Meine unfreiwillige Flucht vor dem Mobilfunk (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 31.10.2018, 15:29 (vor 2244 Tagen)

Anekdotische Leseprobe aus einem neuen Buch über "Elektrosensibilität" (Titel: Offline-Modus aktiviert: Meine unfreiwillige Flucht vor dem Mobilfunk) von Carolin Sandner.

Ich kann und werde nicht mehr in diese Wohnung zurückkehren. Ganze sechs Wochen nach dem Einzug steht dieser Entschluss nun fest. Meine Mutter versteht nur Bahnhof, wenn ich von Schlafproblemen und Handymast rede. Sie fragt mich allen Ernstes, ob wir Eheprobleme hätten. Eigentlich fast schon wieder witzig. Trennung nach einer Woche Ehe. Ich kann ihr meine Lage nicht verständlich machen, aber das macht auch nichts. Sie liebt mich trotzdem und freut sich riesig über ganz viel Zeit mit ihrer Enkeltochter. Tatsächlich macht selbige wenige Tage später ihre ersten Schritte genau in Omas Arme.
Ich handele mit meiner Mutter einen Deal aus. Von Montag bis Freitag kann ich bei ihr schlafen. Die Wochenenden gehören ihrem Lebensgefährten. Die beiden haben getrennte Wohnungen.

Ich schlafe mehrere Nächte am Stück durch und fühle mich wie neugeboren. Derweil sucht Thomas fieberhaft nach Möglichkeiten wie wir drei wenigstens am Wochenende zusammen sein können. Zunächst wartet er mit einem kleinen Bed and Breakfast in Haan auf. Liebevoll eingerichtet macht es einen sehr netten Eindruck auf mich. Die Pensionswirtin ist freundlich, zeigt uns alles und überlässt uns dann die Schlüssel. Thomas blickt aus dem Fenster. Auf einmal gähnt er übertrieben auffällig und behauptet er sei schrecklich müde, er müsse schon ins Bett. Rasch zieht er die Vorhänge zu. Ich bleibe ahnungslos, entscheide, mich mit hinzulegen und packe mein Buch aus. Irgendwann gehen wir beide zur Ruh. Die Kleine schlummert längst friedlich zwischen uns.

Dann beginnt das übliche Spielchen. Ich schlafe ein, schrecke hoch, schlafe ein, schrecke hoch. Ich wundere mich. Auf einmal fällt mir auch Thomas` komisches Verhalten vom Abend wieder ein. Ich gehe zum Fenster, ziehe den Vorhang beiseite – und blicke auf einen rot blinkenden Sendemast. Zwar nicht in unmittelbarer Nähe, aber doch deutlich erkennbar einige Straßen weiter.

„Das darf doch nicht wahr sein!“ seufze ich innerlich und beginne augenrollend meine obligatorische Lesenacht. Am anderen Morgen blickt mein Mann mich betreten an.
„Sorry, Schatz. Es war mir auch erst bei unserer Ankunft aufgefallen. Ich hab gehofft du merkst nichts. Aber du hattest eine Scheißnacht, oder?“

Das trifft es wohl. Ich bin aber nicht sauer, er hat es ja auch nur gut gemeint. Wenigstens mal wieder eine Nacht zu dritt.

Von nun an geht Thomas gründlicher bei seiner Suche vor. Kurze Zeit später stößt er auf ein kleines Hotel. Aufmerksam fährt er vorher die gesamte Umgebung ab und findet keinen Handymast. Er redet mit dem Hotelbetreiber, bleibt bei der Wahrheit und teilt mit, dass wir bis auf weiteres freitags und samstags zu dritt und sonntags zu zweit ein Zimmer benötigen. Der Hotelier überschlägt sich fast vor Freundlichkeit. Wir sind bestimmt die Kunden des Jahres. Er nennt einen passablen Preis und die Ära Hotel beginnt. Für einige wenige Wochen lebe ich also unter der Woche wieder bei Muttern und am Wochenende im Hotel. Die Lösung ist nicht optimal, aber auf jeden Fall besser als schlaflos in der Strahlenwohnung. Ich fühle mich wie auf der Durchreise. Keine Ahnung wie lange dieses Experiment psychisch und finanziell durchführbar ist.

