatte. Den Verschwörungsmythos, der sich um dieses Duell rankt, kann man z.B. hier nachlesen. Und ein paar Hintergrundinformationen über die überaus lange andauernde Geburt der Mobi-Kids-Studie gibt es dort.
Und: Bezüglich der bis 2024 geplanten Neubewertung des EMF-Krebsrisikos durch IARC dürfte Mobi-Kids der Siegesgewissheit einiger Mobilfunkkritiker einen ordentlichen Dämpfer verpassen .
Noch ist es an der Medienfront totenstill.
Das 2014 publizierte Studienprotokoll gibt es hier.
[Admin: Link zum Studienprotokoll hinzu gefügt am 10.01.2022]
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
MOBI-Kids: Studienkritik von Hardell & Moskowitz
H. Lamarr , München, Dienstag, 17.05.2022, 01:49 (vor 907 Tagen) @ H. Lamarr
Das ist eine schöne Meldung zum Jahresausklang, auch wenn zu erwarten ist, dass die "Gegenseite" umgehend versuchen wird, das eine oder andere Haar in der Mobi-Kids-Suppe zu finden.
Am 5. Mai 2022 brachte die Fachzeitschrift Reviews on Environmental Health online eine Open-Access-Kritik von Lennart Hardell und Joel M. Moskowitz an der Mobi-Kids-Studie: A critical analysis of the MOBI-Kids study of wireless phone use in childhood and adolescence and brain tumor risk (Volltext, PDF, 13 Seiten). Microwave News machte am 15. Mai als Erster öffentlich darauf aufmerksam. Spektakuläre Ungereimtheiten bei den Ergebnissen, wie sie z.B. der Wiener HF-Studie des "Reflex"-Projekts anhaften, konnten die beiden Kritiker nicht finden. Stattdessen bemängeln sie im Wesentlichen das Studiendesign. Der Abstract nennt Details, mit denen Fachleute möglicherweise etwas anfangen können, nicht aber Laien, vom knackigen Schlusssatz, der auf Moskowitz' Einfluss bei der Kritik hindeutet, einmal abgesehen.
Die Fall-Kontroll-Studie MOBI-Kids über die Nutzung von Mobiltelefonen und das Hirntumorrisiko im Kindes- und Jugendalter umfasst Fälle der Altersgruppe 10-24 Jahre, die zwischen 2010 und 2015 diagnostiziert wurden. Insgesamt befand die Studie kein erhöhtes Risiko, für Hirntumore in der Schläfenregion wurde jedoch ein erhöhtes Risiko in den Altersgruppen 10-14 und 20-24 Jahre gefunden. Die meisten Odds-Ratios (ORs) in der MOBI-Kids-Studie waren <1,0, einige davon statistisch signifikant, was auf eine präventive Wirkung von HF-Strahlung hindeutet; dies steht im Gegensatz zu den derzeitigen Erkenntnissen über die Karzinogenese von Hochfrequenz (HF). Diese Ergebnisse von MOBI-Kids sind biologisch nicht plausibel und deuten darauf hin, dass die Studie aufgrund methodischer Probleme fehlerhaft ist. So wurden beispielsweise nicht alle Hirntumorfälle einbezogen, da zentral gelegene ausgeschlossen wurden. Besser wäre es gewesen, alle Hirntumorfälle unabhängig von der Histopathologie und der anatomischen Lokalisation einzubeziehen. Es wurden nur chirurgische Kontrollen mit Blinddarmentzündung verwendet, anstatt bevölkerungsbasierte Kontrollen aus demselben geografischen Gebiet wie die Fälle. Tatsächlich wurde ein erhöhtes Auftreten von Blinddarmentzündungen im Zusammenhang mit HF-Strahlung postuliert, was die Auswahl der Kontrollgruppe in der MOBI-Kids-Studie fragwürdig erscheinen lässt. Der Beginn der Nutzung von Mobiltelefonen bis zu zehn Jahre vor der Diagnose wurde in einigen Analysen in die nicht exponierte Gruppe einbezogen. So wurden wichtige Ergebnisse, die eine späte Karzinogenese, einen Promotor-Effekt, belegen, aus der Analyse herausgenommen und könnten die wahren Risiken unterschätzen. Der lineare Trend war in einigen Analysen statistisch signifikant für die Berechnung des HF-spezifischen Energieeintrags und des durch NF-Exposition induzierten Stroms im Zentrum des Tumors. Dazu wären zusätzliche Einzelfallanalysen erforderlich gewesen. Die Daten aus dieser Studie sollten unter Verwendung einer unkonditionalen Regressionsanalyse, die um potenzielle Störfaktoren bereinigt ist, erneut analysiert werden, um die statistische Aussagekraft zu erhöhen. Dann könnten alle antwortenden Fälle und Kontrollen in die Analysen einbezogen werden. Zusammenfassend sind wir der Meinung, dass die in dieser Arbeit berichteten Ergebnisse nicht interpretierbar sind und deshalb verworfen werden sollten.
Kommentar: Die Autoren der Mobi-Kids-Studie werden aller Voraussicht nach die Kritik nicht auf sich sitzen lassen, sondern umgehend mit einer Replik antworten. Darauf dürften Hardell und Moskowitz mit einer Duplik antworten, die wiederum eine Triplik der Autoren nach sich ziehen könnte und so weiter. Im Verlauf dieser wissenschaftlichen Auseinandersetzung dürfte für Laien die ohnehin jetzt schon dünne Luft noch dünner werden und die Plätze auf den Zuschauerbühnen zügig leeren. Zu dumm .
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MOBI-Kids: Studienkritik von Hardell & Moskowitz (II)
H. Lamarr , München, Montag, 23.05.2022, 00:14 (vor 901 Tagen) @ H. Lamarr
Mit ihrer 13 Druckseiten umfassenden Studienkritik an Mobi-Kids haben sich Hardell und Moskowitz augenscheinlich richtig Mühe gegeben, die Großstudie gründlich zu entwerten. Doch was wäre gewesen, wäre diese multinationale Studie nicht zu entwarnenden Ergebnissen gekommen, sondern zu alarmierenden? Hätten Hardell & Moskowitz sich dann ebenfalls kritisch zu Wort gemeldet – oder geschwiegen? Das Posting geht dieser Frage mit Bordwerkzeugen nach.
In kontrovers diskutierten wissenschaftlichen Streitfragen ist es nicht ungewöhnlich, dass, wenn eine Streitpartei Studienergebnisse vorlegt, die andere Streitpartei versucht, diese zu entwerten. Findet das Ganze leidenschaftslos mit guten Sachargumenten auf wissenschaftlichem Niveau statt, hilft so ein Streit die Erkenntnislage in der Streitfrage Stück für Stück zu bessern, indem z.B. Schwächen eines Studiendesigns erkannt und Fehler nicht wiederholt werden.
Was aber, wenn eine Studie ohne vermeidbare Schwächen nur deshalb angegriffen wird, weil sie zu Ergebnissen gekommen ist, die z.B. den materiellen Zielen einer Interessengruppe zuwider laufen? Sichergestellte und öffentlich gemachte interne Dokumente der Tabakindustrie zeigen, solche Fälle hat es tatsächlich gegeben und Big Tobacco war nicht zimperlich, gegen missliebige Studien das Störfeuer zu eröffnen – auch mit Hilfe ihr zugetaner Wissenschaftler. Ziel war nicht die Vernichtung des Gegners, es genügte vollauf, Zweifel an der Integrität der Studienautoren und ihrer Arbeit zu wecken. Diese Strategie der gezielten Entwertung von Störern praktiziert Homo Sapiens mutmaßlich in allen Lebenslagen, seitdem er genug Grips dafür entwickelt hat. So half schon den alten Römern die berühmte Frage Cui bono? (wem zum Vorteil?), Verbindungen zwischen Störern und Gestörten ausfindig zu machen. Die Idee für dieses Posting geht jedoch konkret auf diesen Gedanken des Forumteilnehmers "e=mc2" zurück.
