Smart-Meter schirmen: schlechter Rat bei Gigaherz (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 09.09.2017, 14:00 (vor 2393 Tagen) @ H. Lamarr

Schade, Teilnehmer "paul" hat HUJ die Show gestohlen. Und so reden sie jetzt dort geschäftig von "Netzfiltern" und "Netzabkopplern", beides Produkte der pseudowissenschaftlichen Geschäftemacherei mit Überängstlichen in Privathaushalten: unnötig und überflüssig wie ein Kropf, lediglich netter Umsatzbringer für Elektrobetriebe und Baubiologen.

Mit einem beliebten Trick (Immission weg, Beschwerden weg) schickt "paul" bei Gigaherz einen Ratsuchenden in die Wüste, indem er schreibt:

Finden Sie gratis heraus, was bei Ihnen (Ihre Installation, Ihre Empfindlichkeit) zu machen ist: schlafen Sie ein paar Nächte, wenn alle Sicherungen heraus geschraubt bzw. abgeschaltet sind und gehen mit der Taschenlampe zu Bett.
Wenn Sie sich dann tiefer erholen können, wird es auch etwas bringen, die Netztzuleitung in Angriff zu nehmen.

Liest sich gut und sehr fürsorglich – und ist doch nur lupenreines baubiologisch. Denn selbst wenn der Fragesteller in einem frei stehenden Einfamilienhaus wohnt und daher die Stromleitungen der Nachbarwohnungen den Tipp "Sicherung rausdrehen" nicht konterkarieren, ist der Ratschlag wertlos. Warum? Weil "paul" das Grundgesetz der Verblindung missachtet. Heißt: Wer selber Sicherungen rausdreht und daher weiß, dass die Wohnung stromlos ist, der fühlt sich womöglich nur deshalb besser, weil er glaubt, frei von Immission zu sein (Placebo-Effekt). Der dilettantische Rat von "paul" führt den Ratsuchenden in die Irre, denn dieser glaubt fälschlich (begrenzte Zeit), es gehe ihm wirklich besser, weil er die Sicherungen rausgedreht hat (tatsächlich wirken z.B. elektrische/magnetische Felder aus Nachbarwohnungen weiterhin ohne sein Wissen auf ihn ein). Statt des angestrebten Kausalzusammenhangs erfährt der Betroffene nur einen ganz anderen Zusammenhang (die Kraft der Einbildung).

Brauchbar wäre der Rat von "paul" erst dann, wenn der Betroffene während seines Versuchs nicht weiß, ob er Feldern ausgesetzt ist oder nicht. In klinischen Tests ist dies einfach, ein Proband bekommt z.B. gleich aussehende Pillen mal mit mal ohne den zu testenden Wirkstoff. Bei Elektrochondern ist es schwieriger, denn jeder merkt schnell, wenn ein anderer heimlich die Sicherungen rausgedreht hat. So gesehen ist der Rat von "paul" eine absolute Nullnummer, deren Unzulänglichkeiten sich mit vertretbarem Aufwand nicht beseitigen lassen.

Dass "paul" von alledem nichts weiß und den Betroffenen mit seinem schlechten Rat auch noch in die Irre führt, macht deutlich: "paul" mag Elektriker oder Ex-Elektriker sein, die einfachsten Regeln eines wissenschaftlichen Versuchsdesigns sind ihm fremd. Oder er ist ein unseriöser Baubiologe und desinformiert öffentlich in schlichter kommerzieller Absicht.

Schlimm ist bei Gigaherz nicht so sehr, dass man dort schlecht beraten wird, dies ist in allen Foren ein latentes Risiko. Schlimm ist, dass der Desinformation, die "paul" dort einstreut, nicht an Ort und Stelle widersprochen wird, der Stuss deshalb weiterleben und noch viele andere in die Wüste schicken darf.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Baubiologe, Elektrochonder, Trick, Verkaufspsychologie


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