Z58-Diagnosen (Elektrosensibilität) in Deutschland (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 09.02.2020, 22:42 (vor 1531 Tagen) @ H. Lamarr

► zum EHS-Syndrom insgesamt gibt es leider keine offizielle Krankenstatistik, weil deutsche Gesundheits-Behörden in der Vergangenheit immer im Gegensatz zur internationalen Forschung behauptet haben, das Problem wäre psychischer Natur.

Die zitierte Behauptung des Vereins entspricht nicht den Tatsachen. So gibt es sehr wohl einen ICD-Code für die Diagnose von "Elektrosensibilität" und der internationale Forschungsstand steht keineswegs im Gegensatz zu der mehrheitlich wissenschaftlich vertretenen Meinung, "Elektrosensibilität" sein psychischer Natur.

Der Diagnosecode für "Elektrosensibilität" lautet Z58. Nicht auf der Höhe der Zeit bejubelte Giagherz-Präsident Jakob, Schweiz, 2013 diesen Diagnosecode als Neuheit, nicht wissend, dass "Elektrosensibilität" schon seit 2004 diesem Code zugeordnet ist. Damit gibt es eine offizielle Krankenstatistik für "Elektrosensible", die, wie wir gleich sehen werden, für die Betroffenen allerdings desaströs ausfällt.

In der Gesundheitsberichterstattung des Bundes lässt sich abfragen, wie häufig der Code Z58, der nicht allein für "Elektrosensibilität" gilt, sondern allgemein für "Kontaktanlässe mit Bezug auf die physikalische Umwelt" vergeben wird. Dort ist jedoch nicht die Gesamtheit aller dieser Diagnosen zu erfahren, sondern nur die Diagnosen in ausgewählten Bereichen des Gesundheitswesens, zu denen leider nicht die Diagnosen niedergelassener Ärzte zählen. Insofern sind die folgenden Zahlen nur auf "schwere" Fälle zu beziehen, die den Aufenthalt in einem Krankenhaus oder in einer Vorsorge- und Pflegeeinrichtung erforderten.

► In Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen mit mehr als 100 Betten gab es in den 13 Jahren von 2004 bis 2017 insgesamt lediglich zehn Z58-Diagnosen, die meisten (4) im Jahr 2016.
► Im gleichen Zeitraum weisen die Krankenhäuser (vollstationäre Patienten) nur sieben Z58-Diagnosen aus (fünf Männer, zwei Frauen; durchschnittliche Verweildauer 2,1 Tage), die seltsamerweise alle im Jahr 2006 stattfanden, davor und danach gab es in Krankenhäusern keinerlei Z58-Diagnosen.

In 13 Jahren wurde die Diagnose Z58 in den besagten Einrichtungen nur 17-mal gestellt. Kein Wunder, dass der Verein für Elektrosensible von dieser Krankenstatistik nichts wissen will, sie stützt in keiner Weise die genannten Zahlen von 4000 bis 20'000 "schwer Betroffenen". Um ein vollständiges Bild zu bekommen müsste jetzt noch eine Statistik der Z58-Diagnosen durch niedergelassene Ärzte gefunden werden. Mir ist eine solche Statistik nicht bekannt, bei Gelegenheit werde ich meinen Hausarzt danach fragen.

Die Ballung der Z58-Diagnosen (Krankenhäuser) im Jahr 2006 lässt sich mit diesem Posting erklären. So dürfte es sich 2006 unter "Elektrosensiblen" erstmals herumgesprochen haben, dass es mit Z58 einen Diagnosecode für ihr Leiden gibt. Betroffene haben ihre Ärzte umgehend auf den Code aufmerksam gemacht und maximal sieben "Elektrosensible" wurden daraufhin in Krankenhäuser überwiesen. Nur ein Jahr später war der Hype schon wieder vorüber.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Elektrochonder, Psychische Krankheit, EHS-Verein, Z58, Mitglieder, ICD-Code


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