Was also spricht dafür, dass Mobilfunkkritiker eine Studie erst dann angreifen, wenn sie die Studie als missliebig identifizieren können? Im Fall von Mobi-Kids gibt es dafür einige Anhaltspunkte.
Mobi-Kids-Studienprotokoll seit 2014 öffentlich und unentgeltlich zugänglich
Das Mobi-Kids-Studiendesign muss bereits vor 2009 entworfen worden sein, denn bei der ersten Erwähnung der Studie hier im Forum ging es bereits um deren Start. Spätestens seit Mai 2009 hätten Mobilfunkkritiker sich also für diese Großstudie interessieren können. Im September 2014 legten die Mobi-Kids-Studienautoren Siegal Sadetzki et al. nach und publizierten für jeden einsehbar das Studienprotokoll, das detailliert den Ablauf der Mobi-Kids-Studie schildert. Damit lagen, bis auf die Resultate, alle Karten auf dem Tisch, öffentliche Kritik von Mobilfunkkritikern am Studienprotokoll gab es damals jedoch nicht.
Hardell & Moskowitz rennen offene Türen ein
Knapp zwei Monate nach Erscheinen der Mobi-Kids-Ergebnisse reichten die beiden Studienkritiker ihre Entgegnung als Manuskript ein. Im Abstract schreiben sie u.a. "Die meisten Odds-Ratios (ORs) in der MOBI-Kids-Studie waren <1,0, einige davon statistisch signifikant, was auf eine präventive Wirkung von HF-Strahlung hindeutet; dies steht im Gegensatz zu den derzeitigen Erkenntnissen über die Karzinogenese von Hochfrequenz (HF). Diese Ergebnisse von MOBI-Kids sind biologisch nicht plausibel und deuten darauf hin, dass die Studie aufgrund methodischer Probleme fehlerhaft ist."
Wer nur den Abstract der Kritiker liest könnte nun glauben, sie hätten einen eklatanten Schwachpunkt als Erste entdeckt. Ein Irrtum, denn wie man hier erfahren kann, ist das Problem mit den unplausiblen ORs den Studienautoren nicht verborgen geblieben, von ihnen diskutiert und mit einer Ursachenvermutung versehen worden. Entwerten diese unplausiblen ORs die gesamte Studie? Das BfS schreibt dazu: "Aufgrund möglicher Verzerrungsquellen, die in Fall-Kontroll-Studien trotz größter Sorgfalt und größtem Aufwand vorhanden sein können, kann auch auf Basis dieser Studienergebnisse ein kleiner Risikoanstieg nicht völlig ausgeschlossen werden. Insgesamt sprechen die Beobachtungen der Studie aber deutlich gegen ein substantiell erhöhtes Risiko von Hirntumoren durch die Nutzung von Mobiltelefonen und kabellosen Telefonen bei Kindern und Jugendlichen." Diese Sicht einer deutschen Behörde weicht erheblich von Hardells und Moskowitz' Résumé ab, das ein Verwerfen der Mobi-Kids-Studie fordert.
Nächster Punkt im Abstract der Kritiker: "Es wurden nur chirurgische Kontrollen mit Blinddarmentzündung verwendet, anstatt bevölkerungsbasierte Kontrollen aus demselben geografischen Gebiet wie die Fälle." Ja, gute Frage, wieso zum Teufel wurde die Kontrollgruppe bei Mobi-Kids ausgerechnet mit Kindern und Jugendlichen gebildet, die wegen Blinddarmentzündung ins Krankenhaus eingeliefert wurden? Das klingt absurd! Die Studienautoren erklären diese spezielle Kontrollgruppe damit, es wäre erfahrungsgemäß äußerst schwierig geworden anderweitig in dieser Altersgruppe eine ausreichend große Kontrollgruppe auf die Beine zu stellen. Also habe man sich entschlossen, passende Blinddarm-Patienten zu akquirieren, die in ausreichender Anzahl in Krankenhäusern zur Verfügung standen und vielleicht über etwas Abwechslung ganz froh waren. Dieses Vorhaben ist auch im Studienprotokoll von 2014 beschrieben, damals aber schwiegen die Kritiker.
Nächster Punkt im Abstract der Kritiker: "Tatsächlich wurde ein erhöhtes Auftreten von Blinddarmentzündungen im Zusammenhang mit HF-Strahlung postuliert, was die Auswahl der Kontrollgruppe in der MOBI-Kids-Studie fragwürdig erscheinen lässt." Ja, gut, aber warum habt ihr das nicht schon 2014 anlässlich der Veröffentlichung des Studienprotokolls bemängelt? Moment mal: Wer war das, der Blinddarmentzündungen im Zusammenhang mit HF-Strahlung beobachtet haben will. Freundlicherweise nennen die beiden Kritiker als Quelle 53: Becker RO, Selden G, Guarnaschelli MD, editors. The body electric: electromagnetism and the foundation of life. New York: William Morrow Paperbacks; 1998.
Robert O. Becker war gemäß Wikipedia ein US-amerikanischer Orthopäde und Spezialist für Elektrotherapie. Das riecht nach Humbug, Becker war dem EMF-Portal zufolge aber wohl ein ernsthafter Wissenschaftler. Und in seinem Buch "The body electric" wird tatsächlich der Begriff "appendicitis" auf 364 Seiten genau 1-mal erwähnt. Becker spricht an dieser Stelle jedoch nicht von eigener EMF-Forschung, sondern von sowjetischer. Zinaida V. Gordon und Maria N. Sadchikova vom sowjetischen Institut für Arbeitshygiene und Berufskrankheiten hätten 1971 anlässlich einer Konferenz in Warschau eine umfassende Reihe von Symptomen benannt, die sie als Mikrowellenkrankheit bezeichneten. Die ersten Anzeichen seien niedriger Blutdruck und langsamer Puls. Die späteren und häufigsten Erscheinungsformen seien eine chronische Erregung des Sympathikus (Stresssyndrom) und Bluthochdruck. In dieser Phase träten häufig auch Kopfschmerzen, Schwindel, Augenschmerzen, Schlaflosigkeit, Reizbarkeit, Übelkeit, Magenschmerzen, nervöse Anspannung, Konzentrationsschwierigkeiten, Haarausfall sowie ein häufigeres Auftreten von Blinddarmentzündungen, grauem Star, Fortpflanzungsproblemen und Krebs auf. Das ist alles, mehr steht bei Becker nicht über Blinddarmentzündungen, vor allem gibt es keinerlei Angaben, unter welcher EMF-Immission (Typ, Intensität, Dauer ...) die geschilderten Symptome auftraten. Wer das selbst an einer Fotokopie des Originalbuchs auf Seite 315 nachlesen möchte, kann das PDF hier laden.