Kommentar: Es gehört mittlerweile zum Standardrepertoire von "Elektrosensiblen", Anekdoten zu schildern, bei denen die Betroffenen angeblich ohne jede Kenntnis von einer stattfindenen Funkimmission die typischen Symptome von "Elektrosensiblen" zeigen. Dies soll ihre Fähigkeit glaubhaft machen, schwache Funkwellen tatsächlich unangenehm spüren zu können. Wissenschaftler konnten bislang freilich keinen einzigen "Elektrosensiblen" finden, der schwache Funkwellen auch unter strenger wissenschaftlicher Aufsicht treffsicher spüren kann. Sie konnten dagegen jede Menge "Elektrosensible" finden, die Symptome entwickelten sobald man ihnen sagte, dass sie befeldet werden. Dabei spielte es keine Rolle, ob die Befeldung tatsächlich stattfand oder nur behauptet wurde, die Testpersonen reagierten auf beides gleich.

Wenn Frau Sandner also, wie sie in ihrer Anekdote schildert, in Haan eine schlaflose Nacht mit Symptomen hatte und erst danach den Sendemast entdeckte, so sind an dieser Schilderung Zweifel angebracht. Unglaubwürdig ist, dass der fieberhaft suchende Ehemann den Sendemasten bei der Auswahl der Pension in Haan unbeachtet gelassen haben will. Die bekannte EMF-Datenbank der BNetzA hätte ihn mühelos vorab in Kenntnis gesetzt, wo in Haan Sendemasten stehen. Die Ungenauigkeiten von etwa ±80 Meter bei der Standortanzeige wären verschmerzbar gewesen.

Wahrscheinlicher aber ist ein anderes Szenario: Frau Sandner outet sich freundlicherweise im Gigaherz-Forum als Teilnehmerin "cassandra". Schon in ihrem ersten Posting (November 2010) fragt "cassandra" nach einem Messgerät. Und am 9. Mai 2016 gibt sie bekannt, einen "esmogspion" zu haben. Frau Sandner ordnet sich damit nahtlos in die Reihe der "Elektrosensiblen" ein, die sich mit kleinen billigen Detektoren Orientierungshilfe geben lassen, ob es ihnen in ihrer momentanen Umgebung gut oder schlecht geht. Dass Frau Sandner ihren Detektor ausgerechnet bei einem Wochendausflug in unbekannte Gefilde nicht dabei gehabt hat ist genauso unwahrscheinlich wie der Umstand, dass sie mit ihrem Gerät ihr Pensionszimmer nicht schnellstens auf Elektrosmog hin untersucht hat. Sollte sie dies heimlich gemacht haben, worauf ihre Anekdote hindeutet, führt sie auch ihren Ehemann an der Nase herum. Eigenen Angaben zufolge will "cassandra" schon auf 100 nW/m² mit Schlafstörungen reagieren.

Dachstandorte für Sendemasten haben üblicherweise keine roten Signallampen, um z.B. Hubschrauberpiloten auf das Hindernis aufmerksam zu machen. Solche Signallampen sind hohen Funktürmen vorbehalten. Allzu fieberhaft kann mMn Thomas nicht nach einem funkarmen Plätzchen in Haan gesucht haben, wenn er so einen Turm übersehen konnte.