Quelle 53 ist damit eine reichlich trübe Sekundärquelle, mit der sich ein Zusammenhang zwischen Blinddarmentzündungen und EMF-Einwirkung nicht auf wissenschaftlich brauchbarem Niveau nachweisen lässt, wohl aber für entsprechend konditioniertes Laienpublikum.
Damit breche ich das Posting, weil es schon spät ist und ich noch anderes vorhabe, an dieser Stelle ab. Die noch fehlende Schlussfolgerung aus der Faktensammlung oben hole ich später (Teil III) nach.
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Strategie, Entwertung, Hardell, Moskowitz, Tabak-Library, Zweifel säen, MOBI-Kid, Blinddarmentzündung
MOBI-Kids: Studienkritik von Hardell & Moskowitz (II)
Schutti2, Montag, 23.05.2022, 15:02 (vor 900 Tagen) @ H. Lamarr
Doch was wäre gewesen, wäre diese multinationale Studie nicht zu entwarnenden Ergebnissen gekommen, sondern zu alarmierenden?
Mobi-Kids-Studienprotokoll seit 2014 öffentlich und unentgeltlich zugänglich
Damit lagen, bis auf die Resultate, alle Karten auf dem Tisch, öffentliche Kritik von Mobilfunkkritikern am Studienprotokoll gab es damals jedoch nicht.
"Ist dem Menschen etwas nicht recht, so kann er sich sehr scharfsinnig dagegen wehren und sehr kritisch erscheinen; passt ihm aber etwas in seinen Kram, so kann er sich dagegen sehr leichtgläubig zeigen."
(Siegmund Freud)
Wirklich scharfsinnig ist die Geschichte mit dem Blinddarm (schön recherchiert!) zwar nicht, aber in der Zweitverwertung für die Laien-Zielgruppe mag es reichen.
MOBI-Kids Resultate publiziert: Kundi ohne Interessenkonflikt?
Alexander Lerchl , Donnerstag, 30.12.2021, 20:16 (vor 1044 Tagen) @ e=mc2
MOBI-Kids ist eine Fall-Kontrollstudie zum Hirntumorrisiko von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Zusammenhang mit der Nutzung von drahtlosen Kommunikationsgeräten, welche in 14 Ländern durchgeführt wurde. Die Resultate wurden schon seit Jahren erwartet und sind nun heute publiziert worden. Das Verdikt ist klar, keine Hinweise auf einen Zusammenhang. Die Autoren schreiben zwar ein kleines Restrisiko könne nicht ausgeschlossen werden. Aber dafür gibt es keine guten Argumente. Grad so gut hätten sie auch schreiben können, dass die beobachtete Abnahme des Tumorrisikos mit zunehmender Mobiltelefonnutzung tatsächlich kausal sein könnte. Aber auch dafür gibt es keine guten Argumente.
Mit diesen neuen Studienergebnisse wird es nun noch schwieriger zu behaupten, dass Mobilfunkstrahlung Krebs erzeugt.
Good News! Danke für den Hinweis. Alles in Übereinstimmung mit physikalischen Gesetzen (die Quantenenergie ist in dem Frequenzbereich des Mobilfunks zu gering, um DNA-Schäden zu verursachen) und den allermeisten der bisherigen Publikationen. Interessanter Aspekt: das Erkrankungsrisiko im Vergleich zur Kontrollgruppe ist immer geringer als 1, wenn auch nicht signifikant, so was kam schon bei der Interphone-Studie heraus. Interessant auch: Mitautor ist Michael Kundi von der MedUni Wien, der angeblich (jedenfalls laut der Declaration of Competing Interest: "The authors declare that they have no known competing financial interests or personal relationships that could have appeared to influence the work reported in this paper.") keinen Interessenkonflikt hat. Wirklich nicht? Immerhin ist er im Stiftungsrat der Stiftung Pandora, zusammen mit Franz Adlkofer und Karl Richter.
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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert
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Interessenkonflikt, Kundi, Mobi-Kids, Stiftung Pandora
MOBI-Kids Resultate publiziert: Kundi ohne Interessenkonflikt?
KlaKla, Freitag, 31.12.2021, 09:28 (vor 1044 Tagen) @ Alexander Lerchl
bearbeitet von KlaKla, Freitag, 31.12.2021, 10:04
... Interessant auch: Mitautor ist Michael Kundi von der MedUni Wien, der angeblich (jedenfalls laut der Declaration of Competing Interest: "The authors declare that they have no known competing financial interests or personal relationships that could have appeared to influence the work reported in this paper.") keinen Interessenkonflikt hat. Wirklich nicht? Immerhin ist er im Stiftungsrat der Stiftung Pandora, zusammen mit Franz Adlkofer und Karl Richter.
Mir sagt es, dass Kundi seine Mitgliedschaft im Stiftungsrat der Stiftung Pandora "korrekt" einordnet. Die Stiftung Pandora ist das Sprachrohr eines einzigen Mannes. Lass man ihn doch sein Spielzeug. Die Namen Kundi und Richter sind mVn nur Platzhalten um Laien vorzugaukeln, diese Stiftung ist wichtig. Außerhalb der Echokammer ist sie bedeutungslos und daher nicht erwähnenswert.
Bin gespannt, mit welchen Trick die selbst ernannten Experten aus der Echokammer diese Studie versuchen zu entwerten.
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Meine Meinungsäußerung
Mobi-Kids: Marc Arazi sucht Haare in der Suppe
H. Lamarr , München, Sonntag, 27.02.2022, 20:15 (vor 985 Tagen) @ Alexander Lerchl
Dr. med. Marc Arazi trat 2018 den Mobilfunkkritikern in Frankreich bei und gewann mit dem "Phongate-Skandal" eine gewisse Popularität unter seinen Gesinnungsfreunden. Da die Mobi-Kids-Großstudie nicht alarmierende, sondern entwarnende Ergebnisse zeigt, löst sie in der Anti-Mobilfunk-Szene zwangsläufig einen Entwertungsreflex aus. Auf der Suche nach Haaren in der Suppe ist Arazi jetzt prompt fündig geworden – zumindest glaubt er das.
Zuerst fiel Arazi auf: In der Veröffentlichung der Mobi-Kids-Studie fehlte die Textpassage, in der üblicherweise über Interessenkonflikte der Autoren Auskunft gegeben wird. Das ist ein valider Punkt. Er fragte, auch das ist in Ordnung, bei der Studienkoordinatorin Elisabeth Cardis nach. Sie bestätigte seinen Einwand und teilte mit, die fehlende Textpassage sei offensichtlich vergessen worden und werde umgehend nachträglich in die Publikation eingefügt. So geschah es dann auch und wer die Studie heute im www abruft, erfährt:
Declaration of Competing Interest
M Kundi is an expert witness in a court case in Washington D.C.
Although not a competing financial interest, D. Krewski holds a peer-reviewed university-industry chair in risk science administered by the Natural Sciences and Engineering Research Council of Canada (NSERC – Industrial Research Chairs Grants (nserc-crsng.gc.ca)). The Canadian Wireless Telecommunications Association was a past partner in this program, but had no active role in the research program of the Chair, which operates independently of the industrial partners. Dr. Krewski also serves as Chief Risk Scientist and CEO for Risk Sciences International (www.risksciences.com) a Canadian company established in 2006 in partnership with the University of Ottawa, which has conducted contract work on radiofrequency fields for Canadian federal government clients. F. Momoli also is a scientist at Risk Sciences International.
Before 2015 J Wiart was an employee of Orange. At that time, his work in the study was limited to dosimetry. In 2015 he became Ingenieur General des Mines, employed by the Institut Mines-Télécom, a state academic institute. J Wiart has no conflict of interest to declare.
Der Nachtrag brachte den Franzosen aber erst recht auf Touren. Am 3. Februar 2022 erregte er sich zuerst darüber, dass mit J. Wiart ein Mitarbeiter des Mobilfunknetzbetreibers Orange an der Mobi-Kids-Studie beteiligt war. Da die Studie zur treffsicheren Abschätzung der Exposition u.a. von den Netzbetreibern gespeicherte individuelle Nutzungsdaten der Studienteilnehmer auswertete, halte ich die Mitarbeit von Orange nicht für verwerflich, sondern für erforderlich. Irgendwelche Hinweise auf ein Fehlverhalten Wiarts benennt Arazi nicht, er belässt es beim Generalverdacht, Mitarbeiter eines Netzbetreibers könnten nur Böses im Schilde führen. Arazis Einlassung gegen Wiart sehe ich deshalb nicht als validen Punkt.
Anscheinend war auch Arazi mit seiner Einlassung vom 3. Februar nicht glücklich und schob deshalb am 10. Februar weitere Vorwürfe nach. Jetzt hatte er vier weitere Orange-Mitarbeiter ausgemacht, die an Mobi-Kids mitgewirkt haben sollen. Drei davon tauchen im Literaturverzeichnis als Autoren auf, mit Mühe ließe sich also herausfinden, ob die neuen Verdächtigen ebenso wie Wiart mit der Dosimetrie zu tun hatten. Auch hier beließ es Arazi jedoch beim Generalverdacht. Mir ist das zu einfach, einen validen Punkt zugunsten Arazis kann ich auch hier nicht erkennen.
Am 25. Februar holte Arazi zum nächsten Schlag aus. Diesmal traf es den kanadischen Studienautor Daniel Krewski. Er wird u.a. beschuldigt von 1999 bis zur Auflösung 2015 Präsident des Wireless Information Resource Center (WIRC) gewesen zu sein. WIRC und das McLaughlin Center hätten von der Canadian Wireless Telecommunications Association (CWTA) für Hochfrequenzforschung und Informationsverbreitung insgesamt Zuwendungen in der Größenordnung von zwei Millionen kanadischen Dollar (1,4 Millionen Euro) erhalten.
Einer amtlichen kanadischen Quelle zufolge war WIRC eine gemeinnützige Organisation, die unabhängige und unparteiische Informationen über die Forschung zu gesundheitlichen Auswirkungen der Funktechnik bereitstellte und später dem McLaughlin Center for Population Health Risk Assessment angeschlossen wurde. Anscheinend war das WIRC ein Konstrukt vergleichbar zur Schweizer Forschungsstiftung Strom und Mobilkommunikation (FSM) und zur Ende 2009 verstorbenen deutschen Forschungsgemeinschaft Funk (FGF), die ebenfalls aber nicht ausschließlich von der Mobilfunkindustrie finanziert wurde. Einerseits stellte die FGF erstklassige Informationen über das "Risiko Mobilfunk" bereit, andererseits litt auch sie immer unter dem Generalverdacht der Parteilichkeit aufgrund ihrer Finanzierung. Von einem Bagatellvorfall abgesehen ist mir jedoch kein konkretes Fehlverhalten der FGF in Erinnerung geblieben. Im Gegenteil. Nach anfänglichem Misstrauen konnte ich mich irgendwann der Erkenntnis anschließen, dass es völlig in Ordnung ist, wenn sich die Mobilfunkindustrie finanziell an der Erforschung des Risikos Mobilfunk beteiligt, schließlich ist sie auch Verursacher dieses Risikos. Wenn eine "Firewall" eine interessengelenkte Einflussnahme der Industrie auf Forschungsprojekte verhindert, sehe ich Industriegeld unkritisch. Ob es eine wirksame "Firewall" bei der WIRC gab, wäre eine Rechercheaufgabe. Bei der FGF war sie insofern gegeben, weil diese jede Menge namhafte Mitglieder aufwies, die einen guten Ruf zu verlieren hatten, hätte sich die FGF als Handlanger der Industrie entpuppt.
Alles in allem kann ich Arazis Kampagne nicht viel abgewinnen. Aus meiner Sicht hat er keine scharfe Munition und muss deshalb viel Pulverdampf verbreiten, um Gefechtslärm vorzutäuschen wo Grabesstille herrscht. Die Kampagne gegen Mobi-Kids erinnert damit an viele andere Kampagnen organisierter Mobilfunkgegner, die sich als Strohfeuer herausstellten. Die meisten richteten sich gegen unliebsame Personen wie Bernhardt, Silny, Lerchl, Röösli oder Repacholi. Jetzt ist es nicht anders, eigentlich will Arazi die Mobi-Kids-Studie entwerten. Da er dazu keinen einzigen sachlichen Fakt vorbringt, von der vergessenen DOI einmal abgesehen, arbeitet er sich auf die traditionelle Weise ab, indem er versucht, an Mobi-Kids beteiligte Personen in Misskredit zu bringen. Möglicherweise war Franz Adlkofer für diese Form der Auseinandersetzung stilprägend. Nachdem er ab 2008 meiner Einschätzung nach dem Fälschungsverdacht Lerchls auf wissenschaftlichem Parkett nicht allzu viel entgegenhalten konnte, verlagerte er den Streit um "Reflex" von der Wissenschaft in die Gerichtssäle und starte mit Unterstützung seiner Sprachrohre eine bis heute andauernde Kampagne, die nur ein Ziel hat: Die Integrität seines Kontrahenten rückwirkend bis zur Steinzeit und vorauswirkend bis zum Jüngsten Gericht zu zerbröseln.
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Mobi-Kids: Diagnose-Funk entlastet Joe Wiart
H. Lamarr , München, Dienstag, 01.03.2022, 00:54 (vor 984 Tagen) @ H. Lamarr
Der Nachtrag brachte den Franzosen aber erst recht auf Touren. Am 3. Februar 2022 erregte er sich zuerst darüber, dass mit J. Wiart ein Mitarbeiter des Mobilfunknetzbetreibers Orange an der Mobi-Kids-Studie beteiligt war. Da die Studie zur treffsicheren Abschätzung der Exposition u.a. von den Netzbetreibern gespeicherte individuelle Nutzungsdaten der Studienteilnehmer auswertete, halte ich die Mitarbeit von Orange nicht für verwerflich, sondern für erforderlich. Irgendwelche Hinweise auf ein Fehlverhalten Wiarts benennt Arazi nicht, er belässt es beim Generalverdacht, Mitarbeiter eines Netzbetreibers könnten nur Böses im Schilde führen. Arazis Einlassung gegen Wiart sehe ich deshalb nicht als validen Punkt.
Wie dünn das Eis ist, auf das sich Arazi begeben hat, zeigt der kuriose Umstand, dass ausgerechnet der Stuttgarter Anti-Mobilfunk-Alarmverein Diagnose-Funk den angeblich bösen Joe Wiart entlastet. Nur wissen davon die Stuttgarter mit hoher Wahrscheinlichkeit noch gar nichts. Das kam so:
Für einen "Brennpunkt" sammelte Diagnose-Funk 2011 Belastungsmaterial, das beweisen sollte, Handystrahlung (SAR) sei noch viel schlimmer als gedacht, besonders für Kinder. Verwurstet wurde, was bei Drei nicht auf den Bäumen war. Tja, deshalb ging prompt auch Wiart ins Netz, weil er 2008 eine Studie veröffentlichte, die den Stuttgartern gefallen hat. In besagtem Brennpunkt heißt es dazu:
[...] Wiart et al. (2008) verwendete Magnetresonanztomographien von Kindern im Alter zwischen 5 und 8 Jahren und fand heraus, dass bei diesen Kindern der SAR-Wert zweimal so hoch lag wie bei Erwachsenen [...]