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Hintergrund
Untersuchung der Schlafqualität bei Anwohnern einer Basisstation

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Game over, Buch, EHS-Geschichte, Elektrochonder, HF-Detektor, Autor, Sandner

Wolfi rezensiert verdächtig früh

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 31.10.2018, 21:44 (vor 2244 Tagen) @ H. Lamarr

Tilt! Game over. Next Player

Woher bei diesem Buch der Wind weht, erkennt man an einer kleinen Unachtsamkeit beim Marketing. Obwohl das Werk noch gar nicht im Handel ist, weil es erst in einem Monat am 30. November erscheint, hat der Helmut Kohl der deutschen Baubiologie, besser bekannt als Wolfgang Maes, die 280 Seiten bereits gelesen! Diese dicke Verbindungslinie ins kommerzielle Milieu lässt viel Spielraum für abscheuliche Spekulationen. Und selbstverständlich ist der Wolfi von Caros Buch angetan. Er schreibt:

„Ihr Text ist spannend, berührend, aufregend. Ich habe teilweise herzhaft über Ihre Ausdrucksweisen und Beschreibungen gelacht, teilweise auch heftig geschluckt vor Rührung. Kompliment. Hoffen wir, dass Ihre Zeilen vielen betroffenen Menschen dienen.“
Wolfgang Maes (Sachverständiger für Baubiologie / Baubiologischer Messtechniker IBN / Journalist DJV)

"Hoffen wir, dass Ihre Zeilen vielen betroffenen Menschen dienen". Wie mag er das wohl meinen? Vielleicht will der alte Fuchs damit sagen: Auf, auf, ihr frisch von Caro ausgehobenen "Elektrosensiblen", das Dienstleistungsgewerbe der Baubiologie mit seinen betroffenen Menschen lauert geduldig darauf, euch armen Teufeln mit seinem umfassenden Knowhow in Schirmung, Messung und Beratung dienen zu dürfen. Fangt schon mal an zu sparen, damit ihr euch uns leisten könnt. Früher oder später kriegen wir euch sowieso.

Freuen wir uns auf zahlreiche weitere begeisterte Rezensionen, damit der Aushub sich bezahlt macht.

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Baubiologe, Maes, Hintergrund, Netzwerk, Gehilfe, IBN

Sandner-Buch früher auf dem Markt als geplant

H. Lamarr @, München, Samstag, 03.11.2018, 01:02 (vor 2242 Tagen) @ H. Lamarr

Woher bei diesem Buch der Wind weht, erkennt man an einer kleinen Unachtsamkeit beim Marketing. Obwohl das Werk noch gar nicht im Handel ist, weil es erst in einem Monat am 30. November erscheint ...

Nanu, bei Amazon ist heute der Hinweis nicht mehr zu sehen, dass das Buch erst am 30. November erscheint, stattdessen wird das Erscheinungsdatum dort jetzt rückdatiert auf den 25. Oktober. In der "Bestellbox" rechts auf der Seite heißt es wiederum, der Artikel sei noch nicht erschienen. Also nee, das ist nicht die von Amazon gewohnte Perfektion in der Logistik.

Der Manuela-Kinzel-Verlag, der das Buch offensichtlich verlegt, stiftet noch mehr Verwirrung mit einer Geiz-ist-geil-Presse-Information vom 29. Oktober auf OpenPR, der zufolge das Buch ab sofort im Buchhandel, im Internet oder beim Verlag zu haben ist.

Auszug aus der PI, die leicht ein "Baubiologe" getextet haben könnte:

Viele Menschen können nicht schlafen, haben diverse Beschwerden, wie sie auch Carolin Sandner hatte. Leider bringen die Wenigsten diese Probleme mit Sendemasten in Verbindung.
In unserer Gesellschaft ist es sehr schwer, mit einer Krankheit, die man nicht sieht, angenommen und verstanden zu werden, so musste es auch Carolin Sandner erfahren. Um so mehr freute sie sich, dass ihr spannendes, berührendes Buch „Offline-Modus aktiviert“ nun im christlichen Manuela Kinzel Verlag erscheint.

Anscheinend ist Frau Sandner, bevor der Kinzel-Verlag sich ihrer annahm, bei weniger christlichen Verlagen mit ihrem Buch nicht untergekommen. Doch zum Teufel nochmal: Aus meiner Sicht ist es grenzwertig neben der Spur, wenn ausgerechnet ein christlicher Verlag ein Buch verlegt, das mit anekdotischen Geschichten in der Bevölkerung irrationale Ängste gegenüber Mobilfunk/Elektrosmog wecken oder schüren kann und gesunde Menschen dadurch möglicherweise ernsthaft krank werden.