Und nun, Herr Arazi?
Keinen Anstoß nahm Diagnose-Funk daran, dass Wiart sich anlässlich seiner Veröffentlichung ordentlich als Mitarbeiter des Ex-Monopolisten France Telecom zu erkennen gab (entspricht in Deutschland der Deutschen Telekom) und schon 2008 eine Orange-E-Mail-Adresse nannte, obwohl sich der Konzern erst 2013 in "Orange" umbenannte. Wiart qualifizierte sich für die Stuttgarter Alarmisten, weil er etwas Belastendes gefunden hatte. Das genügt. Was, der Mann kommt von einem der verhassten Mobilfunknetzbetreiber? Mist, aber egal, müssen wir ja nicht erwähnen!
Dreizehn Jahre später hat Wiart in einer Großstudie gemeinsam mit zig anderen Autoren jetzt etwas Entlastendes gefunden und prompt nimmt ihn Arazi wegen seiner Orange-Zugehörigkeit unter Generalverdacht. Was soll man dazu noch sagen? Vielleicht das: Die Rosinenpicker unter den Mobilfunkgegnern können einem zuweilen ganz schön auf die Nerven gehen ...
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MOBI-Kids-Resultate: Medienreaktionen
H. Lamarr , München, Montag, 10.01.2022, 21:08 (vor 1033 Tagen) @ e=mc2
Da es sich um eine internationale Großstudie handelt, hier in diesem Teilstrang Medienreaktionen ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
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Schweiz: Mantelzeitungen der TX Group (08.01.22)
Gustav, Sonntag, 09.01.2022, 16:45 (vor 1034 Tagen) @ H. Lamarr
Tagesanzeiger/Sonntagszeitung berichten heute über diese Studie:
Wegweisende Studie: Kein erhöhtes Krebsrisiko durch Handykonsum
Kommentar zur Strahlung von Handys: Das Thema Krebs und Mobilfunk ist vom Tisch
Damit werden wohl auch die hiesigen Mobilfunkgegner bald ihren Kommentar dazu abliefern. Bin schon gespannt, wie sie versuchen werden die Resultate schlecht zu reden.
[Admin: Postingtitel geändert am 10.01.2022]
USA: Microwave News (02.01.22)
H. Lamarr , München, Sonntag, 09.01.2022, 19:33 (vor 1034 Tagen) @ Gustav
Wegweisende Studie: Kein erhöhtes Krebsrisiko durch Handykonsum
Kommentar zur Strahlung von Handys: Das Thema Krebs und Mobilfunk ist vom Tisch
Die Kommentare zu den beiden Abo-Artikeln können auch Nicht-Abonnenten lesen. Wie üblich haben Mobilfunkkritiker, weil außerhalb ihrer geschützten Räume (Echokammern, Filterblasen) bei anderen Kommentatoren einen schweren Stand. Das Pro/Kontra-Verhältnis des Schweizervolks zu Mobilfunk von angeblich 65 Prozent zugunsten Kontra spiegelt sich gegenwärtig in den Kommentaren überhaupt nicht wieder, die Kritiker sind dort eine kleine Minderheit. Das liegt wahrscheinlich daran, die beiden Publikationen berichten über ein für Kritiker unerquickliches Studienresultat, was von vielen Kritikern mit selektiver Nichtbeachtung quittiert wird.
Zuvor hatte Microwave News, USA, als bislang einzige mobilfunkkritische Publikation mit einer Kurzmeldung auf die Mobi-Kids-Resultate hingewiesen.
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MOBI-Kids schlecht reden
e=mc2, Montag, 10.01.2022, 22:40 (vor 1033 Tagen) @ Gustav
Damit werden wohl auch die hiesigen Mobilfunkgegner bald ihren Kommentar dazu abliefern. Bin schon gespannt, wie sie versuchen werden die Resultate schlecht zu reden.
Hier ein erstes Beispiel. Es ist offensichtlich, dass es ganz anders tönen würde, wenn die Resultate anders wären. Eigentlich sollte man so Kritiken bereits vor der Publikation der Ergebnisse einfordern. Wäre ein interessantes Experiment.
MOBI-Kids schlecht reden
H. Lamarr , München, Dienstag, 11.01.2022, 00:54 (vor 1033 Tagen) @ e=mc2
Damit werden wohl auch die hiesigen Mobilfunkgegner bald ihren Kommentar dazu abliefern. Bin schon gespannt, wie sie versuchen werden die Resultate schlecht zu reden.
Hier ein erstes Beispiel. Es ist offensichtlich, dass es ganz anders tönen würde, wenn die Resultate anders wären. Eigentlich sollte man so Kritiken bereits vor der Publikation der Ergebnisse einfordern. Wäre ein interessantes Experiment.
Die Site von Marc Arazi nimmt u.a. auch Bezug auf eine Mobi-Kids-Wertung von Joel M. Moskowitz (nicht Moskovitz). Dessen Original-Zitat vom 5. Januar 2022 lautet:
My note: Conducting this type of research is a complex endeavor with a high risk of failure. Although the authors made an exemplary effort to salvage the study via supplemental substudies and post-hoc analyses, they were unsuccessful in overcoming the study's methodologic problems. Hence, in my professional opinion the results seem uninterpretable. See https://www.saferemr.com/2013/05/mobi-kids-childhood-brain-tumor-risk.html for background on this study.
Mehr hat er zu den Mobi-Kids-Resultaten nicht zu sagen. Mir ist auch nicht klar, was er mit "nicht interpretierbar" meint. Sollten qualitativ gute Studien nicht grundsätzlich keine unterschiedlichen Deutungen zulassen? Egal, ruft man den von Moskowitz genannten Link auf, landet man bei seiner Stapelseite zu Mobi-Kids, die man, weil er Neues auf Altes stapelt, von unten nach oben lesen muss. Dort ist er zwar wie gewohnt kritisch und meldet begründet Zweifel an. Für "nicht interpretierbar" hält er Mobi-Kids dort jedoch nicht, sondern er lobt die Studie mehrfach als größte Fall-Kontrollstudie, beklagt das lange Warten auf die wichtigen Ergebnisse und spekuliert, die Verzögerung könnte daran liegen, dass ein erhöhtes Risiko für Hirntumoren oder neurologische Störungen bei Kindern und Jugendlichen gefunden wurde [was nun vertuscht werden müsse; Ergänzung Postingautor]. Die jetzige plötzliche Wendung zu "nicht interpretierbar" ist offensichtlich tatsächlich seiner Enttäuschung geschuldet, weil Mobi-Kids nicht die erhofften Ergebnisse gebracht hat.