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Markt nimmt Sandner-Buch begeistert auf

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 08.11.2018, 21:50 (vor 2236 Tagen) @ H. Lamarr

Nanu, bei Amazon ist heute der Hinweis nicht mehr zu sehen, dass das Buch erst am 30. November erscheint, stattdessen wird das Erscheinungsdatum dort jetzt rückdatiert auf den 25. Oktober. In der "Bestellbox" rechts auf der Seite heißt es wiederum, der Artikel sei noch nicht erschienen.

Jetzt ist das Buch zu haben. Und wie durch Zauberhand gibt es auch schon, wie bei Anti-Mobilfunk-Büchern üblich, 5-Sterne-Rezensionen, heute, kaum dass das Buch im Handel ist, bereits zwei an der Zahl. Das müssen Blitzleser gewesen sein, die schon fertig waren bevor sie überhaupt mit dem Lesen anfangen konnten :-D. Es ist schlimm, die Manipulatoren der öffentlichen Meinung aus dem Dunstkreis organisierter Mobilfunkgegner wollen einfach nichts dazu lernen.

Hintergrund
Rezensenten von Reimann-Romanen total begeistert
Land im Strahlenmeer: nachträglich reduzierter Jubel
Der Stern von Beth ...., nein, Amazon
Peinliche Rezensionen des neuen Buches von Pfarrer Thiede
Überleben ohne Strom: 5-Sterne-Rezension

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Sandner-Buch neu beworben

H. Lamarr @, München, Montag, 19.11.2018, 10:16 (vor 2226 Tagen) @ H. Lamarr

Der Manuela-Kinzel-Verlag, der das Buch offensichtlich verlegt, stiftet noch mehr Verwirrung mit einer Geiz-ist-geil-Presse-Information vom 29. Oktober auf OpenPR, der zufolge das Buch ab sofort im Buchhandel, im Internet oder beim Verlag zu haben ist.

Am 16.11.2018 legte der Verlag mit einer zweiten Presse-Information noch einmal nach. Dies ist im Verlagswesen ungewöhnlich und deutet darauf hin, dass der Abverkauf des Buches sich nicht erwartungsgemäß entwickelt hat.

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Sandner-Buch: fünfte 5-Sterne-Rezension

H. Lamarr @, München, Montag, 26.11.2018, 15:33 (vor 2218 Tagen) @ H. Lamarr

Auf, auf, ihr frisch von Caro ausgehobenen "Elektrosensiblen", das Dienstleistungsgewerbe der Baubiologie mit seinen betroffenen Menschen lauert geduldig darauf, euch armen Teufeln mit seinem umfassenden Knowhow in Schirmung, Messung und Beratung dienen zu dürfen. Fangt schon mal an zu sparen, damit ihr euch uns leisten könnt. Früher oder später kriegen wir euch sowieso.

Die fünfte Rezensentin Martina S., eine bekennende "Elektrosensible", weiß am 23. November 2018 so gut wie nichts über das Buch zu sagen. Sie nutzt stattdessen ihre erste Rezension bei Amazon für eine Schilderung ihres eigenen Schicksals und für die üblichen Pauschalvorwürfe gegen die Schlechtigkeit des Seins. Neu ist der Vorwurf an bekannte Bundesgenossen überzeugter Elektrosensibler: "Viele Baubiologen haben nicht wirklich Interesse einem zu helfen, sie wollen nur verkaufen...". Das wird Wolfi gar nicht gerne lesen.