Arazi ist das alles wurscht. Er greift sich für seine Echokammer von Moskowitz' Äußerungen zu Mobi-Kids nur die enttäuschte Jüngste, weil nur diese ihm, da auch er maßlos enttäuscht ist, in den Kram passt. Jetzt fehlt nur noch, dass die Spinner der Szene die lange Verzögerung der Mobi-Kids-Resultate, für die Elisabeth Cardis eine durchaus glaubhafte Erklärung hat, dahingehend umdeuten, die in Wahrheit alarmierenden Resultate der Mobi-Kids-Studie wären mühsam unter den Teppich gekehrt worden. Schaunmermal.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Schweiz: FM1 Today (09.01.22)
H. Lamarr , München, Montag, 10.01.2022, 21:16 (vor 1033 Tagen) @ H. Lamarr
[...] Die Studie erfreut auch die Gegnerinnen und Gegner von Mobilfunk-Antennen wie die mobilfunkkritischen Organisation Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz: «Es ist eine gute Nachricht, dass bei der Gefahr für Hirntumore bei Kindern weitgehend entwarnt werden kann», sagt Präsident Bernhard Aufdereggen gegenüber der «SonntagsZeitung». Trotzdem dürfe man sich nicht auf diesen Ergebnissen ausruhen, sondern müsse weiterhin an Grenzwerten festhalten und weiterforschen. [...] mehr ...
Kommentar: Tja, was meint er denn nun, der Herr Aufdereggen: Die Immissionsgrenzwerte gemäß Icnirp oder die niedrigeren Schweizer Anlagegrenzwerte? Unwahrscheinlich, dass er von den Grenzwerten für Mobiltelefone redet. Hätte er aber tun sollen, denn bei Mobi-Kids ging es nicht um die Immission von Sendemasten, sondern von Mobiltelefonen. Insofern nutzt Aufdereggen die alte Kübelwagen-Kriegslist gegen feindliche Tiefflieger: links blinken und dann rechts abbiegen.
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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Südafrika: EMFSA (30.12.21)
H. Lamarr , München, Montag, 10.01.2022, 22:31 (vor 1033 Tagen) @ H. Lamarr
So wie es momentan aussieht, war EMFSA die weltweit erste mobilfunkkritische Website, die sogar noch vor Microwave News mit einer Kurzmeldung auf die Mobi-Kids-Resultate aufmerksam machte.
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Kanada: ISGlobal (12.01.22)
H. Lamarr , München, Mittwoch, 12.01.2022, 14:34 (vor 1031 Tagen) @ H. Lamarr
ISGlobal hat mit dem "Islamischen Staat" nichts zu tun, das Institut de Salut Global de Barcelona ist vielmehr das Ergebnis einer Partnerschaft zwischen der Stiftung "La Caixa" und akademischen und staatlichen Institutionen, um zur Stärkung der internationalen Gemeinschaft beizutragen. Ziel: Abdecken der Bedürfnisse des Gesundheitswesens in einer globalisierten Welt.
Am Ende der französischsprachigen Meldung über Mobi-Kids zeigt die Seite ein Videointerview mit der Studienkoordinatorin Elisabeth Cardis. Dieses Interview entstand allerdings schon 2017.
L'ús de telèfons mòbils i fixos sense fil en joves no es relaciona amb un risc més alt de tumors cerebrals
Es presenten els resultats del major estudi de casos i controls realitzat fins ara, amb dades de 14 països, sobre el vincle entre l'exposició a camps electromagnètics (CEM) de dispositius sense fil (mòbils i fixos) i tumors al cervell en joves
Die Verwendung von Mobiltelefonen und kabelgebundenen Telefonen in der Kindheit ist nicht mit einem erhöhten Risiko von Hirntumoren verbunden.
Vorgestellt werden mit Daten aus 14 Ländern die Ergebnisse der bisher größten Fall-Kontroll-Studie zum Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber elektromagnetischen Feldern (EMF) von Funktelefonen (mobil und stationär) und Hirntumoren bei jungen Menschen.
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Spanien: Andalucia Informacion (12.01.22)
H. Lamarr , München, Mittwoch, 12.01.2022, 14:47 (vor 1031 Tagen) @ H. Lamarr
Die internationale MOBI-Kids-Studie, die vom Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal) koordiniert wird, hat keinen kausalen Zusammenhang zwischen der Nutzung von Mobil- und Schnurlostelefonen und dem Risiko von Hirntumoren bei jungen Menschen aus 14 verschiedenen Ländern festgestellt.
In einer Erklärung vom Mittwoch erklärte ISGlobal, dass die Möglichkeit, dass die Verwendung dieser Geräte das Risiko von Hirntumoren erhöhen könnte, aufgrund der beträchtlichen Zunahme ihrer Verwendung durch junge Menschen "ein Anliegen der öffentlichen Gesundheit" sei.
Die Studie, die in der Zeitschrift Environment International veröffentlicht wurde, analysierte die Daten von etwa 900 jungen Menschen im Alter von 10 bis 24 Jahren mit Hirntumoren - zumeist neuroepithelialen Tumoren - und 1.900 Kontrollpersonen aus 14 Ländern, die in Bezug auf das Datum der Diagnose, die Studienregion, das Geschlecht und das Alter den Fällen entsprachen. weiter auf spanisch ...
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Deutschland: Anschubhilfe
H. Lamarr , München, Donnerstag, 13.01.2022, 11:51 (vor 1030 Tagen) @ H. Lamarr
Heute schlägt's 13. Weil die deutschen Leitmedien bislang nicht über die Mobi-Kids-Ergebnisse berichtet haben, habe ich mir erlaubt, "Spiegel Online" und "Zeit Online" auf den blinden Fleck in ihrem Recherche-Scanner hinzuweisen. Ob's was hilft, werden wir sehen .
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Deutschland: Anschubhilfe erfolglos
H. Lamarr , München, Freitag, 21.01.2022, 13:10 (vor 1022 Tagen) @ H. Lamarr
Heute schlägt's 13. Weil die deutschen Leitmedien bislang nicht über die Mobi-Kids-Ergebnisse berichtet haben, habe ich mir erlaubt, "Spiegel Online" und "Zeit Online" auf den blinden Fleck in ihrem Recherche-Scanner hinzuweisen. Ob's was hilft, werden wir sehen .
Satz mit x: War wohl nix .
Um derzeit bei den Medien mit einem Nicht-Sars-Gesundheitsthema durchzukommen, müsste es, in welcher Weise auch immer, mit Covid-19 in Zusammenhang gebracht werden .
Nachvollziehen kann ich das nicht, denn ich bin der alles erschlagenden Covid-19-Berichterstattung bis in finsterste Ecken schon länger überdrüssig.
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Deutschland: fünf Wochen später ...
H. Lamarr , München, Dienstag, 08.02.2022, 00:20 (vor 1005 Tagen) @ H. Lamarr
Heute schlägt's 13. Weil die deutschen Leitmedien bislang nicht über die Mobi-Kids-Ergebnisse berichtet haben, habe ich mir erlaubt, "Spiegel Online" und "Zeit Online" auf den blinden Fleck in ihrem Recherche-Scanner hinzuweisen. Ob's was hilft, werden wir sehen .
Zugegeben, am 30. Dezember des zweiten Coronajahres eine lange erwartete wissenschaftliche Studie zu veröffentlichen, ist aus Marketingsicht unglücklich. Dass die deutschen Medien aber geschlagene fünf Wochen brauchen würden, um endlich Witterung aufzunehmen, ich hätte es nicht für möglich gehalten. Doch plötzlich, am 7. Februar 2022, haben wenigstens einige Medien dem Corona-Nachrichtensog getrotzt. Viele sind es nicht gewesen, aber vielleicht ziehen andere nach.