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Sechs 5-Sterne-Rezensionen: Frisch getürkt ist halb verkauft

H. Lamarr @, München, Sonntag, 23.12.2018, 19:09 (vor 2191 Tagen) @ H. Lamarr

Stand heute hat das Sandner-Buch, das laut Amazon seit 25. Oktober 2018 auf dem Buchmarkt ist, sechs Rezensionen abgeerntet, ausnahmslos 5-Sterne-Rezensionen voll Huld, sofern die Rezensenten nicht mit der Schilderung ihrer eigenen schweren Schicksals beschäftigt waren. Es muss ein tolles Buch sein, das Carolin Sandner da zusammengetippt hat.

Doch ich mag es nicht glauben. Denn von einer einzigen Ausnahme abgesehen (A. Raab) sind die übrigen fünf 5-Sterne-Rezensionen die jeweils erste überhaupt, die von den restlos beglückten Rezensenten bei Amazon abgegeben wurden. Das riecht in fünf von sechs Rezensionen für mich penetrant nach gefälliger Lobhudelei aus dem Freundes-, Bekannten- oder Geschäftspartnerbereich der Autorin. Zu dieser Einschätzung komme ich auch deshalb, weil Jubelrezensionen dieser anrüchigen Art auffallend häufig bei Büchern zu beobachten sind, die angebliche Risiken des Mobilfunks an die Wand malen.

Der festen Wille zur Manipulation gehört meiner Erfahrung nach zur Anti-Mobilfunk-Szene wie die Butter zum Brot, skeptische Stimmen gibt es in dieser Szene nicht, und wenn doch, werden sie niedergebrüllt. Vermutlich regnet es auch bei anderen Themengebieten unredliche 5-Sterne-Rezensionen, um den Absatz eines Buches anzukurbeln, das macht die Sache im Fall Sandner jedoch nicht besser. Klar, ich könnte das Sandner-Buch kaufen, um der Lobhudelei etwas entgegen zu setzen, ich denke aber gar nicht daran, die geforderten 14 Euro auszugeben, nur um mich riskanten Blutdruckentgleisungen auszusetzen.

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Rezension

Sandner-Buch: zwölfte 5-Sterne-Rezension

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 21.02.2019, 21:34 (vor 2131 Tagen) @ H. Lamarr

Auf, auf, ihr frisch von Caro ausgehobenen "Elektrosensiblen", das Dienstleistungsgewerbe der Baubiologie mit seinen betroffenen Menschen lauert geduldig darauf, euch armen Teufeln mit seinem umfassenden Knowhow in Schirmung, Messung und Beratung dienen zu dürfen. Fangt schon mal an zu sparen, damit ihr euch uns leisten könnt. Früher oder später kriegen wir euch sowieso.

Das Sandner-Buch hat bis zum 13. Februar zwölf Rezensionen vorzuweisen, ausnahmslos alle Rezensenten sind begeistert und vergeben fünf Sterne. Damit versagt die goldene Bewertungsregel, bei Zweifel an der Ehrlichkeit überschwänglicher Rezensionen zuerst die kritischen Bewertungen zu lesen. Zum Sandner-Buch gibt es keine kritischen Bewertungen. Wahrscheinlich, weil kein Kritiker es lesen mag. Aus meiner Sicht hängt das Geheimnis der lückenlosen Begeisterung auch mit der verräterisch frühen Rezension durch den Baubiologen Wolfgang Maes zusammen. Die Gilde der Baubiologen sollte noch viel mehr Brüder, Söhne, Töchter Schwiegertöchter, Onkel, Tanten, Freundinnen usw. mobilisieren können, eine kleine Gefälligkeit abzuleisten. Auf die Idee, zur Milderung der Unglaubwürdigkeit vereinzelt auch mal gezielt eine Vier- oder gar Drei-Sterne-Rezension mit belanglosen Kritikpunkten (Schrift zu klein, unhandliches Format ...) einzustreuen, kommen diese Marketingdilettanten nicht. Doch das kann sich ja jetzt noch herumsprechen.

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Meine unfreiwillige Flucht vor dem Mobilfunk

KlaKla, Donnerstag, 01.11.2018, 07:27 (vor 2244 Tagen) @ H. Lamarr

Wenn Frau Sandner also, wie sie in ihrer Anekdote schildert, in Haan eine schlaflose Nacht mit Symptomen hatte und erst danach den Sendemast entdeckte, so sind an dieser Schilderung Zweifel angebracht. Unglaubwürdig ist, dass der fieberhaft suchende Ehemann den Sendemasten bei der Auswahl der Pension in Haan unbeachtet gelassen haben will. Die bekannte EMF-Datenbank der BNetzA hätte ihn mühelos vorab in Kenntnis gesetzt, wo in Haan Sendemasten stehen.

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Meine Meinungsäußerung

Endlich – Ursachen für "Elektrosensibilität" entdeckt!

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 23.01.2020, 00:17 (vor 1796 Tagen) @ H. Lamarr

Anekdotische Leseprobe aus einem neuen Buch über "Elektrosensibilität" (Titel: Offline-Modus aktiviert: Meine unfreiwillige Flucht vor dem Mobilfunk) von Carolin Sandner.

Die anerkannte Wissenschaft forscht seit etwa 30 Jahren nach einem glaubwürdigen Wirkmodell, das "Elektrosensibilität" erklären könnte. Weil diese Suche ergebnislos blieb, gilt heute mit Jahr für Jahr größer werdender Wahrscheinlichkeit: Es gibt keinen Kausalzusammenhang zwischen der Einwirkung schwacher elektromagnetischer Felder und den Symptomen, die von überzeugten Elektrosensiblen berichtet werden. Nachgewiesen wurde jedoch: Sobald "Elektrosensible" glauben (oder ihnen ein kleiner technischer Detektor meldet), dass sie befeldet werden, entwickeln einige der Betroffenen tatsächlich Symptome. Erklärbar ist dies mit der bösen Schwester des Placebo-Effekts, dem Nocebo-Effekt.

Frau Sandner aber glaubt, es besser zu wissen. Sie berichtet mit der Inbrunst der Überzeugung, was klipp & klar die Ursachen sind, dass ausgerechnet sie z.B. Mobilfunkfelder ganz & gar nicht verträgt. Auszüge aus ihrem Buch:

Mein Körper reagiert auf hochfrequente Strahlung, die unter anderem durch Mobilfunk erzeugt wird, und auf niederfrequente elektrische und magnetische Felder, wie sie z.B. von Elektrogeräten oder Stromleitungen, die nicht geschirmt sind, produziert werden. Zugrunde liegt eine chronische Borreliose.

Borreliose ist eine Erkrankung, die, wenn sie nicht rechtzeitig und richtig behandelt wird, chronisch werden kann. Sie kann durch Zecken oder Mücken übertragen werden. [...]

Borrelien und Elektrizität und Funk, so hat man herausgefunden, vertragen sich nicht miteinander. Unter Einfluss des Elektrosmogs werden die Borrelien noch aktiver und aggressiver und produzieren noch mehr Gifte als sonst. Hiermit ist die erste Grundlage meiner auffälligen körperlichen Reaktion auf Mobilfunk geschaffen.
[...]
Außerdem erlitt ich vor etwa 20 Jahren bei einem Fahrradunfall ein Hals-Wirbelsäulen-Schleudertrauma, wodurch die Funktion meiner Blut-Hirn-Schranke beeinträchtigt wurde. Die Kombination aus beidem führt bei Exposition, also in direkter Nähe einer Strahlungsquelle, zu massiven Kopfschmerzen. Mein Körper vibriert, viele Gelenke sind ebenfalls betroffen. Drehschwindel setzt ein, Tinnitus kommt hinzu, mein Kurzzeitgedächtnis lässt mich im Stich, ich habe Wortfindungsstörungen. Bin ich längere Zeit exponiert, beginnt mein Herz zu rasen oder setzt für einen Schlag lang aus. An Schlaf ist unter diesen Umständen überhaupt nicht mehr zu denken.[...]