Hier die Ausbeute vom 7. Februar 2022:
► idw-Informationsdienst: Kein Zusammenhang zwischen Nutzung von Mobiltelefonen und erhöhtem Hirntumorrisiko bei jungen Menschen (07.02.2022)
► SWR3: Studie: Kinder haben durch Handystrahlung kein erhöhtes Tumor-Risiko (07.02.2022)
► Deutsches Ärzteblatt: Kein erhöhtes Hirntumorrisiko durch Handynutzung bei Kindern (07.02.2022)
► heise online: Studie: Tumorrisiko bei Kindern durch Mobilfunk nicht erhöht (07.02.2022)
Nachtrag vom 27. Februar 2022 (Ende der Beobachtung)
► DocCheck: Hirntumoren durch Handystrahlung? (15.02.2022)
► Der Spiegel: Keine Hinweise auf erhöhtes Hirntumor-Risiko durch Handys (07.02.2022)
► Golem: Mobiltelefone sollen Tumorrisiko bei Kindern nicht erhöhen (08.02.2022)
► Giga: Tumor-Schutz durch Smartphones? Studie liefert überraschendes Ergebnis (08.02.2022)
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MOBI-Kids: Erweiterungsstudie Deutschland
H. Lamarr , München, Montag, 10.01.2022, 21:50 (vor 1033 Tagen) @ e=mc2
Die Mobi-Kids-Erweiterungsstudie aus Deutschland (PDF, 157 Seiten) war bereits im Juli 2014 unter Dach & Fach. Um die Repräsentativität und Aussagekraft der Hauptstudie zu erhöhen, wurden mit der Erweiterungsstudie in Deutschland zusätzliche Populationskontrollen rekrutiert. Zudem wurden Dosimetermessungen zur Bestimmung der objektiven Exposition gegenüber elektromagnetischen Feldern des Mobilfunks durchgeführt. Was für ein gewaltiger Aufwand mit diesen Aufgaben verbunden war lässt sich erahnen, wenn man sich die Tabellen und Fragebögen ansieht, die ab Seite 48 im Anhang gelistet werden. Die Fragebögen zu entwerfen und dann noch Probanden dazu zu bewegen, diese auch sorgfältig auszufüllen, stelle ich mir äußerst anstrengend vor. Meine Einkommensteuerklärung ist im Vergleich dazu nichts, dennoch graust es mich jedes Jahr von Neuem, mich dranzusetzen.
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Mobi-Kids: Fachliche Stellungnahme des BfS
H. Lamarr , München, Sonntag, 27.02.2022, 21:34 (vor 985 Tagen) @ e=mc2
Die große sorgfältig durchgeführte multizentrische Studie trägt aus Sicht des BfS wesentlich zur Verringerung bestehender Unsicherheiten bezüglich des Gesundheitsrisikos von Kindern und Jugendlichen durch Nutzung von Funktelefonen bei.
► Die MOBI-Kids-Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen Hirntumoren und der Nutzung von drahtlosen Telefonen in einer gemeinsamen Auswertung von Daten aus 14 Ländern.
► Mit fast 900 Kindern und Jugendlichen mit Hirntumoren und 1900 Kindern und Jugendlichen ohne Hirntumorerkrankung handelt es sich um die bisher größte Studie zu Mobiltelefonnutzung und Hirntumoren in dieser Altersgruppe.
► Die Ergebnisse der Studie sprechen dafür, dass die Benutzung von Mobiltelefonen bzw. schnurlosen Telefonen das Risiko für Hirntumoren bei Jugendlichen nicht erhöht.
► Eine in der Studie beobachtete vermeintliche Abnahme des Hirntumorrisikos, je länger und öfter mobile Kommunikationsgeräte genutzt wurden, deutet auf ein mögliches methodisches Artefakt hin, da es keinen Grund für die Annahme eines tatsächlich existierenden schützenden Effektes gibt. Die Autoren vermuten als Gründe für den beobachteten Effekt Unsicherheiten bei den Angaben zur Nutzung, wenn diese von den Eltern statt von den Kindern und Jugendlichen selbst stammen, und Änderungen im Nutzungsverhalten bei erkrankten Personen bereits vor der Diagnose.
► Aufgrund möglicher Verzerrungsquellen, die in Fall-Kontroll-Studien trotz größter Sorgfalt und größtem Aufwand vorhanden sein können, kann auch auf Basis dieser Studienergebnisse ein kleiner Risikoanstieg nicht völlig ausgeschlossen werden. Insgesamt sprechen die Beobachtungen der Studie aber deutlich gegen ein substantiell erhöhtes Risiko von Hirntumoren durch die Nutzung von Mobiltelefonen und kabellosen Telefonen bei Kindern und Jugendlichen.
► Die Studie untermauert den aktuellen wissenschaftlichen Stand, dass es keine belastbaren wissenschaftlichen Belege dafür gibt, dass Strahlung von Mobiltelefonen das Hirntumorrisiko erhöht.
Zur kompletten Stellungnahme des BfS vom 7. Februar 2022 ...
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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Mobi-Kids: Kundi et al. deuten Studienresultate für Laien
H. Lamarr , München, Montag, 13.02.2023, 00:44 (vor 635 Tagen) @ e=mc2
Mit diesen neuen Studienergebnisse wird es nun noch schwieriger zu behaupten, dass Mobilfunkstrahlung Krebs erzeugt.
Stimmt, Krebs erzeugen tut HF-EMF nicht. Mobilfunkkritiker zeigen jedoch schlüssig, Mobi-Kids würde den Befund von Lerchl et al., 2018, bestätigen, HF-EMF beschleunige das Wachstum von vorhandenen Hirntumoren bei Kindern und Jugendlichen.
Aber der Reihe nach ...
Die Online-Publikation der Mobi-Kids-Ergebnisse am 30. Dezember 2021 führte gemäß EMF-Portal zu nur zwei Kommentaren:
► Hardell und Moskowitz meldeten sich am 5. Mai 2022 in Rev Environ Health zu Wort (Eintrag im IZgMF-Forum).
► Scheler und Hensinger legten am 15. August 2022 in Umwelt - Medizin - Gesellschaft (UMG) nach.
Nur Hardell und Moskowitz publizierten in einem wissenschaftlichen Journal, Scheler und Hensinger wählten hingegen ein wissenschaftlich bedeutungsloses Verbandsblatt, das bevorzugtes Verlautbarungsorgan deutscher Mobilfunkkritiker ist. Hinzu kommt, Scheler und Hensinger sind keine Wissenschaftler, sondern interessierte Laien (Autodidakten). Beides würde schon die weitere Missachtung der UMG-Publikation rechtfertigen. Entscheidend für mich, dies hier zu tun, war jedoch etwas anderes, nämlich dass Scheler und Hensinger lediglich auf polemische Weise eine weitere Publikation wiederkäuen, die zuvor im Mai 2022 in einer österreichischen Vereinszeitung erschien.
Kundi & Kollegen unter dem Radar
Auch diese Publikation, sie wendet sich an Ärzte und die Bevölkerung, ist unter dem Radar der wissenschaftlichen Gemeinschaft, doch die Namen der Autoren lassen aufhorchen, denn es sind die Wissenschaftler Kundi, Hutter, Wallner und Moshammer. Die Rede ist von der Zeitung medi.um (Medizin & Umwelt) des 1989 gegründeten österreichischen Vereins Ärztinnen und Ärzte für eine gesunde Umwelt (AGU). Hutter und Moshammer sind Vorsitzende des Vereins, Wallner ist Schatzmeister. Ursprünglich erschien die Zeitung quartalsweise, ab 2014 gelang diese Erscheinungsweise nicht mehr, 2022 erschien nur noch ein Heft (Ausgabe 1/2022). Und in dieser Ausgabe erschien der besagte 4-seitige Artikel unter dem Titel "Stellungnahme zu den Ergebnissen der MobiKids-Studie".