Mutmaßlich war es die behandelnde Homöopathin von Frau Sandner, die "herausgefunden hat", dass sich Borrelien weder mit Elektrizität noch mit Funk vertragen. Und mutmaßlich war es der Astrologe ihrer Wahl, der ihr nach einem Blick auf die Sterne weissagte, ihre nach einem Schleudertrauma geöffnete Blut-Hirn-Schranke ließe auch Funkwellen ungehindert passieren und in ihr Hirn eindringen.

Die offensichtlich pseudowissenschaftlichen Märchen für Erwachsene, die Frau Sandner ihren Lesern einflößt, kommen dennoch gut an. Von inzwischen 17 Rezensenten bei Amazon vergab nur einer vier Sterne, alle anderen waren von Sandners Buch so entzückt, dass sie fünf Sterne spendierten. Womit wieder einmal der Beweis erbracht wurde, Produktbewertungen bei Amazon sind subjektiv, nicht objektiv, und zuweilen so irreführend, dass ein Irrgarten auf dem Münchener Oktoberfest im Vergleich dazu ein Navigationssystem ist. Die befremdliche Konvergenz zwischen Sandner und ihren Rezensenten bricht sich bei einer 5-Sterne-Rezension auf geradezu paradoxe Weise Bahn (Auszug):

Lesenswert für alle, die selbst betroffen sind, für ihre Familien und Freunde. Am besten auch für alle, die denken "Die spinnen doch, das fühlt man doch niemals!"

Ich sehe das anders: Die Einschätzung, "die spinnen doch", kann das Buch nicht im geringsten abschwächen, im Gegenteil, nach ein paar Seiten wird aus dieser Einschätzung bei Skeptikern feste Überzeugung und das Buch fliegt in eine Ecke.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Nocebo, Buch, Tinnitus, Kausalzusammenhang, EHS-Symptome, Wortfindungsstörung, Borreliose, Autor, Drehschwindel, Psychosoziale Belastung, Sandner

Auch Bäume sind sensibel - für den, der's glaubt

Schutti2, Donnerstag, 23.01.2020, 15:07 (vor 1795 Tagen) @ H. Lamarr

Die offensichtlich pseudowissenschaftlichen Märchen für Erwachsene, die Frau Sandner ihren Lesern einflößt, kommen dennoch gut an. Von inzwischen 17 Rezensenten bei Amazon vergab nur einer vier Sterne, alle anderen waren von Sandners Buch so entzückt, dass sie fünf Sterne spendierten. Womit wieder einmal der Beweis erbracht wurde, Produktbewertungen bei Amazon sind subjektiv, nicht objektiv, und zuweilen so irreführend, dass ein Irrgarten auf dem Münchener Oktoberfest im Vergleich dazu ein Navigationssystem ist.

Gestern war in der SZ ein Artikel über Herrn Wohllebens sich gut verkaufende Bücher zu lesen, in denen es um die sensationelle Erkenntnis geht, wonach auch Bäume sozial mitfühlende und mit Bewusstsein ausgestattete Wesen seien.
Biologen seien erschüttert über den pseudowissenschaftlichen Mix von selektiv ausgewählten und zurechtinterpretierten ("Cherry Picking") Aussagen diverser Studien, den Herr Wohlleben in seinen Spiegel-Bestsellern präsentiert.

Zitat aus dem Artikel
"Vielleicht liegt es in der Natur des Menschen, dass er lieber schönen Geschichten glaubt, die in seine Ansichten von der Welt passen, als sich von Fakten aus gut eingelaufenen Gedankenpfaden stoßen zu lassen. Ammer *) erkennt darin ein großes gesellschaftliches Problem. "' Mich macht es traurig zu sehen, wie einfach es ist, allein durch emotionale Darstellung, Dinge als Fakten erscheinen zu lassen, die keine sind.' beschreibt Ammer sein Unbehagen. 'Das sehen wir inzwischen auch in vielen anderen Bereichen und in der Politik'."

*)
Professor für Waldbau und Waldökologie an der Uni Göttingen

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