Die Autoren erklären in ihrem Artikel auf bemerkenswert verständliche Weise, also streng zielgruppengerecht, warum die Mobi-Kids-Studie aus ihrer Sicht kein Beleg dafür ist, HF-EMF-Exposition sei risikolos. Knackpunkt ihrer Überlegungen ist der Umstand, dass einige der Ergebnisse der Mobi-Kids-Studie Odds-Ratios < 1 zeigen, was üblicherweise Entwarnung bedeutet, weil Personen der exponierten Fallgruppe dann weniger häufig erkrankt sind als in der nicht (oder schwach) exponierten Kontrollgruppe. Anders bei Mobi-Kids: Dort werten Kundi und Kollegen Odds-Ratios < 1, auch wenn diese nur in wenigen Fällen statistische Signifikanz erreichen, als "klaren Hinweis auf eine Schadwirkung der Exposition im Sinne einer Beschleunigung des Tumorwachstums". Für die Begründung dieser überraschenden Sichtweise ist hier kein Platz, der oben verlinkte Artikel von Kundi und Kollegen leitet sie jedoch so leicht verständlich und schlüssig her, dass jeder, sogar Laien, damit klar kommen sollten.
Ein toller Artikel, aber ...
Den Autoren gelingt mMn mit ihrem Artikel ein bemerkenswerter Wirkungstreffer in der Diskussion um die Bedeutung der Mobi-Kids-Studienergebnisse. Aber: Ich bin Nachrichtentechniker und kein Epidemiologe, mir fehlt das Wissen, den überzeugenden Artikel fachlich kompetent zu bewerten.
Was mich dennoch misstrauisch macht ist nicht der Artikel, sondern seine merkwürdigen Begleitumstände. Denn mit der Veröffentlichung in der deutschsprachigen Vereinszeitung medi.um entziehen die Autoren ihn der Kenntnisnahme durch die wissenschaftliche Gemeinschaft. Nur dort aber, nicht bei Laien, ist das Wissen vorhanden, mögliche Fehlinterpretationen der Autoren zu erkennen und mit Kommentaren darauf einzugehen. Hätten sich Kundi und Kollegen der wissenschaftlichen Diskussion über ihren Einwand stellen wollen, sie hätten nicht in medi.um publiziert, sondern in einem möglichst hochrangigen wissenschaftlichen Journal oder noch besser, sie hätten bei Environment International, dieses Blatt hat die Mobi-Kids-Resultate veröffentlicht, einen Kommentar eingereicht. Einen solchen konnte ich heute dort jedoch nicht finden, was nicht heißt, dass die Publikation unkommentiert blieb. Bislang ergatterte sie 108 Shares, Likes & Comments, allerdings nicht im Journal, sondern in den sogenannten "sozialen Medien".
Erhärtet wird mein Standpunkt dadurch, dass mit Scheler und Hensinger lediglich zwei Laien die Anregung von Kundi und Kollegen aufgenommen und ihrerseits verwurstet haben, bislang jedoch kein einziger Wissenschaftler Stellung zum Artikel der Österreicher bezogen hat. Wie auch, Wissenschaftler können von der Existenz des Artikels gar nichts wissen, da bis dato nicht einmal das EMF-Portal darauf hinweist (siehe Link oben). Nicht nachvollziehbar für mich auch, warum das EMF-Portal zwar den Abklatsch von Scheler und Hensinger bringt, nicht aber das prägnantere Original von Kundi und Kollegen. Beide Papers erschienen in gleich bedeutungslosen Blättern und wenn überhaupt, dann hätte das Original die Beachtung durch das Portal verdient. So aber scheint es, das EMF-Portal geht ängstlich Vorwürfen der Missachtung aus Stuttgart vorsorglich aus dem Weg, indem es UMG-Artikel aus dem Dunstkreis von Diagnose-Funk bevorzugt listet. Mit dieser offensichtlichen Ungleichbehandlung unbedeutender Blätter tut sich das EMF-Portal keinen Gefallen.
Scheler & Hensinger: ERROR 404 - Not Found!
Wenn aber der Artikel von Kundi und Kollegen im EMF-Portal (sträflich) unerwähnt bleibt, woher weiß ich dann von dessen Existenz? Weil Scheler und Hensinger bei Kundi und Kollegen Nektar gesaugt haben, was diese sicherlich nicht stört, kamen die beiden Deutschen nicht umhin, die Quelle ihrer Weisheit in ihren Referenzen zu nennen. Dort ist es die Quelle Nummer [7]. Wer jetzt aber frohgemut den freundlicherweise genannten Link nutzen möchte, erlebt eine böse Überraschung.
https://www.aegu.net/pdf/medium/Mobikids_1_22-1.pdf
Ausgeführt sicherheitshalber in zwei Browsern führt der von Scheler und Hensinger preisgegebene Link nur zu einer Fehlermeldung: ERROR 404 - Not Found!
Das kann simple Schlamperei sein wie eine fehlende Linkkontrolle, ebenso gut aber auch Absicht, um allzu Neugierige von der für Scheler und Hensinger unvorteilhaften Originalquelle fern zu halten. Nur wenige dürften sich die Mühe machen, zu forschen, warum der Link nicht funktioniert. Nun, ich gehöre dazu, habe die Originalquelle mit einigen Schlüsselwörtern schnell gefunden und nicht schlecht gestaunt, welch geringe Abweichungen genügen, damit der Link von Scheler und Hensinger einen in die Wüste schickt. Bitte sehr, hier ist der Link, der ins Ziel führt:
https://www.aegu.net/pdf/medium/MOBIkids_1_22-1.pdf
Hintergrund
Im milliardenschweren Hirntumorprozess Murray vs. Motorola in den USA ist Michael Kundi Gutachter der Kläger. Die Anwälte der Beklagten werfen Kundi vor, er hätte mit der Mobi-Kids-Studie als Co-Autor nachgewiesen, HF-EMF sei nicht tumorfördernd. Folgt das Gericht dem, läuft Kundi Gefahr, als Gutachter für die Verhandlung abgelehnt zu werden. Kundis Artikel in medi.um inkl. der Zweitverwertung durch Scheler/Hensinger kann deshalb auch Bedeutung für diesen Rechtsstreit in USA haben.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Tags:
Fehlinterpretation, Klage, Zweifel, Oesterreich, Hutter, Kundi, Netzwerk, Mediziner, Trick, USA, Mobi-Kids, Moshammer, Tumorwachstum, Wallner, Murray, gespaltene Zunge, AGU
Mobi-Kids: Kein Hinweis, dass Handynutzung Krebs verursacht
Gast, Samstag, 17.02.2024, 01:07 (vor 266 Tagen) @ e=mc2
Dr. Tobias Weinmann erforscht den Einfluss von Handystrahlung auf Kinder. Der Psychologe und Epidemiologe arbeitet am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München. In seinem Beitrag berichtet Weinmann über Ergebnisse der MOBI-Kids-Studie und was er als Vater anderen Eltern rät.